Bulls Wild Edge TeamErschwingliches Highend-Race-Fully im Test

Max Fuchs

 · 02.09.2025

Bulls Wild Edge Team 10,9 kg1  / 120/120 mm / 29" / 6999 Euro / Carbon
Foto: Max Fuchs

Mit frischer Geometrie, mehr Federweg und Vario-Stütze schärft Bulls das Wild Edge für technische Cross-Country-Kurse. Der Klassiker im neuen Gewand soll sportliche Langstreckenfahrer genauso abholen wie moderne Racer. Auf dem Papier ein Volltreffer – doch wie schlägt sich die Team-Version im direkten Vergleich?

Den überarbeiteten Marathon-Klassiker von Bulls bekamen wir zum ersten Mal auf der Eurobike 2024 zu Gesicht. Mit einem komplett neuen Rahmendesign, 20 Millimeter mehr Federweg, einer Variosattelstütze ab Werk und einer längeren, flacheren Geometrie hat die ZEG-Marke das Wild Edge für den modernen Cross-Country-Einsatz optimiert. Bulls lotet hier jedoch keineswegs die Extreme aus, sondern möchte sich mit dem Bike weiterhin an den klassischen Marathon-Fahrer richten – so unser erster Eindruck damals auf der Messe in Frankfurt.

Fakten Bulls Wild Edge Team

FaktWert
Preis (UVP)6999 Euro
RadtypMarathon-Fully
Laufradgröße29″
Federweg (v/h)120 mm / 120 mm
RahmenmaterialCarbon
Gesamtgewicht10,92 kg (ohne Pedale)
Rahmengewicht2239 g (ohne Dämpfer)
Laufradgewicht (Satz)3695 g (inkl. Reifen, Kassette, Scheiben)
Laufradträgheit2727 kg·cm²
KomponenteDetails
Gabel / DämpferRockshox SID Ultimate / Rockshox SID Luxe Ultimate
SchaltungSram XX Eagle Transmission
Übersetzungsbandbreite520 %
BremsenShimano XTR BR-M9100 / 180 mm vorne, 160 mm hinten
LaufräderMavic Crossmax Carbon
ReifenSchwalbe Racing Ray / Racing Ralph Addix Speed Super Race, 29 × 2,25″
Sattelstütze / HubRumble Escalator Ultra / 150 mm
Lenker-Vorbau-EinheitCarbon-Monocoque
Max. Systemgewicht125 kg
Garantie2 Jahre

Ein Streber auf dem Papier

Als wir die Team-Ausführung des Bikes fast ein Jahr später gegen die Konkurrenz von MMR und Megamo testen, verfestigt sich dieser Eindruck. Der Reach fällt im Vergleich am längsten aus. Gepaart mit dem 80-Millimeter-langen Negativ-Vorbau und dem flachsten Sitzwinkel sitzt man auf dem Bulls extrem gestreckt – so, wie es die Marathon-Fraktion eben liebt. Druck auf der Front? Mehr als genug. Dazu noch die schnelle Reifen-Kombi von Schwalbe, und das Wild Edge animiert in der Ebene zum Vollgasfahren. Gesamtgewicht, Laufradgewicht und Laufradbeschleunigung: alles Bestwerte. So sichert sich der Kandidat in der Laborwertung den Punktesieg.

Die Geometriedaten des Bulls Wild Edge Team aus dem BIKE-Testlabor.Foto: BIKEDie Geometriedaten des Bulls Wild Edge Team aus dem BIKE-Testlabor.

Mit der edelsten Transmission-Schaltgruppe von Sram, Carbonlaufrädern und Federelementen aus der Ultimate-Baureihe von Rockshox sammelt das Bulls auch bei der Ausstattung mächtig Punkte. Einziges Manko: Bulls gewährt lediglich die gesetzlich vorgeschriebenen zwei Jahre Gewährleistung auf das Wild Edge.

Der Eingelenker-Hinterbau des Bulls flext nicht nur in der Praxis am stärksten,  sondern liefert auch auf unserem Prüfstand die niedrigsten Steifigkeitswerte.
Foto: Max Fuchs

Die Geometrie des Bulls Wild Edge limitiert

Bis hierhin scheint das Gesamtpaket des Wild Edge Teams quasi makellos. In der Praxis muss sich der Branchenriese seinen beiden Kontrahenten aus Spanien jedoch geschlagen geben. In technischen Uphills erschwert die extrem gestreckte Sitzposition die Kontrolle. Ausgleichsbewegungen, mal schnell das Vorderrad anheben oder das Heck nachziehen? All das gelingt mit der Konkurrenz deutlich leichter. Zudem lässt das Ansprechverhalten des Hinterbaus unter Kettenzug zu wünschen übrig. Komfort und Traktion haben uns bei MMR und Megamo besser gefallen.

Kein Kuschel-Fully: Das straffe Fahrwerk belohnt Körpereinsatz – erwartet aber auch aktive Fahrerhände.Foto: Max FuchsKein Kuschel-Fully: Das straffe Fahrwerk belohnt Körpereinsatz – erwartet aber auch aktive Fahrerhände.

Im Downhill hat das Bike ebenfalls das Nachsehen. Schade eigentlich, denn die lange Geometrie erzeugt viel Laufruhe. Doch die tiefe Front und die gestreckte Fahrposition beschneiden das Selbstvertrauen im Grenzbereich. Fehlerverzeihend? Fehlanzeige. Der Griff zur kleineren Größe könnte die Fahrposition etwas entschärfen – Bulls empfiehlt Größe L erst ab 1,80 Meter. Bei harten Landungen oder dicken Brocken vermittelt das Heck viel Federweg und wirkt potenter als die Konkurrenz. Sobald die Schläge jedoch schneller auf das Fahrwerk einprasseln, reicht der Hinterbau die Stöße oft ungedämpft zum Fahrer durch. Auch schade: Im rauen Gelände klappern die Züge im Rahmeninneren.

Bewertung Bulls Wild Edge Team – Kategorie: Marathon

KategorieBIKE-NoteKommentar
Fahrverhalten3,2Spritzig im Antritt, aber Geometrie erschwert Handling, wenig sensibles Fahrwerk
Labor1,5Sehr leicht, top Messwerte bei Laufradträgheit und Gewicht
Ausstattung1,6Hochwertige Komponenten, sehr gute Gesamtqualität
Gesamtnote2,6
Die Fahreigenschaften des Bulls Wild Edge Team im Spinnendiagramm.Foto: BIKEDie Fahreigenschaften des Bulls Wild Edge Team im Spinnendiagramm.

Fazit Max Fuchs, BIKE-Testredakteur

Das Bulls ist schön leicht, super ausgestattet, und die Sitzposition ist extrem sportlich. Es scheint fast so, als hätten die Entwickler das Wild Edge speziell für Etappenrennen mit langen Flachpassagen konzipiert. Hier kommen die Stärken des Bulls nämlich zur Geltung. Sobald man sich aber auf technisch anspruchsvolle Trails begibt, verpasst die konsequente Ausrichtung dem Fahrspaß einen Dämpfer.

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