Leicht, edel ausgestattet und vielseitig auf dem Trail: Das erste Stevens E-Inception von 2020 war ein großer Wurf. Aus dem Stand katapultierten die Hamburger sich damit von der soliden Fachhandelsmarke an die Spitze unseres High-End Vergleichstests und konnten den Testsieg 2022 sogar nochmal wiederholen. Alleinstellungsmerkmal damals: Das E-All-Mountain vereinte eine üppige Reichweite (720 Wh waren damals noch sehr viel!) mit einem richtig guten Gewicht.
Seitdem ist etwas Zeit vergangen und das E-Inception mit älterem Shimano-Motor wirkt heute nicht mehr ganz up to date. Im E-MTB-Bereich tickt die Entwicklungs-Uhr scheinbar nach wie vor im Zeitraffer. Gut also, dass Stevens nun einen würdigen Nachfolger für den Testsieger auf die Trails schickt. Mit neuem Bosch-Antrieb, moderner Geometrie und Vollcarbonrahmen.
Ein E-Inception mit Bosch? Das gab es schonmal. Seit 2022 bot Stevens den Allrounder auch mit Schwaben-Power an. Allerdings war das Bike mit Boschs Smart System und 750er Batterie (hier im Test) recht schwer und der Akku nicht entnehmbar. Das neue E-Inception räumt gleich mit beiden Problemen auf. Die neue 800er-Batterie von Bosch im Unterrohr ist klassisch entnehmbar und per Schlüssel gesichert.
Der Motor selbst ist der neue CX der fünften Generation mit bis zu 750 Watt und 100 Nm in der Spitze. Etwas überraschend: Statt Kiox 400 C setzt auch unser Topmodell auf Systemcontroller, Mini-Remote und das Purion 400 Display am Lenker. Für das Rahmengewicht dürfte die Entscheidung gegen den großen Oberrohr-Screen aber einen Vorteil bringen.
Und tatsächlich gibt Stevens beim Rahmen eine Gewichtsersparnis von 500 Gramm an. Das ist ein Wort, wenn der Akku vorher fest verbaut war. Selbst die Dämpferwippe besteht aus Carbon. Durch doppelreihige Kugellager im Hinterbau soll der Rahmen trotzdem robust und langlebig sein. Bei der Geometrie legt Stevens moderat Hand an: Der Lenkwinkel fällt flacher, der Reach länger aus. Der Sitzwinkel wird spürbar steiler, bleibt aber außerhalb der Extreme.
In Summe ist die Geometrie modern, Lenkwinkel und Reach sind aber spürbar auf Laufruhe gepolt. Das um 5 Millimeter verkürzte Heck dürfte dem Rad trotzdem einen guten Spieltrieb sichern, das extrem tiefe Tretlager zahlt auf ein hohes Sicherheitsempfinden ein. Beim Fahrwerk will Stevens den Pedalrückschlag leicht minimiert und die Federung im mittleren Bereich etwas sensibler gemacht haben.
Das E-Inception gibt es wie gehabt als AM-Version mit 160/150 mm und als ED mit 170/160 Millimetern, allerdings vorerst nur in drei Modellen. Das ED für 6999 Euro bildet die Mitte der Palette. Das günstigste und das Topmodell sind mit 160/150 Millimetern etwas vielseitiger ausgelegt. Hier die Ausstattungen der drei Bikes im Überblick.
Mit dem neuen Bosch-Motor und leichtem Vollcarbon-Chassis hebt Stevens den Top-Allrounder E-Inception auf die Höhe der Zeit. Nur drei Modelle haben uns eher überrascht, die Geometrie des Bikes sieht spannend aus. Die Preise zielen voll auf die Mittelklasse. Wir sind gespannt, wie das Rad fährt und werden in Kürze berichten. - Adrian Kaether, Redakteur Test & Technik