Mit der vierten Generation des Specialized Levo legen die Amerikaner bzw. Schweizer in allen Bereichen eine Schippe drauf. Neuer Motor, neuer Rahmen, neues Fahrwerk und viele spannende Details machen das Levo 4 einzigartig. BIKE hat das Specialized Entwicklungszentrum im Schweizer Cham besucht und mit Marco Sonderegger über die Entwicklung gesprochen.
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BIKE: Geometrie und Federweg sind relativ gleichgeblieben. Was waren die Hauptziele im Lastenheft bei der Entwicklung des neuen Specialized Levo 4?
Marco Sonderegger: Wir wollten nichts verändern, was bereits hervorragend funktioniert. Deshalb setzt das neue Levo weiterhin auf eine klassische Kabelführung – ohne Integration durch den Steuersatz. Das bedeutet einfachere Wartung und eine bessere Abdichtung. Stattdessen setzen wir lieber auf eine dreifache Lenkwinkelverstellung, was für uns deutlich wichtiger ist als reine Design-Spielereien, die keine Benefits erzielen. Der Sitzwinkel ist um ein Grad steiler geworden, ansonsten bleibt die Geometrie weitgehend unverändert. Die Kinematik hingegen ist komplett neu. In Kombination mit dem neuen Genie-Dämpfer ergibt sich eine flache Kennlinie mit gleichzeitig hohem Durchschlagschutz.
Ein zentrales Thema war für uns das modulare Akkukonzept: Der Fahrer kann selbst wählen, ob er mit 840, 600 oder 280 Wh unterwegs sein möchte. Beim neuen Levo haben wir Handling und Dimension des Akkus gezielt weiterentwickelt. Zusätzlich sollte oberhalb des Akkus im Unterrohr eine SWAT-Bag integriert werden – für Schlauch, Kartusche, Regenjacke und mehr. Eine weitere Herausforderung war die Positionierung von Motor und Akku: Trotz Dämpfer mit Ausgleichsbehälter im Rahmendreieck sollte weiterhin genug Platz für eine große Trinkflasche oder einen Range Extender bleiben. Und auch lange Teleskopstützen sollten weiterhin kompatibel sein. Diese bieten sehr viele Vorteile
BIKE: Wie sieht es beim Motor aus?
Unser Ziel war es, einen neuen Motor zu entwickeln, der nicht nur langlebig, sondern auch besonders leise ist und dabei gleichzeitig mit starker Leistung und hoher Effizienz überzeugt. Der Motor wurde vollständig von uns entworfen. Sowohl die Hardware als auch die Software sind exklusiv für Specialized entwickelt worden. Wir setzen auf eine eigene Spannungsebene und ein speziell abgestimmtes Getriebe mit einer Untersetzung von 27 : 1. Um die Geräuschkulisse so angenehm wie möglich zu gestalten, dreht der Motor vergleichsweise langsam. Dafür kommt eine etwas größere E-Maschine zum Einsatz was sich in einer hervorragenden Effizienz und einem konstant hohen Drehmoment über einen breiten Leistungsbereich auszahlt.
BIKE: Welchen Einfluss hat die größere Spannung, die von 36 auf 50.4 Volt erhöht wurde?
Du kannst schneller laden und der Motor braucht weniger Strom, um Leistung zu erzeugen. (Leistung = Stromstärke x Spannung). Bereits bei 18 Ampere steht die volle Leistung zur Verfügung. Bei 36 Volt brauchst du fast 25 Ampere Strom für die gleiche Leistung. Mit mehr Strom entsteht mehr Wärme, was dickere Kabel erfordert. Mit unseren 50.4 Volt bist du effizienter unterwegs und das bei weniger Wärmeentwicklung.
BIKE: Alle neu erschienen Motoren werben mit noch mehr Leistung. Auch euer neuer Motor hat mehr Power. Ist der Sweetspot nicht schon erreicht?
Der Wettbewerb ist längst in vollem Gange, entscheidend ist dabei nicht nur die reine Motorleistung, sondern vor allem die richtige Software und der kontrollierte Umgang mit Power und Drehmoment. Leistung ist nutzlos ohne Kontrolle, deshalb setzen wir hier auf intern entwickelte Software. Mehr Leistung bedeutet auch immer höheren Energieverbrauch. Und irgendwann kippt das Verhältnis dann reicht selbst ein 840-Wh-Akku vielleicht nur noch für eine halbe Stunde Fahrzeit. Die eigentliche Grenze für die Leistung setzt also nicht der Motor, sondern der Akku.
Die eigentliche Grenze für die Leistung setzt nicht der Motor, sondern der Akku.
BIKE: Wie sieht es mit weiteren elektronischen Helfern aus? Fahrwerk ABS, etc.?
Ein Display ist seit der ersten Generation bei unseren E-Bikes am Start. Smart-Uhren und Fahrradcomputer lassen sich verbinden und alle Daten sind abrufbar. Am Bordcomputer kannst du zudem alles mit 12 Volt anschließen. Beim MTB bin ich jedoch Purist. Ein elektronisches ABS-Fahrwerk für ein Trailbike bleibt für mich daher fraglich. Wenn in Zukunft alles über einen Akku geht, sieht es anders aus. Noch weitere Akkus sind aus meiner Sicht aktuell eher verzichtbare Gadgets. Wenn es keine echten Vorteile bietet, verzichten wir lieber darauf und setzen auf Simplicity.
BIKE: Welche drei Dinge kann das neue Levo besser als das alte?
Die neue Kinematik bietet spürbar bessere Performance – und in Kombination mit dem Genie-Dämpfer ergeben sich echte Vorteile in Traktion, Kontrolle und Komfort. Das modulare Akkusystem mit austauschbaren Kapazitäten eröffnet deutlich mehr Optionen für unterschiedliche Einsatzbereiche und persönliche Vorlieben. Der Motor ist nicht nur stärker, sondern auch angenehm in der Geräuschkulisse und das über die gesamte Lebensdauer hinweg.