Für nur 2899 Euro verspricht das Merida kompromisslosen Enduro-Spaß. Ob das Budget wirklich für echte Trail-Action reicht? Wir haben es herausgefunden und das One-Sixty 500 gegen drei andere Einsteiger-Mountainbikes der Enduro-Kategorie sowie ein teureres Referenz-Bike getestet.
Mit 170 Millimetern Federweg an der Front und einer Winzigkeit mehr am Heck ist das One-Sixty das federwegsstärkste Bike im Testfeld. Nur das Cube spielt mit seinem 170er-Hinterbau in der gleichen Liga. Die Geometrie ist speziell, weshalb wir uns zugunsten der besseren Vergleichbarkeit für Rahmengröße M entschieden haben. Laut Hersteller liegt der Reach hier bei 470 Millimetern und damit nahe an unserem Referenzmaß von 475 Millimetern. Unser Prüfstand attestierte dem Merida allerdings nur 463 Millimeter Länge. In Kombination mit dem supersteilen 78-Grad-Sitzwinkel ergibt sich daraus eine extrem kompakte Sitzposition.
| Merkmal | Details |
| Modell | Merida One-Sixty 500 |
| Gesamtgewicht | 17,21 kg (ohne Pedale) |
| Federweg v/h | 170 / 171 mm |
| Laufradgröße | 29" |
| Preis | 2899 Euro |
| Rahmenmaterial | Aluminium |
| Gewicht Laufräder | 5972 g |
| Laufradträgheit | 4297 kg × cm² |
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| Komponente | Details |
| Gabel / Dämpfer | RockShox Domain Gold / RockShox Super Deluxe |
| Schaltung / Bandbreite | Shimano Deore 1×12 / 510 % |
| Bremsen | Shimano Deore 4-Kolben, 203/203 mm |
| Laufräder | Merida Comp TR II |
| Reifen | Continental Kryptotal Fr/Re Enduro Soft 29 × 2,40 |
| Sattelstütze / Hub | Merida Limotec / 170 mm |
| Max. Systemgewicht | 135 kg |
| Garantie | Lebenslang |
| Besonderheiten | Mullet- oder 29-Zoll-Laufräder via Flipchip möglich |
Ganz glücklich waren wir mit dieser Wahl nicht – dafür zeigt sie exemplarisch, wie Merida sein Größensystem denkt. Während man bei anderen Herstellern oft durch die Einstecktiefe oder den maximalen Auszug der Sattelstütze in der Größenwahl eingeschränkt ist, will Merida seinen Kunden mehr Freiheit geben: Je nach Vorliebe kann man eine Nummer kleiner oder größer wählen – das nahezu kerzengerade Sitzrohr und die langen Teleskopstützen machen es möglich.
Wer es agil und verspielt mag, greift zum kürzeren Reach, während alle, die mehr Laufruhe suchen, den größeren Rahmen wählen. „Agilometer“ nennt Merida dieses Konzept. Auch spannend in diesem Zusammenhang: Dank Flipchip lässt sich das One-Sixty mit einem 27,5-Zoll-Hinterrad auf mehr Spieltrieb trimmen – oder maximal laufruhig mit 29-Zoll-Laufrädern fahren.
Im flachen Gelände kommt das Merida mit seinem eher straffen Fahrwerk mühelos auf Speed. Die gut rollenden Conti-Reifen tun ihr Übriges. Durch aktives Pushen lässt sich die Geschwindigkeit super konservieren – das Bike reagiert leichtfüßig, direkt und animiert zum Spielen. Trotz üppigem Federweg und hohem Gewicht fährt sich das One-Sixty derart quirlig, dass es sogar den Punkte-Sieg in der Spieltrieb-Wertung einstreicht. Dank der kurzen Kettenstreben gehen auch Manuals und Bunnyhops leicht von der Hand. In den raueren, steileren Passagen kann das Merida über seine mäßige Fahrwerksqualität nicht mehr hinwegtäuschen. Besonders der Hinterbau gibt harte und schnelle Schlagabfolgen direkt an den Fahrer weiter. Gegenhalt? Ja. Sattes Fahrgefühl und Traktion? Fehlanzeige. Auf anspruchsvollen Trails kommt das Bike überraschend schnell ans Limit.
In technischen Uphills profitiert man von der kompakten Sitzposition, die viel Druck aufs Vorderrad bringt – Kontrolle und Bewegungsfreiheit für Ausgleichsbewegungen inklusive. Auf langen Flachpassagen zeigt die frontlastige Sitzposition ihre Schattenseite: Hier lastet zu viel Druck auf den Händen. Der Hinterbau pumpt im Wiegetritt sowie im Sitzen deutlich. Eine Plattformfunktion wäre bitter nötig, fehlt aber.
| Kategorie | Unterkategorie | Wert | Gewichtung / Anmerkung |
| Preis | Preis | 2899 € | — |
| Fahrverhalten | Uphill – Fahrverhalten | 4 | 8 % |
| Fahrverhalten | Uphill – Effizienz Fahrwerk | 4,5 | 10 % |
| Fahrverhalten | Spieltrieb | 1,5 | 7 % |
| Fahrverhalten | Downhill – Fahrverhalten | 3,5 | 20 % |
| Fahrverhalten | Downhill – Fahrwerk | 4,5 | 20 % |
| Fahrverhalten | Note Fahrverhalten | 3,68 | 65 % Gesamt |
| Labor | Gesamtgewicht | 5,25 | 6 % |
| Labor | Laufradträgheit | 3,5 | 4 % |
| Labor | Note Labor | 4,55 | 10 % Gesamt |
| Ausstattung | Ausstattungsqualität | 3,74 | 5 % |
| Ausstattung | Usability / Mehrwert | 2,75 | 5 % |
| Ausstattung | Transportvolumen Flasche | 3 | 5 % |
| Ausstattung | Versenkbarkeit Sattel | 2 | 5 % |
| Ausstattung | Qualität / Verarbeitung | 0,5 | 5 % |
| Ausstattung | Note Ausstattung | 2,40 | 25 % Gesamt |
| Sonstiges | Garantie | lebenslang | — |
| Sonstiges | Servicefreundlichkeit | mittel | — |
| Sonstiges | Rahmensteifigkeit (v/h) | 7,3 / 24,2 N/mm | — |
| Gesamtnote | BIKE-Note | 3,45 | 100 % |
Fußnote: 1 Servicefreundlichkeit: Wie gut ist der Rahmen geschützt, und wie leicht lässt sich das Bike warten. Rahmensteifigkeit: Seitensteifigkeit in N/mm getrennt für das vordere Rahmendreieck inkl. der verbauten Gabel (vorne) und dem Hinterbau (hinten). 2 Die BIKE-Note setzt sich aus Praxiseindrücken der Testfahrer und Labormesswerten zusammen. Die Note ist preisunabhängig. Notenspektrum: 0,5–5,5, analog zum Schulnotensystem.
Das Merida gibt in diesem Test eher das quirlige All-Mountain als ein Vollgas-Enduro ab. Leider kann das Bike in dieser Ausstattungsvariante mit den günstigen Fahrwerkskomponenten sein Potenzial nicht ausschöpfen. So bleibt lediglich der ausgeprägte Spieltrieb, der für das One-Sixty spricht. Für den gedachten Einsatz ist das Fahrwerk jedoch zu straff und zu wenig komfortabel.