„Noch nie war ein Racefully so leicht, vortriebsstark und gleichzeitig so souverän bergab.“ Mit diesen Worten versuchte mir die BIKE vor knapp einem Jahr das Arc8 Evolve FS als Dauertest-Bike schmackhaft zu machen. Als Hobby-Rennfahrer sei ich der perfekte Kandidat, um zu prüfen, ob das Testsieger-Bike auch auf Dauer hält, was es verspricht – nämlich Bestzeiten, bergauf wie bergab. Ich schlug ein. Die folgenden acht Monate fütterte ich das Arc8 mit rund 3000 Kilometern und 70 000 Höhenmetern. Den Großteil der Strecke legte ich dabei während des Trainings auf meinen Hometrails um Würzburg zurück. Um den Kandidaten gelegentlich aus der Reserve zu locken, entführte ich das Evolve FS im Trainingslager auch auf grobe Trails in den Alpen. Seine Rennkompetenz durfte das Arc8 unter anderem beim Riva-Bike-Marathon unter Beweis stellen.
Ich sage das nur ungern über mich, aber als Rennfahrer bin ich beim Bike-Setup echt pingelig. Das Arc8 bietet zwar eine super Basis, etwas Feintuning war dann aber doch nötig, um es perfekt an meine Bedürfnisse anzupassen. Erste Amtshandlung: Lenker kürzen. 800 Millimeter sind für ein Racebike irre breit. Mein Sweetspot liegt bei 750 Millimetern. Zudem wich der vormontierte Sattel einem Hypersaddle von Bike Ahead. Der drückt nicht nur das Gewicht ein wenig, sondern bietet mir bei langen Ausfahrten auch mehr Komfort. Dazu noch eine Rotor-Powermeter-Kurbel für exakte Leistungsdaten sowie die obligatorischen zwei Flaschenhalter, und das Carbon-Geschoss war bereit für die Rennstrecke.
Nach dem ersten Marathon-Einsatz flogen dann noch beide Volumenspacer aus der Gabel. Warum? Die Front war mir zu progressiv. Auf der Langdistanz litten darunter vor allem meine Schultern. Mit der größeren Luftkammer arbeitet die Gabel aber sehr sensibel, und ich nutzte von da an auch den kompletten Federweg. Einziger größerer Kritikpunkt: Am Cockpit sieht es aus wie bei Hempels unterm Sofa. Die Längen aller Züge und Leitungen sind nicht gut auf die Rahmengröße angepasst. Bei zwei Bremsleitungen und drei Zügen (Dropperpost, Lockout, Schaltung) entsteht so ein riesengroßer Kabelsalat – da hätte ich mir bei einem 8999 Euro teuren Bike eine sauberere Lösung gewünscht.
Was die Haltbarkeit angeht, hatte ich besonders die außergewöhnliche Hinterbau-Konstruktion auf dem Kieker. Die minimalistische Dämpferanlenkung mit den beiden Führungszylindern spart Gewicht, erhöht die Steifigkeit und simuliert gleichzeitig einen unendlich langen Umlenkhebel. Das bringt rein funktional nur Vorteile. Was die Haltbarkeit angeht, war ich aber skeptisch. Um den Worst Case zu simulieren, bekam das Bike nur die nötigste Wartung und den Dampfstrahler zu spüren.
Doch das Arc8 hat auch nach dem achten Monat für meinen lieblosen Umgang nur ein müdes Lächeln übrig. Knarzen oder andere nervige Geräusche? Fehlanzeige! Auch die Durchsicht im BIKE-Labor spricht für das Arc8: Alle Lager laufen leicht und ohne Spiel, die Führungszylinder sehen aus wie neu und auch die Abstreifringe sind noch intakt. Wer das Arc8 länger als eine Saison fahren möchte, sollte aber gelegentlich mal einen Blick hinter die Abstreifringe werfen. Hier hat sich bei meinem Testbike Staub und feiner Dreck angesammelt. Ansonsten zeigt das Bike nur gewöhnliche Gebrauchsspuren: Die Bremsscheiben sind fällig, die Schaumstoffgriffe verschlissen und die Beläge müssten erneuert werden.
Selbst nach acht Monaten im Dauereinsatz begeistert mich das Arc8 Evolve FS wie am ersten Tag. Den Schweizern ist hier in meinen Augen das perfekte Racebike gelungen: schnell auf der Rennstrecke, spaßig im Alltag und vor allem langlebig. Bravo!