Riesen-ReifenÜbernehmen 32-Zoll-Laufräder das Cross-Country-Segment?

Max Fuchs

 · 17.07.2025

Riesen-Reifen: Übernehmen 32-Zoll-Laufräder das Cross-Country-Segment?Foto: Max Fuchs
Mit dem Big Ben von Faction Bike Studio stand der Beweis auf der Eurobike: MTBs auf 32-Zoll-Laufrädern sind keine Spinnerei mehr, kein Marketing-Stunt, sondern eine ernstzunehmende technische Kampfansage. Wir ordnen den Trend ein, erklären Vorteile und Nachteile.

Die Idee, Mountainbikes mit 32-Zoll-Laufrädern auszustatten, schwebt schon seit Jahren durch Entwicklungsabteilungen und Internetforen – doch ernst genommen hat sie lange niemand. Zu sperrig, zu schwer, zu unrealistisch für die Praxis, so lautete der Konsens. Doch das hat sich mit einem Schlag geändert: Faction Bike Studio präsentierte auf der Eurobike 2025 sein Konzeptbike Big Ben – und zeigt damit eindrucksvoll, was mit den neuen Riesenrädern möglich ist. Auch die zweite Sensation lässt nicht lange auf sich warten: Am vergangenen Wochenende wurde beim XC-Weltcup in Andorra ein Prototyp von BMC während des Trainings auf der Rennstrecke gesichtet.

Das Big Ben – ein Statement auf zwei Rädern

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Mit dem Big Ben zeigt Faction Bike Studio auf der Eurobike, wo der Hammer hängt – und wo der Trend hingeht. Auf die No-Name-Laufräder des Konzept-Fullys hat Maxxis seinen serienreifen Aspen in 32 Zoll gezogen. Spätestens jetzt, wo wir zum ersten Mal ein ernstzunehmendes Fully mit den Riesen-Laufrädern sehen, ist klar: Das ist kein Marketing-Gag mehr. Insider berichten sogar von ersten Tests durch namhafte XC-Profis – alle sind offenbar von der besseren Traktion und dem souveränen Überrollverhalten begeistert. Die Eckdaten des Big Ben: 120 Millimeter Federweg, ein Hauptrahmen aus Aluminium-Rohren und -Muffen – gefertigt in Kanada.

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Der Rahmen des BMC-Prototyps wirkt wie aus einem Experimentallabor: Carbonrohre, die in gefräste Alu-Muffen eingeklebt sind. Die großzügigen Rohrverbindungen, der waagerecht montierte Dämpfer, die verlängerte Gabel und die Tatsache, dass im Rahmendreieck kaum Platz für eine Trinkflasche bleibt, deuten aber auf ein noch rohes Konzept hin. Auch spannend: Der Vorbau klemmt ober- und unterhalb des Steuerrohrs – vermutlich, weil ein normaler Vorbau nicht genug Drop liefern würde, um die Front tief genug zu bekommen. Krass!

Warum überhaupt 32 Zoll?

  • Besseres Überrollverhalten: Wurzeln, Steine, Kanten? Je größer das Rad, desto leichter und schneller rollt man darüber hinweg.
  • Mehr Traktion: Größerer Reifenumfang = mehr Aufstandsfläche = mehr Grip. Besonders auf losen Bäden kann das entscheidend sein. falsch
  • Länger schnell: Durch die höhere Trägheit der großen Laufräder bleibt man mit den 32-Zöllern länger in Schwung. In verblockten Passagen wird man so eher über Hindernisse „hinweggetragen“.
  • Tieferer Schwerpunkt: Größere Laufräder senken den körpereigenen Schwerpunkt in relation zur Achshöhe – und verbessern so das Überrollverhalten. Warum?
    Weil das Bike bei tieferem Schwerpunkt eher von hinten über Hindernisse schiebt, statt mit hohem Schwerpunkt stumpf dagegenzudrücken.

Was spricht dagegen?

  • Rahmengeometrie: Um 32-Zoll-Räder unterzubringen, braucht es neue Rahmenkonzepte. Vor allem kleinere Fahrer:innen könnten Probleme mit Stack und Überstandshöhe bekommen. Auch die Kettenstreben müssen länger werden, um Platz für die Raderhebungskurve zu schaffen.
  • Gewicht: Mehr Material, mehr Masse. Gerade bei Laufrädern ist das eine kritische Stellschraube. Der größere Durchmesser erhöht die rotierende Masse spürbar – das kostet deutlich mehr Körner im Antritt.
  • Wendigkeit: Je größer das Rad, desto träger das Handling – das verlangt mehr Nachdruck in engen Kurven und Schlüsselstellen
  • Steifigkeit: Laufradhersteller stehen vor der Herausforderung, mit den größeren Laufrädern die gleiche Steifigkeit – und damit auch die gleiche Effizienz – wie bei 29-Zöllern zu erreichen.

Ein Blick zurück: Die Evolution der Laufradgrößen

Die Geschichte der MTB-Laufräder ist geprägt von Trial-and-Error, aber auch von mutigem Fortschritt. In den 90ern war 26 Zoll der Standard. Agil, leicht, bewährt. Dann kamen in den 2000er-Jahre ersten 29-Zoll-Bikes auf den Markt – zunächst belächelt, dann geliebt für ihr besseres Überrollverhalten. Einige Jahre später schoben sich die 27,5-Zöller dazwischen – als Kompromiss für Bikes mit mehr Federweg. Später rollten dann auch XC-Profis wie Nino Schurter auf der Zwischengröße durch den XC-Weltcup.

Zu Hause bei Cross-Country-Legende Nino Schurter. Auf dem Bild im Hintergrund: Er im Weltmeister-Trikot und auf einem Scott Scale mit 27,5-Zoll-Laufrädern.Foto: Henri LesewitzZu Hause bei Cross-Country-Legende Nino Schurter. Auf dem Bild im Hintergrund: Er im Weltmeister-Trikot und auf einem Scott Scale mit 27,5-Zoll-Laufrädern.

Heute ist 29 Zoll der XC-Standard, doch auch hier stößt man an Grenzen. Und genau da kommen die 32-Zöller ins Spiel. Was einst absurd klang, wird nun von echten Bikes unterfüttert – wie dem Big Ben oder dem Prototypen von BMC. Die Entwicklung erinnert stark an den Wechsel von 26 auf 29 Zoll vor rund 15 Jahren.

Kommt jetzt die 32-Zoll-Revolution?

Die Antwort: Vielleicht. Noch ist das Segment ein zartes Pflänzchen, kein Mainstream. Aber was Faction und BMC da ins Rollen bringt, ist mehr als ein PR-Gag. Wenn große Hersteller aufspringen und passende Komponenten verfügbar werden (Stichwort: Laufräder, Gabeln, Reifen), könnte aus dem Nischentrend ein ernsthafter Markt entstehen – vor allem im Cross-Country-Bereich.

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