Cube AMS One11 C:68X Pro 29 im TestMarathon war gestern!

Jan Timmermann

 · 30.08.2025

Wenig Federweg, wenig Gewicht: Kann das Downcountry-Fully von Cube damit auf Tour und Trail punkten?
Foto: Max Fuchs
Das Cube AMS One11 stammt von einem Race-Fully ab. Doch am schicken Carbon-Rahmen hängen Teile, die statt für die Marathon-Distanz für den Spaß auf dem Trail entwickelt wurden. Wie gut funktioniert so ein Downcountry-Ansatz auf Tour und kann das günstige Cube Bike seinen Gegner von Canyon abhängen?

Auf den ersten Blick versetzt uns das Cube AMS One11 C:68X Pro 29 ins Staunen. Wow! Der Carbonrahmen in Hochglanz-Metallic-Lackierung und formschön abgedeckten Hinterbaulagern kommt gut an. Dazu ringen uns die Shimano-XT-Schaltung und die Newmen-Teile ein anerkennendes Kopfnicken ab. Zum attraktiven Preis von 3799 Euro stellt Cube ein wirklich schönes Fully auf die Reifen. Das Konzept mit 120 Millimetern Federweg vorne, beziehungsweise 110 Millimetern hinten, Trail-tauglicher-Ausstattung und fairem Preisschild dürfte viele Touren-Biker magisch anziehen. Da braucht es schon ein geschultes Auge, um an diesem Deal auf dem Händler-Parkplatz irgendwelche Haken zu erkennen. Im direkten Vergleich mit dem Canyon Lux Trail CF7 fanden wir aber doch noch das ein oder andere Haar in der Suppe.

Das Cube AMS One11 C:68X Pro 29 für 3799 Euro ist mit seiner schicken Metallic-Lackierung ein echter Blickfang.Foto: Max FuchsDas Cube AMS One11 C:68X Pro 29 für 3799 Euro ist mit seiner schicken Metallic-Lackierung ein echter Blickfang.

Cube AMS One11 C:68X Pro 29 im Detail

  • Preis: 3799 Euro >> hier erhältlich
  • Einsatzgebiet: Downcountry (Marathon bis Trail)
  • Federweg: 120 / 110 mm
  • Laufradgröße: 29”
  • Gewicht: 12,9 kg (BIKE-Messung ohne Pedale)
  • Material Rahmen: Carbon
  • Maximal zulässiges Gesamtgewicht: 115 kg
  • Garantie: 3 Jahre
  • Besonderheiten: zwei Flaschenhalter

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Das Cube Fully nimmt zwei Flaschenhalter auf. Diese können auf dem Unterrohr in Reihe montiert werden.Foto: Max FuchsDas Cube Fully nimmt zwei Flaschenhalter auf. Diese können auf dem Unterrohr in Reihe montiert werden.

Ausstattung

  • Gabel: Rockshox Recon RL Gold
  • Dämpfer: Rockshox Deluxe Select+
  • Schaltung / Bandbreite: Shimano XT / 510%
  • Bremsen: Magura MT-Thirty, 180 / 180 mm
  • Laufräder: Newmen Performance 30 Light
  • Reifen: Maxxis Forekaster 3C MaxxTerra Exo TR, 29 x 2,40
  • Sattelstütze / Hub: Cube Dropper / 150 mm
Die Rockshox Recon stammt nicht unbedingt aus dem Hochglanz-Regal. Die Sensibilität konnte uns überzeugen, der Gegenhalt der Dämpfung leider nicht.Foto: Max FuchsDie Rockshox Recon stammt nicht unbedingt aus dem Hochglanz-Regal. Die Sensibilität konnte uns überzeugen, der Gegenhalt der Dämpfung leider nicht.

