Max Fuchs
· 10.08.2024
Ein Bike für alles. Viele Biker träumen davon. Für YT-Fans scheint der Traum seit diesem Jahr aber zum Greifen nahe. Der Forchheimer Versender hat sein All Mountain Jeffsy für 2024 nicht nur komplett überarbeitet, sondern bietet die vermeintliche Allzweckwaffe auch zu äußerst attraktiven Preisen an. Zur Premiere lag der Preis für das Einstiegsmodell Jeffsy Core 1 noch bei erschwinglichen 2499 Euro. Aktuell wandert das Bike im Online-Handel aber sogar schon für 2199 Euro über die virtuelle Ladentheke – eine echte Ansage im Segment der günstigen Fullys. Ob YT auch zu diesem Kurs seinem Ruf als Preis-Leistungs-Meister gerecht werden kann?
Die Grundvoraussetzungen dafür sind jedenfalls gegeben. Denn bis auf das fehlende Staufach im Unterrohr besitzt das Alu-Chassis unseres Testbikes dieselben Features wie die Carbon-Varianten: ein zusätzlicher Montagepunkt unter dem Oberrohr, ein Flipchip zur Geometrieverstellung und die größenspezifischen Kettenstreben. Aber auch die 145 Millimeter Federweg am Heck und die Kinematik übernimmt das Einstiegs-Jeffsy von den High-End-Modellen. Das klingt vielversprechend.
Von der Sitzposition des neuen Jeffsy konnten wir uns bereits beim Test der beiden Top-Modelle überzeugen. Dementsprechend fuhr sich auch das Core-1 bereits mit der ersten Pedalumdrehung in die Herzen unserer Tester. Perfekt ausbalanciert und komfortabel nimmt man auf dem Bike Platz. Die gelungene Geometrie macht aus dem Jeffsy quasi eine Wohlfühloase. Lange Tage im Sattel? Kein Problem. Der angenehm steile Sitzwinkel verteilt zudem noch genügend Last über dem Vorderrad, sodass man auch steile Passagen entspannt emporklettert.
Geht es dagegen um die Effizienz, muss das YT bergauf zumindest das Merida One Forty 400 ziehen lassen. Zu zäh rollen die Enduro-Pneus von Maxxis, zu stark wippt der Hinterbau im offenen Modus. Trotz des lebendigen Hecks geizt der YT-Hinterbau aber auch mit Traktion und filtert feine Unebenheiten nur widerwillig. Weitere Kritik erntet die NX-Schaltung von Sram. Sie läuft am schwerfälligsten und wechselt die Gänge weniger präzise als die Konkurrenz.
Doch wer in der All-Mountain-Kategorie überzeugen will, gewinnt nicht allein mit Uphill-Skills. Die Kombination aus im Vergleich flachsten Lenkwinkel und kurzem Reach überzeugt durch Laufruhe, ohne dabei zu viel Spieltrieb zu opfern – so wie wir es auch von den High-End-Jeffsys kennen. Man steht angenehm tief hinter dem Cockpit, was auch in steilen Abfahrten ein hohes Maß an Sicherheit vermittelt. Bravo!
Leider kann das Fahrwerk das Potenzial der Geometrie nicht ganz ausschöpfen. Die Sensibilität des Hinterbaus bleibt unter unseren Erwartungen. Zudem vermissten wir Gegenhalt im mittleren Federwegsbereich. So wird das Jeffsy trotz der laufruhigen Geometrie im rauen Geläuf schnell nervös und versinkt bei dicken Brocken etwas undefiniert im Federweg. Die Lyrik-Gabel in der günstigsten Base-Ausführung spricht zwar gut an, pariert harte Schläge aber ähnlich zaghaft wie der Hinterbau.
Abschließendes Lob gibt’s für die Reifenwahl. Die Maxxis-Kombi mit wertigem Dreifach-Compound und viel Pannenschutz (EXO+) sucht in dieser Preisklasse ihresgleichen.
Mit seinen ausgewogenen und stimmigen Fahreigenschaften hat das Jeffsy Core 1 das Rüstzeug zum perfekten All Mountain. Leider trübt das Fahrwerk das ansonsten gelungene Gesamtbild.