Es gibt selten Testfelder, in denen sich die Bikes hinsichtlich der Farbgebung so ähneln wie in diesem All-Mountain-Shoot-out. Vielleicht ist das zarte Mintgrau Zeitgeist, vielleicht nur reiner Zufall. Fest steht, dass die Optik zwar beim Kunden sehr wohl zur Kaufentscheidung beitragen kann, in unserem Testverfahren jedoch keine Rolle spielt. Wir halten uns lieber an die Fakten. Und auch hier gibt es neben der Farbgebung einige Gemeinsamkeiten: Alle Testkandidaten besitzen eine Federgabel mit 150 Millimeter Federweg und 140 bis 150 Millimeter Federweg am Heck. Preislich bewegen sich die All Mountains zwischen 3999 und 4499 Euro, während sich das Gewicht bei durchschnittlich 15 Kilo ohne Pedale einpendelt.
Bei den Rahmen setzen Lapierre, Propain und YT in dieser Preisklasse durchweg auf Carbon – auch am Hinterbau. An den Rahmendetails lässt sich leicht erkennen, aus welchem Modelljahr dieser stammt. Während Flipchips zur Geometrieverstellung oder für den Wechsel auf ein 27,5er Hinterrad mittlerweile schon zum Standard zählen, sind Staufächer im Unterrohr oder durch den Steuersatz verlegte Leitungen überwiegend ein neuer Trend. Während Letzteres eher „nice to have“ ist und oftmals zugunsten einer besseren Wartungsfreundlichkeit bewusst vermieden wird, avanciert das Staufach inzwischen zum absoluten Must-have. Die Option, wichtige Utensilien geschützt im Bike unterbringen und so bei kurzen Einsätzen auf Rucksack oder Hipbag verzichten zu können, steigert die Nutzerfreundlichkeit.
Das bereits 2021 vorgestellte Propain Hugene muss in diesem Punkt sowie bei der Geometrieverstellung passen, während die neueren Modelle von YT und Lapierre die Vollausstattung bieten. Beim Jeffsy fällt die Öffnung für das Staufach, das oberhalb des Flaschenhalters sitzt, allerdings sehr klein aus. Das Zesty hingegen besitzt eine große Klappe an der Unterseite des Unterrohrs, die sehr gut zugänglich ist. Die große Öffnung verringert jedoch die Rahmensteifigkeit, weshalb der Hauptrahmen des Zesty im Vergleich am weichsten ausfällt. Für eine aufgeräumtere Optik verlaufen zudem die Leitungen am Zesty durch den Steuersatz in den Rahmen.
Eingebettet zwischen den Kategorien Trail und Enduro richtet sich dieses Testfeld an Biker, die zwar lieber runter als hoch fahren, der Aufstieg sollte dennoch aus eigener Kraft gelingen, damit auch ausgedehnte alpine Touren kein Problem darstellen. Hinsichtlich dieser Anforderungen unterscheiden sich die drei Kandidaten wesentlich. Mit üppigem Federweg am Heck, dem schluckfreudigsten Fahrwerk, aber auch dem höchsten Gewicht ist das Lapierre Zesty ein Abfahrtsspezialist und tendiert sogar in Richtung Enduro. Das Propain wiegt fast ein Kilo weniger, rollt auf schnelleren Reifen und spendiert eine hochwertige Ausstattung. Eigentlich ein klarer Tourer mit Uphill-Kompetenz, wäre da nicht die etwas hecklastige Fahrposition, die vor allem in steilen Anstiegen negativ auffällt. Das Jeffsy hingegen bringt Uphill- und Downhill-Eigenschaften am besten unter einen Hut, obwohl es nur geringfügig leichter als das Lapierre ist. Mit den schnelleren Reifen und seinem reaktiven Fahrwerk ist es damit die beste Wahl für Biker, die neben einer zeitgemäßen Farbgebung nach einem Bike mit möglichst breitem Einsatzspektrum suchen.
Zwischen dem neuen Lapierre Zesty und dem YT Jeffsy geht es verdammt eng zur Sache. Das Lapierre hat seine Stärken eher im Downhill, das YT klettert dafür besser und besitzt mehr Allround-Qualitäten. Wegen seiner Geometrie und der schlechteren Hinterbau-Performance reicht es beim Propain nur für den dritten Platz.