Marc Strucken
· 29.11.2024
In diesem Herbst fallen nicht nur die Blätter golden von den Bäumen, sondern auch die Preise von Mountainbikes. Hersteller werben mit 30 bis über 50 % Rabatt auf aktuelle Modelle. So auch Decathlon, die momentan das Rockrider E-Feel 900S Team Edition - für zumindest 500 Euro weniger verkaufen, obwohl das All Mountain E-Bike erst im Sommer vorgestellt wurde.
Grund genug für uns, dass nach Herstellerangaben “Downhill-orientierteste E-Bike der MTB-Spezialist:innen von DECATHLON” nicht nur ein paar Runden auf den Hometrails zu testen. Das Top-Modell der Franzosen startet in diesen Tagen mit uns in den Dauertest. Es wird BIKE-Redakteur Marc Strucken in den nächsten Monaten über die winterlich-matschigen, frostigen oder vielleicht auch ganz angenehmen Trails begleiten.
Dabei geht der BIKE-Tester folgenden Fragen auf den Grund: Was kann das Rockrider E-Feel in puncto Geometrie? Wie viel Power steckt im verbauten Shimano EP8 samt 630-Wh-Akku? Wie schlägt sich das Bike auf Dauer im Matsch, gibt es bei den winterlichen Bedingungen Defekte?
Zunächst einmal stellen wir hier das Testbike vor. Das Rockrider E-FEEL 900S TE ist mit 4999 Euro (Stand 11/2024) vor allem das derzeit teuerste eigene E-MTB aus dem Hause Decathlon. Teurer sind Fremdmarken wie Rotwild, Haibike oder Focus, die es als “Second Use” - also Gebrauchträder neuerdings im Onlineshop dort gibt.
Entsprechend klein fallen bei unserem Testbike dann auch die Kompromisse bei der Ausstattung aus. Fahrwerk, Antrieb, Motor - alles für den Preis von 5000 Euro top Ware. Neben der edel ausgestatteten Team Edition des Rockrider E-Feel 900S bietet Decathlon zwei weitere Modelle, die denselben Alu-Rahmen teilen, jedoch in der Ausstattung leicht abgespeckt sind und entsprechend günstiger zu haben.
Das Fahrwerk besteht aus der Rockshox ZEB Ultimate Gabel mit 160 mm Federweg und einem Rockshox Super Deluxe Ultimate Dämpfer, der für 150 mm Federweg am Heck gut ist. Der recht flache, abfahrtsorientierte Lenkwinkel von 65 Grad soll einen guten Kompromiss aus stabilem Fahrverhalten und Wendigkeit bieten. Der Mehrgelenk-Hinterbau ist von Haus aus auf niedrige und mittlere Geschwindigkeiten, somit für E-Bike-Trails mit häufigen Auf-und-Ab-Passagen ausgelegt sein.
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Der Shimano EP801 Motor des Rockrider E-Feel 900 S bietet ein Drehmoment von 85 Nm und eine Maximalleistung von 600 Watt, das für genügend Beschleunigung und Power am Berg reichen sollte. Der ins Unterrohr integrierte Shimano BT-EN806 Akku mit 630 Wh Kapazität versorgt den Motor - ist aber auch nicht der größte am Markt.
Die Bedienelemente finden sich am Cockpit, das alles hat, was man braucht. Der Controller für den Shimano-Motor mit fünf Tasten sitzt links neben dem Bremshebel. Das kleine Shimano SC-EN600 Display rechts vom Vorbau bietet eine intuitive Benutzeroberfläche, auf der alle wichtigen Informationen von der Akkustand-Anzeige bis zur Geschwindigkeit angezeigt werden. Eine Schiebehilfe mit 2 Leistungsniveaus gibt es auch.
Edel fällt auch der Antrieb aus: Das Rockrider 900S TE ist mit dem elektronischen Shimano Di2 Schaltsystem ausgestattet, das mit Autoshift und Freeshift für Komfort beim Schalten sorgt. Man kann damit Gänge auch ohne zu kurbeln und automatisch, drehzahlabhängig wechseln lassen. Die Shimano XT Schaltung mit 12-Gängen bietet mit 10 bis 51 Zähnen an der Kassette für eine breite Übersetzung.
Stolz ist Decathlon aus den Aluminiumrahmen des Rockrider 900S TE, der in Kanada gefertigt wird und ein kleines Ahornblatt auf dem Sitzrohr trägt. Welcher Rahmenbauer dahinter steht, wird zumindest in den Begleitinfos zum Rad nicht genannt.
Das erste Treffen mit dem neuen Decathlon-Bike fiel buchstäblich in den Schnee. Mit einem Mal lagen 25 Zentimeter der weißen Pracht im Voralpenland, mehr als eine kleine Kennenlernrunde war zunächst noch nicht drin: zu rutschig im steilen Uphill und Downhill, im Flachen eher (für den Motor) mühevolles Tuckern und für den Fahrer krampfiges Spurhalten.
Nächste Runde: Tauwetter. Jetzt wurde es lustiger. Schlamm fliegt aus den grobstolligen Reifen um die Ohren, der Shimano-Motor kann zeigen, was in U-Stufe 5 steckt. Erste Erkenntnis hier: Über die App muss ich hier unbedingt die Modi anpassen. Das knapp 25 kg schwere Rad kommt mit “ECO” bzw. der vordefinierten U-Stufe 1 nicht vom Fleck.
Die Sitzposition auf dem Rockrider E-Feel in Größe M ist angenehm entspannt und bietet bergab ein sicheres Gefühl. Die Front baut verhältnismäßig hoch. Der Reach ist - im Vergleich zu meinem Race-Fully oder Gravelbike - sehr kurz. Vor allem der stufenlose Dropper, die Variosattelstütze, macht Laune. Und die Geo scheint tatsächlich eher auf Laufruhe getrimmt worden zu sein, dennoch lässt sich das Bike an Stufen gut in den Flug ziehen.
Optisch wirkt das Rockrider E-Feel 900S TE sehr wertig, bullig und durch die komplett dunkle Farbgebung wenig auffällig. Bei genauem Hinsehen wirken die Schweißnähte aber vor allem an Oberrohr und Sitzrohr sehr roh und unregelmäßig - ist das etwa handgeschweißt?!
Ob die Decathlon-eigenen Reifen sehr performant sind, muss ich zeigen. Auf nassen Wurzeln war der Grip auf jeden Fall vergleichsweise mäßig.
Nach einer Akku-Ladung kann ich sagen: Gute Voraussetzungen für viele gemeinsame Kilometer durch den Winter, die Spaß machen werden.
Alle Angaben hier sind Herstellerdaten
Alle Angaben oben sind Herstellerdaten.