Canyon Lux Worldcup CFRLuca Schwarzbauers Race-Fully - das vielleicht schnellste der Welt?

Max Fuchs

 · 04.04.2025

Luca Schwarzbauer und sein Canyon Lux Worldcup CFR auf seinem Hausberg in Weilheim an der Teck.
Foto: Max Fuchs
Luca Schwarzbauer gilt als Deutschlands größte Cross-Country-Hoffnung und der gesamte Weltcup-Zirkus fürchtet seinen brachialen Antritt. Grund genug, sein Canyon Lux Worldcup mit all seinen Raffinessen in unserem BIKE-Check genauer unter die Lupe zu nehmen.

Der Profi: Luca Schwarzbauer

Luca Schwarzbauer und sein Canyon Lux Worldcup CFR auf seinem Hausberg in Weilheim an der Teck.Foto: Max FuchsLuca Schwarzbauer und sein Canyon Lux Worldcup CFR auf seinem Hausberg in Weilheim an der Teck.

Name: Luca Schwarzbauer
Größe: 1,79 Meter
Körpergewicht: 76 Kilo
Größter Erfolg: Gesamtsieger des XCC-Weltcups 2023

Das Bike: Canyon Lux Worldcup CFR

Trotz 1,79 Körpergröße fährt der Schwabe sein Racebike in Rahmengröße S.Foto: Max FuchsTrotz 1,79 Körpergröße fährt der Schwabe sein Racebike in Rahmengröße S.
  • Name: Canyon Lux Worldcup CFR
  • Größe: S, 430 Millimeter Reach
  • Gewicht: 10,7 Kilogramm fahrbereit
  • Federweg: 110/100 Millimeter
  • Federgabel: Rockshox Sid SL Ultimate Flight Attendant / 87 psi / 2 Tokens
  • Dämpfer: Rockshox Sidluxe Ultimate Flight Attendant / 104 psi / extra progressive Luftkammer
  • Laufräder: DT Swiss XRC 1200 Spline / 29 Zoll / Tubeless / Turbolight Diamana SL XC-Einsätze
  • Reifen: vorne Schwalbe Racing Ray 2,35; 1,28 bar / hinten Schwalbe Racing Ralph 2,35; 1,35 bar
  • Besonderheiten: K.I.S-Lenkassistent, Custom-Dämpfer

Mehr Profi-Bikes im Check

Das Protokoll zu Lucas Bike-Setup

Auf der weißen Fläche hinterlassen die Mechaniker Notizen zum Reifen-Setup. Nur so behält man im chaotischen Fahrerlager den Überblick.Foto: Max FuchsAuf der weißen Fläche hinterlassen die Mechaniker Notizen zum Reifen-Setup. Nur so behält man im chaotischen Fahrerlager den Überblick.Die Fahrwerkssteuerung gelingt an Schwarzbauers Racebike nicht manuell über einen Remote-Hebel. Stattdessen wählt das elektronische Flight-Attendant-System automatisch das effizienteste Set-up.Foto: Max FuchsDie Fahrwerkssteuerung gelingt an Schwarzbauers Racebike nicht manuell über einen Remote-Hebel. Stattdessen wählt das elektronische Flight-Attendant-System automatisch das effizienteste Set-up.

Größenwahn

Bis zuletzt war mein Bike-Setup wohl das außergewöhnlichste im gesamten Weltcup: Ich fuhr mit 1,79 Meter Körpergröße einen S-Rahmen und saß extrem tief. Dazu habe ich meinen Sattel immer superweit nach hinten geschoben und zusätzlich eine um acht Millimeter nach hinten gekröpfte Sattelstütze montiert. Gepaart mit meiner tiefen und langen Front saß ich so trotz des kleinen Rahmens sehr gestreckt auf meinem Bike. Für die neue Saison habe ich meinen Bike-Fitter gewechselt und mein Setup entspricht nun etwas mehr der Norm. Die größte Veränderung: Meine Sitzhöhe ist um 20 Millimeter nach oben gewandert. Seither fehlt mir in der Abfahrt die Beinfreiheit, weswegen ich neuerdings auch mit einer Teleskopstütze unterwegs bin.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Extrawurst

Damit Luca bei härteren Schlägen trotz softem Set-up nicht im Federweg versinkt, hat Rockshox seinem Dämpfer eine spezielle Luftkammer verpasst.Foto: Max FuchsDamit Luca bei härteren Schlägen trotz softem Set-up nicht im Federweg versinkt, hat Rockshox seinem Dämpfer eine spezielle Luftkammer verpasst.