So schlägt sich das Touren-MTB von Cube in der Praxis

Ein Blick auf die Geometrietabelle verrät, dass Cube am AMS One11 in Sachen Sitzposition einen konservativen Weg wählt. Der Sitzwinkel fällt extrem flach, das Oberrohr trotzdem kurz aus. So kommt es, dass der Fahrer zwar recht ausgewogen im Sattel Platz nimmt, jedoch kaum Druck auf die Front bringt. Zusammen mit positiv gewinkeltem Vorbau und 25 Millimeter Lenker-Rise steigt das Vorderrad an steilen Rampen deutlich schneller als bei Canyon. Bei seichten Steigungen im welligen Gelände geht die Rechnung noch auf, dann stört eher das höhere Laufrad- und Gesamtgewicht. Der Dämpfer verzichtet auf einen Lenker-Remote, wippt jedoch nur wenig und kann via Plattform-Hebel zusätzlich beruhigt werden. Die griffigen Reifen können die schwache Traktion des Hinterbaus leider nicht kaschieren. Bergauf bleibt das Cube hinter dem leichteren und sportlicheren Duellgegner von Canyon zurück.

Der Duellpartner von Canyon ist dem Cube AMS One11 eng auf den Versen. Im Uphill zieht das Cube den Kürzeren.Foto: Max FuchsDer Duellpartner von Canyon ist dem Cube AMS One11 eng auf den Versen. Im Uphill zieht das Cube den Kürzeren.Die Sitzposition an Bord des Downcountry-Bikes von Cube fällt ausgewogen aus.Foto: BIKE-MagazinDie Sitzposition an Bord des Downcountry-Bikes von Cube fällt ausgewogen aus.Mit positiv gewinkeltem Vorbau und Riser-Lenker baut die Front des Cube hoch. Das hat Vor- aber auch Nachteile.Foto: Max FuchsMit positiv gewinkeltem Vorbau und Riser-Lenker baut die Front des Cube hoch. Das hat Vor- aber auch Nachteile.

Neigt sich die Tour gen Tal, vermitteln die hohe Front und der flache Lenkwinkel des Cube AMS One11 C:68X Pro 29 viele Sicherheitsreserven. Selbst mit richtig steilen Trails kommt die Geo des kurzhubigen Cubes gut zurecht. Ähnlich eines klassischen Trailbikes steht der Pilot entspannt im Bike und das kontrollierte Handling gibt sich gefällig. Cube beweist eindrucksvoll, dass heute auch günstige Fahrwerkskomponenten feinfühlig funktionieren können. Die einfache Rockshox-Recon und der Trailbike-Dämpfer Deluxe filtern Schläge erstaunlich sensibel aus dem Trail. Wird das Gelände anspruchsvoller und die Fahrt flotter, geizt die Gabel allerdings mit Progression und kommt trotz mehr Federweg früher ans Limit als der Hinterbau. Apropos: Dieser setzt nicht, wie bei Racebikes üblich auf einen Flexpivot, sondern auf ein zusätzliches Lager in der Kettenstrebe. Bei schneller Schlagabfolge hilft das leider nicht. Dann parieren die lediglich 110 Millimeter Federweg im Heck hölzern und der Hinterbau fängt im Wurzel-Stakkato schon mal das Stottern an.

Statt auf einen Flexpivot setzt der Hinterbau des Cube AMS One11 C:68X Pro 29 auf einen zusätzlichen Lagersitz. Das bringt etwas Mehrgewicht mit.Foto: Max FuchsStatt auf einen Flexpivot setzt der Hinterbau des Cube AMS One11 C:68X Pro 29 auf einen zusätzlichen Lagersitz. Das bringt etwas Mehrgewicht mit.

Einsatzbereich

Bewertung des Cube AMS One11 C.68X Pro 29 im BIKE-Spinnendiagramm: Uphill, Spieltrieb und Downhill bezieht sich auf das Fahrverhalten. Je größer der Ausschlag, desto besser die Eignung. Die Bewertung der Ausstattung setzt sich aus unterschiedlichen Punkten wie Qualität, Verarbeitung, Usability, Flaschenhaltervolumen und Sattelversenkbarkeit zusammen. Der Ausschlag beim Vortrieb bezieht sich auf den Einfluss von Gesamtgewicht und Laufradträgheit.

