Ein Bike für alles. Der Traum eines jeden Bikers. Doch ist das überhaupt möglich? Die Antwort von Versender YT lautet ja und trägt den Namen Jeffsy. Schon seit 2017 führen die Forchheimer die vermeintliche Allzweckwaffe im Sortiment. Sein erstes Update bekam das Bike 2019. Nach einem langen Entwicklungszyklus steht für die Saison 2024 nun endlich auch die dritte Ausbaustufe des All Mountain Bikes in den Startlöchern.
An den Eckdaten hat sich im Vergleich zum Vorgänger nur wenig geändert. Laufradgröße: 29 Zoll. Federweg: 150 Millimeter an der Gabel und 145 Millimeter am Heck. Damit platziert sich das Jeffsy nach wie vor perfekt zwischen dem Enduro Capra und dem Trailbike Izzo.
Abgesehen von den Eckdaten hat das Entwicklungs-Team aber keine Möglichkeit ausgelassen, die Evolution des Jeffsy voranzutreiben. Das Offensichtliche zuerst: Ohne das leicht geschwungene Oberrohr und die Verstrebung zwischen Oberrohr und Sitzstrebe versprüht das Jeffsy 2024 etwas mehr Understatement und distanziert sich damit von seiner ursprünglichen Formgebung. Beim Rahmenmaterial stehen nach wie vor Carbon oder Aluminium zur Wahl. Lenkt man den Blick in Richtung Flaschenhalter, offenbart sich eine weitere Neuerung: Unter einer filigranen Kunststoffabdeckung integrieren die Forchheimer zum ersten Mal an einem ihrer Bikes ein Staufach im Unterrohr. Den Deckel haben die Entwickler mit einer Gummidichtung versehen, was das Staufach vor Spritzwasser schützt, aber auch Geräuschentwicklungen zwischen dem Rahmen und dem Kunststoffdeckel vorbeugt.
Auch bei den Geometriedaten zeigt das YT Jeffsy ein komplett neues Gesicht – zum Glück. Denn über die Jahre hat die Geometrie des Vorgängers mehr und mehr Staub angesetzt. So wächst der Reach beim neuen Modell in Größe L von 469 auf 475 Millimeter an. Der Lenkwinkel flacht um ein ganzes Grad ab und misst nun 65 Grad. Diese Länger-flacher-Behandlung zeigt besonders bergab Wirkung und verleiht dem Neuling spürbar mehr Souveränität bei rasanten Geschwindigkeiten. Dennoch bleibt das Bike frei von Extremen und wahrt die Distanz zu noch abfahrtsstärkeren Enduros.
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal sichert sich das neue Jeffsy mit seinen größenspezifischen Kettenstreben. Diese messen laut Hersteller 437 Millimeter in den Größen S, M und L und 442 Millimeter bei Rahmengröße XL und XXL. Der Sitzwinkel ändert sich dagegen auch mit zunehmender Rahmengröße nicht und misst bei normalem Sattelauszug in allen Größen 77 Grad. So kommen Biker jeder Körpergröße in den Genuss einer perfekt ausbalancierten Geometrie. Auch gut: Ein Flipchip an der Dämpferaufnahme ermöglicht es, auch am neuen Modell die Geometrie minimal zu verändern. Ab Werk kommt das Bike in der tiefen Einstellung. Dreht man das kleine Bauteil um 180 Grad, hebt sich das Tretlager um acht Millimeter an, und sowohl der Lenkwinkel als auch der Sitzwinkel werden 0,6 Grad steiler. Diese Einstellung eignet sich besonders für Biker, die etwas von der Laufruhe zugunsten eines wendigeren Fahrverhaltens opfern möchten.
Auf dem Presscamp im Forest of Dean in England konnten ich das Top-Modell Jeffsy Core 5 (Preis: 5999 Euro) bereits an zwei Tagen ausgiebig fahren und reichlich Trail-Kilometer damit sammeln. Trotz der gewachsenen Länge sitzt man nicht zu sportlich, sondern ausgewogen und angenehm vortriebsorientiert auf dem Bike. Bereits auf den ersten Metern wird klar: Zwar hat das Jeffsy in der neuesten Ausbaustufe spürbar an Fahrsicherheit und Souveränität zugelegt, das vielfach in Tests gelobte intuitive, direkte Handling bleibt dem Bike aber trotzdem erhalten.
Das Fahrwerk arbeitet sensibel, generiert top Traktion und bietet trotzdem viel Gegenhalt. So lässt sich das Bike effizient durchs Gelände pumpen und mühelos an Geländekanten in den Flugmodus ziehen. In rauem Geläuf gefällt das Plus an Laufruhe. Das neue Jeffsy wirkt souveräner bei hohen Geschwindigkeiten, das Fahrwerk pariert auch grobe Schläge zuverlässig. Bergauf lässt es sich selbst mit offenem Dämpfer noch gut im Wiegetritt pedalieren. Wer auf maximale Effizienz besteht, erreicht aber auch den Plattform-Hebel am Dämpfer ohne Probleme währen der Fahrt. Unebenheiten filtert das Heck auch unter Kettenzug zuverlässig und generiert somit auch bergauf viel Traktion. Dank dem steileren Sitzwinkel erklettert man auch anspruchsvolle Rampen kontrolliert und muss erst spät gegen das steigende Vorderrad ankämpfen – Volltreffer!
Damit auch wirklich für jeden Touren-Fahrer und jede Trailbikerin, die einen Alleskönner suchen, das passende Bike dabei ist, kommt das Jeffsy in fünf verschiedenen Ausführungen auf den Markt. Zwei Alu-Modelle für 2499 und 2999 Euro sowie drei Carbon-Modelle von 3999 bis 5999 Euro. Die Geometrie bleibt über beide Materialvarianten gleich. Auch die Laufradgröße ändert sich nicht. Ebenso die Kinematik und der Federweg. Beide Rahmenvarianten verfügen zudem über das praktische Sram-UDH-Schaltauge und sind so mit Srams Transmission-Antrieben kompatibel. Nur das Staufach im Unterrohr findet man lediglich bei den Carbon-Modellen. Die Gewichte liegen laut Hersteller je nach Modell in Rahmengröße S zwischen 14,8 und 16 Kilo ohne Pedale.