Vier All-Mountain-Bikes im TestWer baut den besten Allrounder?

Max Fuchs

 · 10.12.2025

Abgesehen vom schlecht getroffenen Dämpfer-Tune  ist das Rocky Mountain eines der gefälligsten und ausgewogensten  All Mountains am Markt. Dank der schnellen Reifen,  der guten Klettereigenschaften und der sicheren Abfahrts-Performance  ist der Einsatzbereich des Instinct so vielfältig wie die  Möglichkeiten, das Bike an die persönlichen Bedürfnisse anzupassen.
Foto: Max Fuchs
​Mit All-Mountain-Bikes soll es über alle Berge gehen, das verrät schon der Name. Um ein besonders breites Einsatzspektrum abzudecken, brauchen sie aber eine Vielzahl an Fähigkeiten. Wir haben vier Highend-Modelle von Rocky Mountain, Arc8, Merida und Mondraker getestet und klären, welches Bike das Zeug zum Multitalent mitbringt.

​All Mountains müssen in vielen Szenarien glänzen. Sie sollen knifflige Anstiege ebenso meistern wie anspruchsvolle Abfahrten. Auf langen Touren sollen sie genauso überzeugen wie auf der kurzen Feierabendrunde. Hier sind also keine Spezialisten gefordert, sondern Bikes, die möglichst viele Talente in sich vereinen. Auf den ersten Blick herrscht im Testfeld Einigkeit darüber, mit welchen Mitteln man einem derart breiten Einsatzspektrum gerecht wird: Alle vier Kandidaten setzen auf einen Vollcarbon-Rahmen mit 140 bis 160 Millimeter Federweg am Heck. An der Front sind die Unterschiede sogar noch geringer: Hier finden sich ausschließlich Gabeln mit 150 oder 160 Millimeter Hub. Laufradgröße? Einheitlich 29 Zoll.

Die Testgruppe im Faktencheck

Merida One-Forty 6000 / 15,2 kg / 150/143 mm / 29" / 5199 Euro / Carbon
Foto: Merida
Die Testkandidaten im Überblick

Auch im Test der All-Mountains bis 7500 Euro:

​Etwas für jeden Geldbeutel

Das war’s dann aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Unser Preislimit von 7500 Euro reizt nämlich nur das Arc8 aus. Mit 6000 beziehungsweise 6299 Euro unterbieten Rocky Mountain und Mondraker unseren Richtwert dagegen deutlich, zählen aber noch zum Highend-Segment – ganz im Gegensatz zum Merida: Das 5199 Euro teure One-Forty 6000 rangiert eher in der gehobenen Mittelklasse als unter den Premium-All-Mountains und tritt deshalb außer Konkurrenz an. Bei einer derart großen Preisspanne sind neben der Ausstattungsqualität vor allem beim Gewicht massive Unterschiede vorprogrammiert. Mit 13,75 Kilo hat das Arc8 ganz klar die Nase vorn. Rocky Mountain und Mondraker liegen – genau wie beim Preis – wieder im Mittelfeld. Schlusslicht: Merida.

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Mullet oder 29 Zoll an Heck und Front? Ganz nach Gusto! Der Flipchip am Merida macht´s macht’s möglich.
Foto: Max Fuchs
Die Ausstattungs-Highlights im Überblick.

​Versteckte Talente bergauf

Das Merida One-Forty beweist aber auch, dass das Gewicht allein kein Maß für die Klettertauglichkeit eines All Mountains ist. Mit 15,2 Kilo hat der Kandidat satte 1,45 Kilo mehr auf den Rippen als das Fliegengewicht aus der Schweiz. Doch dank seiner sportlichen Sitzposition, dem antriebsneutralen Heck sowie den nicht allzu zäh rollenden Reifen fährt das Merida in der Uphill-Wertung der Konkurrenz um die Ohren.