BIKE-Spinnendiagramm zum Cube AMS One11 C:68X Pro 29.Foto: BIKE-MagazinBIKE-Spinnendiagramm zum Cube AMS One11 C:68X Pro 29.Das Handling des Downcountry-Bikes von Cube ist unkompliziert und bringt deshalb auf dem Trail viel Freude. Kleine Hüpfer gehen easy von der Hand. Manuals brauchen aufgrund der langen Kettenstreben viel Zug.Foto: Max FuchsDas Handling des Downcountry-Bikes von Cube ist unkompliziert und bringt deshalb auf dem Trail viel Freude. Kleine Hüpfer gehen easy von der Hand. Manuals brauchen aufgrund der langen Kettenstreben viel Zug.

Der Teufel liegt im Detail

Auch wenn das Cube im ersten Eindruck erfreulich viel fürs Geld bietet, entlarven Profis ziemlich schnell einige Schwachstellen im Paket. Die Newmen-Felgen stammen aus dem untersten Fach des Produkt-Portfolios und sind gesteckt anstatt verschweißt. Obwohl auf dem Schaltwerk das prestigeträchtige Shimano-XT-Logo prangt und der XT-Hebel schön knackig am Finger liegt, entspringen Kassette und Kette “nur” der SLX-, beziehungsweise Deore-Serie. Die einen nennen das einen Blender, die anderen geben ohnehin nichts auf teure Verschleißteile. Beim Thema Servicefreundlichkeit bleibt allerdings kein Diskussionsspielraum. In dieser Kategorie der BIKE-Bewertung schneidet das Cube AMS One11 außerordentlich schlecht ab. Die abgedeckten Hinterbaulager sind zwar schön anzuschauen, machen beim Bedarf nach einem Wechsel aber zusätzliche Zeit in der Werkstatt notwendig.

Sexy, aber unzugänglich: Abgedeckte Lager sehen schön aus, machen einen Wechsel aber zeitintensiv.Foto: Max FuchsSexy, aber unzugänglich: Abgedeckte Lager sehen schön aus, machen einen Wechsel aber zeitintensiv.Bei der BIKE-Bewertung der Servicefreundlichkeit schneidet das Cube Fully auffällig schlecht ab.Foto: BIKE-MagazinBei der BIKE-Bewertung der Servicefreundlichkeit schneidet das Cube Fully auffällig schlecht ab.Die Newmen Laufräder am Cube sind schick und unauffällig, allerdings eher Einsteiger-Ware.Foto: Max FuchsDie Newmen Laufräder am Cube sind schick und unauffällig, allerdings eher Einsteiger-Ware.

Mit einem verpressten Tretlager und kaum Rahmenschutz lassen die Bayern zusätzliche Nachhaltigkeits-Punkte liegen. Wer lange an seinem Cube-Bike Spaß haben möchte, sollte vor Gebrauch in Schutzaufkleber und Protektoren für die Kettenstrebe investieren, denn ab Werk kommt das Chassis quasi nackt. Auf dem Trail rächt sich der knausrige Rahmenschutz. Die Schaltwerksdämpfung reicht nicht aus, um Kettenschlag zu verhindern, und der Antriebsstrang knallt lautstark aufs Carbon. Eine weitere Sparmaßnahme betrifft die Bremsanlage. Die simple Magura MT Thirty ist bereits ab 60 Euro pro Paar zu erstehen. Sie braucht eine extrem lange Einbremszeit und ist anschließend trotzdem eine ganze Klasse schwächer als die Shimanos am Canyon. Immerhin: Alle Tester lobten die guten Griffe am Cube AMS One11 C:68X Pro 29.

Trotz vier Kolben am Vorderrad konnte uns die Magura-Bremse nicht überzeugen. Da haben günstige Shimano-Stopper mehr Power.Foto: Max FuchsTrotz vier Kolben am Vorderrad konnte uns die Magura-Bremse nicht überzeugen. Da haben günstige Shimano-Stopper mehr Power.

