Florentin Vesenbeckh
· 12.07.2024
Das Rail ist ein Klassiker unter den vielseitigen E-Mountainbikes und seit jeher mit Boschs Performance CX ausgestattet. Über die Jahre bekam das Bike zahlreiche Updates. Konstant bleiben der Federweg mit 160/150 Millimetern und die 29er-Laufräder. Ein klassischer Gelände-Allrounder.
Unser Testbike für 5999 Euro kommt mit Aluminiumrahmen der dritten Generation – und der hat die letzten Neuerungen noch nicht abbekommen. Im Gegensatz zum Carbon-Modell der vierten Generation ist hier nur für den kleineren 625er-Akku Platz, außerdem kann im Oberrohr kein Systemcontroller eingebaut werden. Dennoch steckt bereits der neueste Bosch Performance CX mit Smartsystem im Rail 7.
Die Geometrie des Alu-Chassis Gen3 ist noch etwas gemäßigter gezeichnet als beim neuesten Carbon-Modell: kürzer in Reach und Radstand, steiler im Lenk- sowie flacher im Sitzwinkel. Wer ein topmodernes Bike für die Trail-Jagd sucht, für den lohnt der Griff zu einem der teureren Carbon-Modelle. Doch auch das Alu-Chassis ist wertig verarbeitet und vergleichsweise leicht. Das zeigt sich auch im Gesamtgewicht. Mit 24,3 Kilo ist das Alu-Bike zwar kein explizites Leichtgewicht, vergleichbare Carbon-Bikes sind aber kaum leichter.
Die Details wie der eigene Ladeport, die stimmige Zugverlegung und superkomfortable Akku-Entnahme sind bei der dritten Generation bereits ebenfalls implementiert. Schade: Der wertige Gesamteindruck wird von einem markant klappernden Akku getrübt. Ein Problem, das wir beim Trek Rail schon öfter erlebt haben. Die Ausstattung ist solide, im Testvergleich aber mit wenig Highlights gespickt.
Der Bosch Performance CX ist ein Klassiker unten den E-Bike-Motoren; eher ungewöhnlich ist hingegen die Kombi mit dem kleineren 625er-Akku. In den (älteren) Alu-Rahmen passt der Powertube 750 nicht. Der Motor zeichnet sich durch top Modulation und spritzige Beschleunigung aus. In technischen Anstiegen setzt er die Benchmark.
Um seine volle Leistung abzurufen, erfordert er aber sportlicheren Einsatz als manch Konkurrent. Besonders komfortabel ist die Entnahme des Akkus beim Rail gelöst. Mit einem Schlüssel gesichert, lässt sich die Batterie mit fest verschraubtem Cover bequem zur Seite aus dem Unterrohr klappen.
Auf Sparkurs geht Trek bei den Bedienelementen. Auf ein Display verzichtet das Rail in dieser Preisklasse. Akku-Stand und Unterstützungsstufe lassen sich nur über die farbigen LEDs der LED-Remote am Lenker ablesen. Wer möchte, kann ein Kiox 300 oder Kiox 500 nachrüsten.
Auffällig unauffällig. Das Rail mit Alu-Chassis verzichtet auf extreme Abmessungen und setzt an nahezu jeder Stelle auf gemäßigte Werte. Das Tretlager fällt eher hoch aus, kann aber über einen Flipchip um 5 mm abgesenkt werden. Dann werden Sitz- und Lenkwinkel 0,5 Grad flacher. Die Front des Rail 7 fällt tief aus.
Aufsitzen und wohlfühlen. Das lässt sich dem Trek Rail 7 ohne Zweifel attestieren. Ausgewogen und angenehm nimmt man auf dem Bike Platz, und genau so lässt es sich auch steuern. Im Uphill zieht das Trek unkompliziert seine Bahnen.
Positiv stechen der dynamische Bosch-Motor und die ausgewogene Heckfederung heraus. Das Fahrwerk spricht fluffig an, ohne durch den Hub zu sacken. In richtig knackigen Kletterpassagen tut man sich beim Rail aber etwas schwerer, das Vorderrad am Boden zu halten, dafür könnte die Sitzposition frontlastiger ausfallen. Das gilt umso mehr, wenn man den “Mino Link”, wie Trek den Flipchip zur Geometrieanpassung nennt, in die flachere “Low”-Position stellt.
Mit ähnlichem Charakter rollt das Rail auch über den Trail und in den Downhill: zu jeder Zeit zuverlässig und komfortabel. Hier kann die starke Heckfederung mit einer gelungenen Mischung aus Sensibilität und Gegenhalt ebenfalls überzeugen, die schwere Domain-Gabel kann da nicht ganz mithalten. Im Downhill profitiert das Bike von der flachen Geometrieeinstellung, denn so gewinnt es etwas an Laufruhe und Nehmerqualitäten. Die Unterschiede durch die Geometrieverstellung sind nicht riesig, aber doch klar spürbar.
Auch beim Handling schafft das Bike einen guten Kompromiss aus Agilität und Laufruhe – ohne in einer dieser Kompetenzen absolute Bestwerte abzusahnen. Die Front ist tief, der Reach nicht besonders lang, so fühlt sich das Rail 7 eher kompakt an. In Summe sind die Trail- und Abfahrtsqualitäten des Bikes gelungen. Mit den besten im Test kann das Rail aber nicht ganz mithalten. Bei gemäßigter Gangart fühlt es sich wohler, als im allzu extremen Vollgas-Einsatz. Schade: Im Auslieferungszustand klapperte der Akku laut im Rahmen.
Das Trek Rail 7* vereint Tourenkomfort, Alltagstauglichkeit und gute Geländeperformance zu einem runden All-Mountain-Paket. Herausstechen kann es aber in keiner Disziplin. Wertiger Alu-Rahmen mit komfortabler Akku-Entnahme. Für sportliche Trail-Jäger und Reichweiten-Fetischisten lohnt der Griff zum moderneren Carbon-Modell. - Josh Welz, Chefredakteur EMTB Magazin