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Wenn es bergauf mal knifflig wird, behält man dank des steilen Sitzwinkels auf dem Rocky Mountain Instinct C50 stets die Kontrolle über das Vorderrad und sitzt kompakt genug, um bei langsamer Fahrt die Balance zu halten.Foto: Max FuchsWenn es bergauf mal knifflig wird, behält man dank des steilen Sitzwinkels auf dem Rocky Mountain Instinct C50 stets die Kontrolle über das Vorderrad und sitzt kompakt genug, um bei langsamer Fahrt die Balance zu halten.

Für das leichte Arc8 Extra reicht es hier sogar nur für den vierten Platz. Zu unhandlich fährt sich die abfahrtslastige Geometrie in steilen Kletterpassagen. Zudem wippt der Hinterbau stark unter Antriebseinflüssen.Auch spannend: der traktionsstarke Hinterbau am Mondraker und die schnelle Reifenkombi am Rocky Mountain. Ansonsten verhalten sich das Instinct C50 und das Foxy Carbon R im Uphill unauffällig.

​Mondraker: Der unerwartete Sieger

Längster Radstand, üppigster Federweg und flachster Lenkwinkel – urteilt man nach den harten Fakten, müsste das Arc8 die Konkurrenz bergab förmlich überflügeln. Aber falsch gedacht: Trotz der enorm laufruhigen Geometrie und dem potenten Fahrwerk verpasst das Extra auch in dieser Wertung den Punktsieg – wenn auch nur knapp. Im Gegensatz zur Uphill-Wertung liegt das aber weniger an den Schwächen des Arc8 als an der Vorzeige-Performance des Mondraker.

Das Mondraker hat seine Stärken ganz klar im Downhill. Die gelungene Geometrie und durchdachte Anbauteile wie Reifen oder Cockpit machen es möglich. Auch das Fahrwerk ist erste Sahne. Gepaart mit ordentlichen Klettereigenschaften 
und vielen Punkten in der Ausstattungswertung reicht es trotz des zähen Vortriebs zum Testsieg.Foto: Max FuchsDas Mondraker hat seine Stärken ganz klar im Downhill. Die gelungene Geometrie und durchdachte Anbauteile wie Reifen oder Cockpit machen es möglich. Auch das Fahrwerk ist erste Sahne. Gepaart mit ordentlichen Klettereigenschaften und vielen Punkten in der Ausstattungswertung reicht es trotz des zähen Vortriebs zum Testsieg.

Dank der durchdachten Reifenwahl, dem erstklassigen Fahrwerk und der gelungenen Fahrposition gewinnt das Bike aus Spanien bergab die Oberhand. Und das, obwohl man hinter den Eckdaten erstmal nur ein gewöhnliches All Mountain vermuten würde. Aber wie so oft ist es auch in diesem Test der unscheinbare Kandidat, in dem verborgene Talente schlummern und der sich am Ende ganz unerwartet zum Superstar mausert.

Die BIKE-Messwerte im Überblick

Laufradträgheit: Je niedriger der Messwert, desto leichter zu beschleunigen. Gewicht ohne Pedale. Laufradgewicht pro Satz mit Reifen, Kassette, ­Bremsscheiben.Foto: BIKE GrafikLaufradträgheit: Je niedriger der Messwert, desto leichter zu beschleunigen. Gewicht ohne Pedale. Laufradgewicht pro Satz mit Reifen, Kassette, ­Bremsscheiben.

​Geht es um das Gesamtgewicht, setzt sich das Arc8 deutlich ab. 450 Gramm liegen zwischen ihm und dem zweitleichtesten Bike, dem Rocky Mountain. Bei der Laufradträgheit übernimmt das Rocky allerdings die Führung – die geringe rotierende Masse der leichten Reifen macht’s möglich. Das Mondraker bildet wegen seiner potenten aber schweren Enduro-Pneus das Schlusslicht.

