Superior XF 9.7 DC 29 im TestDown-Country auf Tschechisch

Max Fuchs

 · 08.05.2024

Superior XF 9.7 DC 29 / 12,8 kg / 130 Millimeter Federweg / 29" / 5699 Euro / Carbon
Foto: Max Fuchs
Ein Race-Fully-Rahmen als Basis, 130 Millimeter Federweg und schnell bereift - Mit diesen Eckdaten schürt das Down-Coutry-Bike von Superior weniger Hoffnungen auf Trail-Spaß als auf schweißtreibende Training-Einheiten. Wie sehr einen der erste Eindruck doch täuschen kann, offenbart der Test im Trail-Mekka Finale Ligure.

Raffinierter Zucker in Würfelform wurde 1848 in Tschechien patentiert. Das dürfte für die meisten ebenso eine Überraschung sein wie die Tatsache, dass die Osteuropäer hervorragende Mountainbikes bauen. Doch es stimmt: Das Trailbike von Superior ist der rollende Beweis. Doch vor der ersten Testrunde hält sich unsere Begeisterung noch in Grenzen. Schon wieder ein aufgebohrtes Race-Fully als Trail-Bike-Ersatz? Das Kürzel „DC“ für Down-Country und das schnittige Rahmendesign erinnern auf den ersten Blick mehr an schweißtreibende Trainingseinheiten als an Trail-Spaß. Schaut man sich im Portfolio der Tschechen um, findet man das XF tatsächlich auch als reinrassiges Race-Bike. Doch das 130-Millimeter-Fahrwerk und die trailtaugliche Ausstattung wirken offenbar Wunder.

Fakten-Check: Superior XF 9.7 DC 29

  • Preis: 5699 Euro
  • Einsatzbereich: Down-Country / Trail
  • Rahmenmaterial: Carbon
  • Federweg: 130 mm hinten / 130 mm vorn
  • Laufradgröße: 29-Zoll
  • Rahmengrößen: S, M, L, XL
  • Gewicht: 12,8 kg in Größe L
  • Laufradgewicht: 4806 g
  • Garantie: 5 Jahre
  • Besonderheiten: integrierte Kabelführung durch den Vorbau, zwei Montagepunke für Flaschenhalter, Inbus in der hinteren Steckachse, flexende Sitzstreben an Stelle von Lagerungen an den Ausfallenden, Mini-Kettenführung ab Werk
Die Vario-Stütze mit 150 Millimetern Hub verschiebt in technischen Downhills die Grenzen des Fahrbaren. Dennoch: Im Vergleich zu anderen Trailbikes gewährt einem das lange Sitzrohr trotzdem nur mäßig Beinfreiheit.
Foto: Max Fuchs

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Komfortabler als gedacht

Unsere anfängliche Skepsis verfliegt mit den ersten Pedalumdrehungen. Angenehm kompakt und aufrecht nimmt man im Sattel Platz. Der Sitzwinkel fällt mit 74 Grad sehr flach aus. Zum Vergleich: Die meisten modernen Trailbikes mit Sitzwinkeln von 77 Grad und steiler platzieren den Piloten oft sehr frontlastig im Bike. Nichts für lange Touren, denn dadurch lastet viel Druck auf den Handflächen. Mit der Geometrie des Superiors verteilt sich das Körpergewicht gleichmäßig zwischen dem Gesäß und den Handflächen. So übersteht man auch lange Tage im Sattel ohne Komforteinbußen.

Das Fahrwerk hat nicht viel mit dem straffen Fahrgefühl vieler Down-Country-Bikes gemein, sondern hält kleine wie große Schläge zuverlässig vom Fahrer fern. Die Kehrseite: spürbares Wippen im Wiegetritt.Foto: Max FuchsDas Fahrwerk hat nicht viel mit dem straffen Fahrgefühl vieler Down-Country-Bikes gemein, sondern hält kleine wie große Schläge zuverlässig vom Fahrer fern. Die Kehrseite: spürbares Wippen im Wiegetritt.

Apropos Komfort: Auch das Fahrwerk hat nicht viel mit dem straffen Fahrgefühl vieler Down-Country-Bikes gemein, sondern hält kleine wie große Schläge zuverlässig vom Fahrer fern. Die Kehrseite: spürbares Wippen im Wiegetritt. Der Plattformhebel sitzt aber in Reichweite und unterbindet das Eigenleben. In steilen Kletterpassagen zwingen der flache Sitzwinkel und die kurzen Kettenstreben den Fahrer dazu, ganz nach vorn auf die Sattelnase zu rutschen. Verharrt man in der komfortablen Sitzposition, verliert man früh die Kontrolle über das Vorderrad. Wellige Trails und kurze Gegenanstiege meistert das Superior dafür wortwörtlich mit Leichtigkeit. Mit nur 12,8 Kilo Gesamtgewicht gehört es trotz schwerer Alulaufräder zur leichten Clique in der 130-Millimeter-Liga. Kurze oberflächliche Kritik: Der schlanke Carbonrahmen macht optisch durchaus was her. Bei ge-nauerem Hinsehen trüben die teils unsauber verklebten Superior-Logos das Gesamtbild.

