Ganze neunmal konnte sich Karl Platt beim Cape Epic bereits das Siegertrikot überstreifen und hat dabei sein Wild Edge in diversen Evolutionsstufen erfolgreich ins Ziel pilotiert. Auch diese Jahr konnte „Mister Cape Epic“ zusammen mit dem Schweden Kalle Friberg in der Mastersklasse punkten. Sein Sieger-Bike ist die neueste Version des Bulls Wild Edge. In unserem Race-Shootout muss sich der Platzhirsch in der Team-Version für 6999 Euro gegen zwei aufstrebende Underdogs aus Spanien beweisen. Mit dem Megamo Track Race für 7399 Euro und dem MMR Kenta 00 für 6075 Euro stehen zwei schlagkräftige Kontrahenten an der Startlinie.
Analog zu den langhubigen Fullys in der Modellpalette wurde auch das neue Wild Edge komplett überarbeitet. Der Dämpfer liegt nun tief im Rahmen und wird über einen Eingelenker-Hinterbau mit kompakter Schwinge mit Schlägen versorgt. Auch beim Federweg hat sich etwas getan. Das neue Wild Edge wurde, dem aktuellen Trend im Cross Country- und Marathon-Lager entsprechend, auf 120 Millimeter aufgebohrt. Ebenfalls mit 120 Millimetern an Front und Heck ausgestattet präsentiert sich das Megamo Track. Genau wie die verwindungssteife Rockshox SID am Bulls verfügt auch die Fox 34 SL über dicke Standrohre, um ausreichend Präzision in ruppigen Abfahrten zu bieten.
Im Vergleich dazu wirkt das MMR Kenta 00 etwas in die Jahre gekommen. Mit nur 100 Millimeter Federweg an der Front und den dünneren Standrohren der SID SL kommt das MMR wie ein klassisches Racefully vergangener Tage daher. Immerhin bietet der Hinterbau 110 Millimeter Federweg, wenn auch mit stark progressivem Verlauf. Bereits nach wenigen Runden auf unserer Teststrecke in der Pfalz wird klar: Der Federwegs- und Steifigkeitsunterschied an der Gabel lässt sich nicht wegdiskutieren, selbst bei einem Fahrergewicht um 70 Kilogramm.
Auch was die Sitzposition angeht gibt es innerhalb der Testgruppe gewaltige Unterschiede. Auf Platts Siegerbike sitzt man mit Abstand am sportlichsten: längster Reach und flachster Sitzwinkel. Zusätzlich sorgt eine stark nach unten gezogene Lenker-Vorbau-Einheit für extrem viel Last auf den Händen und eine insgesamt sehr gestreckte Position. Ideal, um sich auf Flachpassagen wegzuducken und das Tempo zu verschärfen. In technischen und steilen Abfahrten ist diese Haltung hingegen nicht optimal. Im Vergleich dazu sitzt man auf dem MMR geradezu entspannt. Weniger Länge und eine höhere Front verbessern Komfort und Kontrolle. Das Megamo positioniert sich in der goldenen Mitte und bietet die ausgewogenste Fahrposition. Bulls und Megamo setzen auf ein einteiliges Cockpit aus Carbon.
Die Einheit aus Lenker und Vorbau lässt sich nur noch über die Spacer in der Höhe verstellen. Ein Feintuning durch Drehen des Lenkers wie beim MMR ist nicht mehr möglich. Backsweep und Rise des Lenkers sind also gesetzt und sollten bei einer Probefahrt vor dem Kauf unbedingt ausprobiert werden. Im Praxistest fiel uns zudem der extrem hohe Flex des Megamo-Cockpits auf, was wenig Präzision und Sicherheit vermittelt. Die Rahmen aller Kandidaten bieten Platz für zwei Trinkflaschen. Ein zusätzliches Staufach im Unterrohr für Ersatzmaterial steht bei keinem der getesten Racebikes im Lastenheft. Doch das würde das Rahmengewicht eh nur unnötig in die Höhe treiben. Mit 2015 Gramm ohne Dämpfer bietet Megamo das leichteste Chassis. Im Vergleich dazu bringt Bulls – obwohl der Cape-Epic-Sieger beim Gesamtgewicht den Bestwert einfährt – mit 2239 Gramm am meisten auf die Waage.
Ein ideales Testgelände für unseren Shootout fanden wir dieses Mal in der Pfalz. Sandig und überwiegend trocken. Im Labor steht neben der Messung der Laufradträgheit auch die Bestimmung der Einzelgewichte und der Rahmensteifigkeit auf dem Programm.
Die Kombination aus leichten Schwalbe-Reifen und DT-Carbon-Laufrädern sichern dem Bulls den besten Antritt. Die breiten Pirelli-Reifen am Megamo liefern hervorragenden Grip und hohen Komfort, kommen dafür aber etwas behäbiger in Schwung.
Unser hauseigener Steifigkeitsprüfstand zeigt exakt die in Hauptrahmen und Hinterbau unterteilte Rahmensteifigkeit an. Diese liefert wichtige Daten zum Fahrverhalten eines Bikes. Megamo und MMR liegen beim Hauptrahmen auf der weichen Seite. Hier bietet das Bulls eine höhere Lenkpräzision. Beim Hinterbau ist es genau umgekehrt. Der Eingelenker-Hinterbau des Bulls flext seitlich am stärksten, was in Kombination mit der steifen Front ein angenehmes Fahrgefühl ergibt.
Das vielseitige Megamo Track kann sich gegen das etwas angestaubte MMR Kenta und den Langstrecken-Spezialisten Bulls Wild Edge durchsetzen und fährt den klaren Testsieg ein.