Rotwild R.EX Ultra im TestNur 21,6 kg - Superleicht-E-Bike mit starker Reichweite

Adrian Kaether

 · 29.11.2024

Leicht oder volle Power? Das Rotwild R.EX zeigt, dass sich die Gegensätze nicht automatisch ausschließen.
Foto: Max Fuchs
Mit 21,6 Kilogramm macht das Rotwild R.EX schon manchem Light-E-Bike Konkurrenz. Und das trotz kräftigem Shimano-Motor und dickem 800er Akku. Allerdings: Auch der Preis des Ultra-Modells ist gesalzen. Ob das Edel-All-Mountain aus Dieburg das auf dem Trail rechtfertigen kann?

Nur wenige E-MTBs haben in diesem Jahr so viel Aufmerksamkeit erregt wie das neue Race-Enduro Rotwild R.EXC mit dem wilden Hinterbau à la Bananenschwinge. Und spätestens seit dem Test des R.EXC Pro wissen wir: Auch auf dem Trail ist das Bike ein echter Volltreffer. Aber nicht jeder braucht gleich ein Race-Enduro. Seit der Eurobike gibt’s deswegen mit dem R.EX diese Trail-Variante. Etwas weniger Federweg und ein rekordverdächtig geringes Gewicht versprechen maximalen Fahrspaß auf dem Trail. Der dicke Akku mit praktischem Quick-Release ist bei Rotwild schon fast so gesetzt wie der Hirsch auf dem Steuerrohr.

Rotwild R.EX Ultra: Shimano EP801 // 820 Wh // 160/150 mm // 29/27,5 Zoll // 21,6 kg // 11490 Euro.Foto: Max FuchsRotwild R.EX Ultra: Shimano EP801 // 820 Wh // 160/150 mm // 29/27,5 Zoll // 21,6 kg // 11490 Euro.

Die Fakten Rotwild R.EX Ultra

  • Motor: Shimano EP801, 85 Nm max. Drehmoment
  • Akku: 820 Wh (entnehmbar)
  • Rahmenmaterial: Carbon
  • Federweg: 160/150 mm
  • Laufradgröße: 29/27,5 Zoll (Mullet)
  • Rahmengrößen: S, M, L, XL
  • Preis: 11.490 Euro
  • Gewicht: 21,6 kg (Testbike in Größe L, EMTB-Messung)
  • Zulässiges Gesamtgewicht: 130 (Herstellerangabe)
  • Herstellergarantie: 5 Jahre
  • Besonderheiten: Quick-Release-Akku mit Carbon-Außenhülle

Der Shimano EP801 im Rotwild

Seit dem Update auf den Shimano EP801 liefert der japanische Antrieb eine noch größere Spitzenleistung und gehört damit zu den leichtesten und kräftigsten Antrieben am Markt. Die Besonderheit des Shimano: Die volle Leistung setzt der Motor schon bei moderatem Tritt vom Fahrer frei. Leichte Forststraßenanstiege schießt man damit besonders schnell hinauf.

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Der Shimano EP801 ist der leichteste Antrieb der 85-Newtonmeter-Klasse und liefert trotzdem eine hohe Spitzenleistung. Bei der Dosierbarkeit sind manche Mitbewerber mittlerweile vorangeeilt.Foto: Max FuchsDer Shimano EP801 ist der leichteste Antrieb der 85-Newtonmeter-Klasse und liefert trotzdem eine hohe Spitzenleistung. Bei der Dosierbarkeit sind manche Mitbewerber mittlerweile vorangeeilt.

Auf technischen Trails fehlt es dann manchmal aber an Beschleunigungsvermögen vor Schlüsselstellen. Zudem ist der Shimano-Motor nicht sehr Drehzahlfest und klappert bergab. Neu: Dank der neuen Race-Software kann der Shimano mehr auf die persönlichen Vorlieben des Fahrers eingestellt werden. Auch ein Nachlauf kann hier angewählt werden. Das hilft dem Rotwild technische Hindernisse und Stufen bergauf leichter zu bewältigen.

Rotwild setzt im R.EX auf einen eigens für das Bike entwickelten Akku mit satten 820 Wattstunden. Dank Carbonaußenhülle fällt die Batterie mit nur 3,65 Kilogramm superleicht aus. Zum Vergleich: Boschs 800er wiegt vier Kilogramm, der 750er wog sogar 4,35 Kilogramm. Die Batterie kann beim Rotwild außerdem sehr unkompliziert aus dem Bike entnommen werden. Den Akku abseits des Bikes zu laden ist so überhaupt kein Problem.

Der Rotwild-Akku klappt auf Knopfdruck einfach zur Seite heraus. Das ist eine der besten Lösungen am Markt und macht das Laden abseits des Bikes oder den Akku-Tausch besonders leicht.Foto: Max FuchsDer Rotwild-Akku klappt auf Knopfdruck einfach zur Seite heraus. Das ist eine der besten Lösungen am Markt und macht das Laden abseits des Bikes oder den Akku-Tausch besonders leicht.