Die Standard-Dämpferabstimmung des Canyon Lux war mir von Anfang an zu linear. Damit ich auf holprigen Trails nicht immer aus dem Sattel muss, um Druck auf die Pedale zu bringen, bevorzuge ich ein sehr progressives Setup. Das heißt konkret: Bis zum SAG-Punkt ist das Fahrwerk sehr aktiv und spricht supersensibel an. So kann ich zum Beispiel Wurzelteppiche im Sitzen locker wegdrücken. Damit ich bei härteren Schlägen aber nicht im Federweg versinke, nimmt der Gegenhalt darüber hinaus extrem zu. Um das zu erreichen, hat Rockshox meinem Dämpfer eine spezielle Luftkammer verpasst.

Assistenzsystem

Das K.I.S.-System (keep it stable) ist ein Lenkassistent, der die Kontrolle bei langsamer Fahrt oder auf rutschigen Böden spürbar verbessert.Foto: Max FuchsDas K.I.S.-System (keep it stable) ist ein Lenkassistent, der die Kontrolle bei langsamer Fahrt oder auf rutschigen Böden spürbar verbessert.

Ein weiterer Unterschied zum Serienrad ist das K.I.S.-System. Dabei spannen sich beim Einlenken zwei Zugfedern im Oberrohr. Diese Federkraft wirkt wie eine Mittelzentrierung für das Vorderrad und verbindet die ansonsten freie Lenkung mit dem Rest des Bikes. Für mich ist das vor allem auf rutschigem Untergrund ein absoluter Gamechanger. Hier ermöglicht mir das System ein neues Level an Kontrolle.

Kurbel-Quetscher

Auf der Startgeraden, beim Shorttrack oder im Zielsprint geht es oft so schnell zur Sache, dass mir mit einem klassischen 32er-Kettenblatt immer die Gänge ausgehen. Deshalb fahre ich fast ausschließlich ein Kettenblatt mit 38 Zähnen. Damit bekomme ich auch bei hohen Geschwindigkeiten genügend Druck aufs Pedal. Einzige Ausnahme: die extrem steile Strecke in Leogang. Dort musste ich bisher immer auf ein 36er Kettenblatt downsizen.

Das letzte Gramm

Race-Fullys mit 120 Millimetern Federweg sind im Weltcup eigentlich Standard. Nicht aber bei Luca. Aus Gewichtsgründen setzt er nach wie vor auf eine leichtere Gabel mit 110 Millimetern Hub.Foto: Max FuchsRace-Fullys mit 120 Millimetern Federweg sind im Weltcup eigentlich Standard. Nicht aber bei Luca. Aus Gewichtsgründen setzt er nach wie vor auf eine leichtere Gabel mit 110 Millimetern Hub.

Die meisten meiner Konkurrenten fahren 120er Federgabeln mit dickeren Standrohren. Dass ich als verhältnismäßig kräftiger Fahrer dennoch auf die schlanke Rockshox Sid SL mit 110 Millimeter Hub setze, hat nur einen Grund: das geringere Gewicht. Eine leichte Front lässt sich einfach besser handeln – die geringere Steifigkeit und den kurzen Federweg nehme ich dafür gerne in Kauf.

Die letzten Prozente

Das Material spielt eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, im Rennen zu performen. Aber ich bin kein Tech-Nerd, der immer versucht, das letzte Prozent aus seinem Bike herauszutunen. Mir reichen 95 Prozent. Ich konzentriere mich lieber darauf, dass ich selbst bestmöglich funktioniere.

Meistgelesen in der Rubrik Fahrräder