Messdaten aus dem BIKE-Testlabor

  • Gesamtgewicht: 12,89 kg (ohne Pedale)
  • Gewicht Laufräder: 4927g (pro Satz mit Reifen, Kassette, Bremsscheiben)
  • Laufradträgheit: 3861 kg x cm² (je niedriger der Wert, desto leichter zu beschleunigen)
Einen Pluspunkt konnten wir in Sachen Wartungsfreundlichkeit dann doch entdecken: Anstatt durch den Steuersatz laufen die Leitungen klassisch durchs Steuerrohr in den Carbon-Rahmen von Cube.Foto: Max FuchsEinen Pluspunkt konnten wir in Sachen Wartungsfreundlichkeit dann doch entdecken: Anstatt durch den Steuersatz laufen die Leitungen klassisch durchs Steuerrohr in den Carbon-Rahmen von Cube.BIKE-Messung der Geometrie des Cube AMS One11 in Rahmengröße L.Foto: BIKE-MagazinBIKE-Messung der Geometrie des Cube AMS One11 in Rahmengröße L.BIKE-Messung der Seitensteifigkeit in N/mm getrennt für das vordere Rahmendreieck inklusive der verbauten Gabel (vorne) und dem Hinterbau (hinten).Foto: BIKE-MagazinBIKE-Messung der Seitensteifigkeit in N/mm getrennt für das vordere Rahmendreieck inklusive der verbauten Gabel (vorne) und dem Hinterbau (hinten).Der Maxxis Forekaster ist nicht gerade ein schneller Race-Reifen. Im Trail-Einsatz macht das Gummi aber eine gute Figur.Foto: Max FuchsDer Maxxis Forekaster ist nicht gerade ein schneller Race-Reifen. Im Trail-Einsatz macht das Gummi aber eine gute Figur.

Bewertung

Die BIKE-Note setzt sich aus Eindrücken der Testfahrer und Labormesswerten zusammen. Die Note ist preisunabhängig und analog zum Schulnotensystem (Notenspektrum: 0,5-5,5).

Fahrverhalten

  • Uphill-Fahrverhalten (15 %): 3,50
  • Uphill Effizienz Fahrwerk (15 %): 3,00
  • Spieltrieb (8 %): 1,25
  • Downhill Fahrverhalten (12 %): 2,00
  • Downhill Fahrwerk (15 %): 3,25
  • Note Fahrverhalten: 2,77

Labor

  • Gewicht ohne Pedale (6 %): 3,50
  • Trägheit Laufräder (4 %): 3,00
  • Note Labor: 3,3

Ausstattung

  • Ausstattungsqualität (5 %): 2,68
  • Usability / Mehrwert (5 %): 4,00
  • Transportvolumen Flaschenhalter (5 %): 1,25
  • Versenkbarkeit Sattel (5 %): 1,00
  • Qualität / Verarbeitung (5 %): 1,75
  • Note Ausstattung: 2,14

Gesamtnote: 2,7

Kurbel, Schaltwerk und -hebel aus der Shimano-XT-Baureihe bescheren dem Cube Ausstattungs-Punkte. Mit Details, wie einem fehlenden Kettenstrebenschutz macht das AMS One11 seinen Vorsprung wieder zunichte.Foto: Max FuchsKurbel, Schaltwerk und -hebel aus der Shimano-XT-Baureihe bescheren dem Cube Ausstattungs-Punkte. Mit Details, wie einem fehlenden Kettenstrebenschutz macht das AMS One11 seinen Vorsprung wieder zunichte.

BIKE-Fazit

Das schnittige Cube AMS One11 C:68X Pro 29 ist ein klasse Mountainbike für Einsteiger, die am liebsten vielseitige Touren unter die Stollen nehmen. Auf einfachen Trails zeigt es sich gutmütig und unkompliziert. Radikaleren Fahrmanövern stehen Fahrwerk und Ausstattung teils im Weg. Obacht: Einige Details entlarven ihre Defizite erst auf den zweiten Blick. - Jan Timmermann, BIKE-Redakteur

Pro

  • entspannte Sitz- und Fahrposition
  • Vielseitigkeit
  • tolle Optik
  • attraktiver Preis

Contra

  • steigendes Vorderrad in steilen Anstiegen
  • mangelnde Fahrwerkskontrolle
  • schwache Bremsen
  • schlechte Servicefreundlichkeit
BIKE-Redakteur Jan TimmermannFoto: Georg GrieshaberBIKE-Redakteur Jan Timmermann

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