Peter Nilges
· 03.03.2024
Beim Druid mit 150/130 Millimeter Federweg handelt es sich um das kleinste Kaliber aus dem Hause Forbidden. Den Bikes aus British Columbia eilt ein legendärer Ruf voraus, den vor allem abfahrtshungrige Biker zu schätzen wissen. Neben dem Trailbike/All Mountain Druid haben die Kanadier noch zwei weitere Eisen im Feuer: Das Enduro Dreadnought und den erst kürzlich vorgestellten Downhiller Supernought, der vom neu gegründeten DH-Team rund um Connor Fearon diese Saison im Weltcup zum Einsatz kommt.
Weitere spannende Highpivot-Bikes:
Bei allen drei Bikes setzt Forbidden nicht nur auf Vollcarbon-Rahmen, sondern auf Highpivot-Hinterbauten. Selbst bei unserem Testbike mit nur 130 Millimeter Federweg am Heck hält Forbidden am hohen Drehpunkt und typischer Kettenumlenkung fest. Der Vorteil der aufwendigen Hinterbaukonstruktion liegt primär in einer optimierten Raderhebungskurve. Anders als bei gängigen Hinterbausystemen kann das Hinterrad über den kompletten Federweg hinweg nach oben/hinten ausweichen, was ein besseres Schluckvermögen mit sich bringt. Aufgrund der hohen Drehpunktlage längt sich die Kettenstrebe mit dem Einfedern, was das Bike zusätzlich stabilisieren soll. Das erfordert jedoch eine Umlenkung in der Nähe des Drehpunkts, um übermäßigen Pedalrückschlag zu vermeiden.
In der Praxis funktioniert die Entkopplung der Federung vom Kettenzug sehr gut, wodurch das Druid auch in rauen Passagen erstklassig klettert. Der Hinterbau generiert aktiv Traktion, und die extrem langen Kettenstreben halten das Vorderrad trotz komfortabler Sitzposition auch in steilen Rampen ohne Gewichtsverlagerung am Boden. Trotz hohem Antisquat pumpt der Hinterbau im Wiegetritt leicht. Dank des durchweg hochwertigen Aufbaus mit Carbon-Laufrädern bleibt das Gewicht deutlich unter der 15-Kilo-Marke, was die Manövrierbarkeit erhöht.
Seitens der Geometrie liegt das Forbidden Druid auf der laufruhigen Seite, giert nach Highspeed und bietet Souveränität en masse. Ein flacher Lenkwinkel, gepaart mit den langen Kettenstreben, ergibt einen üppigen Radstand, innerhalb dem sich der Fahrer ohne Konsequenzen frei bewegen kann. Aufgrund des hohen Anti-Rise-Wertes bleibt die Geometrie auch beim Betätigen der Hinterradbremse stabil und tendiert sogar zum Einfedern. Dadurch längt sich das All Mountain Bike spürbar und bettet den Fahrer in brenzligen Situationen noch sicherer zwischen den beiden Laufrädern ein.
In engen Passagen mit häufigen Richtungswechseln fährt sich das Forbidden Druid jedoch sehr sperrig und benötigt viel Input vom Fahrer. Das Gleiche gilt für das Anheben des Vorderrades oder aktives Bunnyhoppen. Hier ist Einsatz gefragt. In Rumpelpassagen bleibt der erwartete Aha-Effekt des Highpivot-Hinterbaus aus. Das Heck mit dem Rockshox-Superdeluxe-Dämpfer arbeitet auf gutem Niveau, entkoppelt den Fahrer aber keineswegs komplett vom Untergrund und gibt relativ viel Feedback. Mit softem Set-up zwischen 30 bis 37 Prozent arbeitete das Heck am komfortabelsten. Wahlweise kann das Druid auch im Mullet-Set-up mit 27,5-Zoll-Hinterrad aufgebaut werden. Die Kettenstrebenlänge bleibt jedoch auch mit kleinem Hinterrad unverändert lang. Positiv: Selbst der kleinste Rahmen bietet Platz für eine große Trinkflasche. Zudem wurde der Rahmen sorgfältig verarbeitet und besitzt sinnvoll platzierte Gummiprotektoren und Mini-Schutzbleche, die eine lange Haltbarkeit garantieren sollen. Die Garantie auf den Rahmen beträgt jedoch nur zwei Jahre.
Das Forbidden Druid sticht aus der Masse heraus und positioniert sich als abfahrtslastiges Trailbike, das extreme Laufruhe und Sicherheit in anspruchsvollem Gelände vermittelt. Wer ein verspieltes Bike in dieser Kategorie sucht, sollte allerdings nicht zum Forbidden greifen.