Superior XF 9.7 DC: Ausstattung / Geometrie

  • Gabel: RockShox Pike Ultimate
  • Dämpfer: Rs. Deluxe Ultimate
  • Schaltung: Shimano XT
  • Übersetzung / Bandbreite: 34; 10–51 / 510 %
  • Bremsen: Shimano XT 180/180 mm
  • Telestütze/Hub:One Sport Dropper / 150 mm
  • Laufräder: DT Swiss M1900 Spline
  • Reifen: Schwalbe Wicked Will; Evo Addix Speedgrip SuperGround TLE 29 x 2,40
Kurze oberflächliche Kritik: Der schlanke Carbonrahmen macht optisch durchaus was her. Bei genauerem Hinsehen trüben die teils unsauber verklebten Superior-Logos das Gesamtbild.Foto: Max FuchsKurze oberflächliche Kritik: Der schlanke Carbonrahmen macht optisch durchaus was her. Bei genauerem Hinsehen trüben die teils unsauber verklebten Superior-Logos das Gesamtbild.Die Geometrie-Daten des Superior XF 9.7 DC 29 stammen aus dem BIKE-Testlabor, basieren auf der Rahmengröße L.Foto: BIKE-GrafikDie Geometrie-Daten des Superior XF 9.7 DC 29 stammen aus dem BIKE-Testlabor, basieren auf der Rahmengröße L.

Spaßiger als gedacht

Bergab beschert uns das Superior die größte Überraschung. Denn entgegen unserer ersten Ver-mutung zündet der Kandidat ein regelrechtes Fahrspaßfeuerwerk. Von Race-Bike-Feeling keine Spur. Vor allem moderate verwinkelte Trails und flowige Strecken liegen dem Bike. Wie vom Hafer gestochen wirbelt es – stets mit einer Handbreit Luft unter den Rädern – durchs Gelände und hetzt von einer Kurve in die nächste. Die kompakte Geometrie mit kurzen Kettenstreben und das poppige Fahrwerk machen es möglich. „Wie ein BMX-Bike fürs Gelände“, fasst Testfahrer Mario den enormen Spieltrieb des Superiors in Worte.

Wellige Trails und kurze Gegenanstiege meistert das Superior wortwörtlich mit Leichtigkeit. Mit nur 12,8 Kilo Gesamtgewicht gehört es trotz schwerer Alulaufräder zur leichten Clique in der 130-Millimeter-Liga.Foto: Max FuchsWellige Trails und kurze Gegenanstiege meistert das Superior wortwörtlich mit Leichtigkeit. Mit nur 12,8 Kilo Gesamtgewicht gehört es trotz schwerer Alulaufräder zur leichten Clique in der 130-Millimeter-Liga.

Das Ansprechverhalten des Hinterbaus? Schön sensibel – zumindest bei freier Fahrt. Steht man in steilerem oder technischerem Gelände verstärkt auf der Bremse, blockiert der Hinterbau und leitet Schläge nahezu ungefiltert an den Fahrer weiter. Hier endet die Wohlfühlzone des Kandidaten, denn auch das 480 Millimeter (!) lange Sitzrohr erschwert mangels Bewegungsspielraum das Handling auf technischen Abfahrten. Hinzu kommt die Reifenwahl: Die Schwalbe-Schlappen in der schnellen Speedgrip-Gummimischung rollen zwar höllisch schnell, verlieren aber früh Traktion und bieten kaum Pannenschutz. Hier besteht noch Tuning-Potenzial.

Bewertung: Fahrverhalten, Labor und Steifigkeit

Das Fahrverhalten des Superior XF DC
Foto: BIKE-Grafik
Die Bewertung und die Steifigkeit des Superior XF DC

Superior XF 9.7 DC 29: Servicefreundlichkeit

Alle Leitungen und Kabel der Steuerzentrale verlaufen durch den Steuersatz in den Rahmen. Im Inneren des Rahmens liegen die Züge frei und nicht in einlaminierten Führungen oder Röhrchen. Das erschwert Reparaturen oder etwa den Tausch der Bremsanlage. Auch schade: Der Steuersatz sitzt eingepresst im Steuerrohr und kann nur mit Spezialwerkzeug getauscht werden. Auch das Pressfit-Tretlager erschwert den Ein- und Ausbau bei Wartungsarbeiten und beansprucht dabei den Rahmen stärker als ein verschraubtes Tretlager. Lob gibt's für die massiven Kunststoff-Protektoren auf dem Unterrohr und an der Kettenstrebe. Die zahlen zudem auf die Haltbarkeit ein. Dank UDH-Schaltauge ist das Superior auch mit den aktuellen Transmission-Antrieben von Sram kompatibel.

Foto: BIKE-GrafikFoto: BIKE-Grafik

Fazit von Max Fuchs, BIKE-Testredakteur

Die Tschechen haben es geschafft, auf Race-Fully-Basis ein spaßiges Trailbike für den Toureneinsatz aufzubauen. Je nach Gelände bringt das Bike enormen Fahrspaß. Für technisch anspruchsvolle Strecken findet man aber kompetentere Modelle.
Max Fuchs, BIKE-TestredakteurFoto: Moonhead MediaMax Fuchs, BIKE-Testredakteur

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