Die Idee, Mountainbikes mit 32-Zoll-Laufrädern auszustatten, schwebt schon seit Jahren durch Entwicklungsabteilungen und Internetforen – doch ernst genommen hat sie lange niemand. Zu sperrig, zu schwer, zu unrealistisch für die Praxis, so lautete der Konsens. Doch das hat sich mit einem Schlag geändert: Faction Bike Studio präsentierte auf der Eurobike 2025 sein Konzeptbike Big Ben – und zeigt damit eindrucksvoll, was mit den neuen Riesenrädern möglich ist. Auch die zweite Sensation lässt nicht lange auf sich warten: Am vergangenen Wochenende wurde beim XC-Weltcup in Andorra ein Prototyp von BMC während des Trainings auf der Rennstrecke gesichtet.
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Mit dem Big Ben zeigt Faction Bike Studio auf der Eurobike, wo der Hammer hängt – und wo der Trend hingeht. Auf die No-Name-Laufräder des Konzept-Fullys hat Maxxis seinen serienreifen Aspen in 32 Zoll gezogen. Spätestens jetzt, wo wir zum ersten Mal ein ernstzunehmendes Fully mit den Riesen-Laufrädern sehen, ist klar: Das ist kein Marketing-Gag mehr. Insider berichten sogar von ersten Tests durch namhafte XC-Profis – alle sind offenbar von der besseren Traktion und dem souveränen Überrollverhalten begeistert. Die Eckdaten des Big Ben: 120 Millimeter Federweg, ein Hauptrahmen aus Aluminium-Rohren und -Muffen – gefertigt in Kanada.
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Der Rahmen des BMC-Prototyps wirkt wie aus einem Experimentallabor: Carbonrohre, die in gefräste Alu-Muffen eingeklebt sind. Die großzügigen Rohrverbindungen, der waagerecht montierte Dämpfer, die verlängerte Gabel und die Tatsache, dass im Rahmendreieck kaum Platz für eine Trinkflasche bleibt, deuten aber auf ein noch rohes Konzept hin. Auch spannend: Der Vorbau klemmt ober- und unterhalb des Steuerrohrs – vermutlich, weil ein normaler Vorbau nicht genug Drop liefern würde, um die Front tief genug zu bekommen. Krass!
Die Geschichte der MTB-Laufräder ist geprägt von Trial-and-Error, aber auch von mutigem Fortschritt. In den 90ern war 26 Zoll der Standard. Agil, leicht, bewährt. Dann kamen in den 2000er-Jahre ersten 29-Zoll-Bikes auf den Markt – zunächst belächelt, dann geliebt für ihr besseres Überrollverhalten. Einige Jahre später schoben sich die 27,5-Zöller dazwischen – als Kompromiss für Bikes mit mehr Federweg. Später rollten dann auch XC-Profis wie Nino Schurter auf der Zwischengröße durch den XC-Weltcup.
Heute ist 29 Zoll der XC-Standard, doch auch hier stößt man an Grenzen. Und genau da kommen die 32-Zöller ins Spiel. Was einst absurd klang, wird nun von echten Bikes unterfüttert – wie dem Big Ben oder dem Prototypen von BMC. Die Entwicklung erinnert stark an den Wechsel von 26 auf 29 Zoll vor rund 15 Jahren.
Die Antwort: Vielleicht. Noch ist das Segment ein zartes Pflänzchen, kein Mainstream. Aber was Faction und BMC da ins Rollen bringt, ist mehr als ein PR-Gag. Wenn große Hersteller aufspringen und passende Komponenten verfügbar werden (Stichwort: Laufräder, Gabeln, Reifen), könnte aus dem Nischentrend ein ernsthafter Markt entstehen – vor allem im Cross-Country-Bereich.