​Rahmensteifigkeit

Rahmensteifigkeit: Seitensteifigkeit in N/mm getrennt für das vordere Rahmendreieck inkl. der verbauten Gabel (vorne) und dem Hinterbau (hinten).Foto: BIKE GrafikRahmensteifigkeit: Seitensteifigkeit in N/mm getrennt für das vordere Rahmendreieck inkl. der verbauten Gabel (vorne) und dem Hinterbau (hinten).

​Der massive Hauptrahmen des Rocky Mountain fällt mit Abstand am steifsten aus und sorgt für eine hohe Lenkpräzision. Im Vergleich dazu flext der Hauptrahmen des Arc8 doppelt so stark, was für sich für schwere Fahrer etwas shwammig anfühlen kann. Bei der Steifigkeit des Hinterbaus liegen alle Kandidaten im moderaten Mittelmaß. Die Unterschiede fallen wesentlich kleiner aus.

BIKE-Bewertung: All Mountains um 7000 Euro

Bereich / KriteriumGewichtung (%)MondrakerArc8Rocky MountainMerida
Fahrverhalten651,912,242,602,99
Uphill132,5321,5
Effizienz Fahrwerk102,53,53,52
Spieltrieb1231,52,53
Downhill1011,523,5
Fahrwerk201,5234
Labor103,352,753,053,65
Gesamtgewicht63,252,252,753,75
Laufradträgheit43,53,53,53,5
Ausstattung252,012,652,021,78
Ausstattungsqualität52,31,732,853,39
Usability / Mehrwert53,752,752,252,5
Transportvolumen Flaschenhalter52432
Versenkbarkeit Sattel51,520,50,5
Qualität / Verarbeitung50,52,751,50,5
Garantielebenslang35lebenslang
Servicefreundlichkeitmittelgutgutmittel
Rahmensteifigkeit vorne/hinten (N/mm)4,3 / 18,43,8 / 18,57,9 / 16,05,4 / 22,6
BIKE-Note1002,082,392,502,75
​Ein großer Vorsprung beim Fahrverhalten und viele Ausstattungspunkte – damit sichert sich Mondraker souverän den Testsieg. - Max Fuchs, BIKE-Testredakteur

Meinungen aus der BIKE-Testcrew

Jan Timmermann ist Testredakteur bei BIKE,Foto: Georg GrieshaberJan Timmermann ist Testredakteur bei BIKE,
​Es ist erschreckend, wie schlecht Mountainbikes um 6000 Euro heutzutage ausgestattet sind. Wer so viel Geld in die Hand nimmt, sollte mehr als nur einen Carbon-Rahmen erwarten dürfen. Echte Highend-Parts sucht man aber leider auch in dieser Testgruppe vergebens. Einzige Ausnahme: das deutlich teurere Arc8. - Jan Timmermann
Peter Nilges ist Testleiter bei BIKE.Foto: Georg GrieshaberPeter Nilges ist Testleiter bei BIKE.
​Dass man mit einem All Mountain gut über alle Berge kommen muss, verrät schon der Name. Leider konzentrieren sich die Fahrqualitäten auch in dieser Kategorie immer stärker auf die Abfahrt, und die Klettereigenschaften kommen zu kurz. In diesem Test erwies sich nur das Merida als ausgesprochen guter Kletterer.“ - Peter Nilges
Max Fuchs ist Testredakteur und Fotograf bei BIKE.Foto: Moonhead MediaMax Fuchs ist Testredakteur und Fotograf bei BIKE.
​Arc8 und Merida setzen beide auf eher unkonventionelle Hinterbausysteme mit flexenden Sitzstreben an Stelle von Horstlink-Lagern. Besonders unter Bremseinflüssen funktionieren der klassische Vier-gelenker des Rocky Mountain und der VPP-Hinterbau des Mondraker aber zuverlässiger. Deshalb: bitte mehr Drehpunkte, weniger Flex! - Max Fuchs

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