Die Geometrie

Zusätzlich zu seinem superniedrigen Gewicht hat das Rotwild extrem kurze Kettenstreben. Die absolute Trailrakete also? Nicht ganz. Denn die tiefe Front und die Sattelstütze mit viel Setback entschärfen die eigentlich gelungenen Geometrie-Werte deutlich. Dadurch passen die Maße eher zu sportlichen Flachland-Touren als zu fiesem All-Mountain-Terrain. Immerhin: Da die Geometrie eigentlich modern ist, kann man das R.EX mit anderen Komponenten leicht noch etwas potenter aufbauen. Nur das lange Sitzrohr lässt sich nicht ändern und muss zur Fahrergröße passen.

EMTB-Messwerte im Überblick (Rahmengröße L)

  • Sitzrohrlänge: 468 mm
  • Radstand: 1260 mm
  • Reach: 489 mm
  • Stack: 633 mm
  • Lenkwinkel: 64 Grad
  • Sitzwinkel: 76,7 Grad
  • Kettenstrebenlänge: 436 mm
Das Sitzrohr ist lang. Die eigentlich lange Eightpins-Stütze kann ihre Vorteile so nur bedingt ausspielen. Ein starker Setback flacht außerdem den Sitzwinkel unangenehm ab und sorgt in Kombination mit der tiefen Front für eine gestrecke Sitzposition bergauf.Foto: Max FuchsDas Sitzrohr ist lang. Die eigentlich lange Eightpins-Stütze kann ihre Vorteile so nur bedingt ausspielen. Ein starker Setback flacht außerdem den Sitzwinkel unangenehm ab und sorgt in Kombination mit der tiefen Front für eine gestrecke Sitzposition bergauf.

Die Ausstattung des Rotwild R.EX Ultra

Das Topmodell Ultra kommt mit besonders edler Ausstattung daher. Fox-Factory-Fahrwerk, Carbon-Laufräder und XT-Di2-Schaltung lassen keine Wünsche offen. In unserer Ausstattungswertung bringt das echte Top-Werte.

  • Gabel / Dämpfer: Fox 36 Factory GripX / Float X Factory
  • Schaltung: Shimano XT Di2 (12-fach)
  • Bremsen: Shimano XT
  • Laufräder: Crankbrothers Synthesis Enduro Carbon
  • Reifen: Schwalbe Magic Mary Superground, Hans Dampf Supertrail; 29 x 2,4 / 27,5 x 2,6

Praxistest: So fährt sich das Rotwild R.EX Ultra

Gespannt starten wir daher mit dem leichten Flitzer in den Uphill. Im Boost-Modus packt der Shimano schon bei sanftem Tritt die volle Power aus. Da muss sich die Konkurrenz etwas strecken, um auf der Forststraße dranzubleiben. Satte 16,6 km/h Durchschnitt im Reichweitentest sprechen für sich.

Die Traktion am Heck ist gut, in puncto Dosierbarkeit hinkt der japanische Motor dem wichtigsten Konkurrenten seit dem Update auf den neuen CX aber spürbar hinterher. Auch die gestreckte Sitzposition und die kurzen Kettenstreben erschweren beim R.EX die Kontrolle in anspruchsvollen Kletterpassagen. Schuld ist dabei in erster Linie die Rotwild-typische Sattelstütze mit starkem Setback. Das soll in flachem Gelände die Handgelenke entlasten. In unseren Augen ist das für ein so modernes Bike aber nicht mehr zeitgemäß.

Mit dem Shimano EP801 und geringem Gewicht enteilt das Rotwild R.EX gerade bei sanftem Pedaltritt im Tourenbetrieb so manchem Verfolger.Foto: Max FuchsMit dem Shimano EP801 und geringem Gewicht enteilt das Rotwild R.EX gerade bei sanftem Pedaltritt im Tourenbetrieb so manchem Verfolger.Der starke Stützen-Setback und kurze Kettenstreben machen das Rotwild bergauf etwas anspruchsvoll zu fahren.Foto: Max FuchsDer starke Stützen-Setback und kurze Kettenstreben machen das Rotwild bergauf etwas anspruchsvoll zu fahren.

Leichtfüßig! Aber auch abfahrtsstark?

Leider fallen auch bergab einige Kleinigkeiten auf, die uns an den hessischen Bikes schon häufiger gestört haben. Das Sitzrohr ist zu lang, so kann die hubstarke Eightpins-Stütze ihren Vorteil gar nicht richtig ausspielen. Die Front fällt mit flachem Lenker, wenigen Spacern und kurzem Steuerrohr für ein Bike dieser Federwegsklasse ungewöhnlich tief aus. So fühlt man sich bergab nicht optimal im Rad integriert. Keiner der Tester konnte auf Anhieb eine gute Fahrposition finden.

Auf flacheren Trails ist das Rotwild in seinem Element und glänzt mit spritzigem und leichtfüßigem Handling.Foto: Max FuchsAuf flacheren Trails ist das Rotwild in seinem Element und glänzt mit spritzigem und leichtfüßigem Handling.In anspruchsvollem Gelände muss der Pilot wissen, was er tut. Auf Fahrfehler reagiert das Rotwild etwas zickig. Auch bei Hinterbau und Fahrposition gibt's Luft nach oben.Foto: Max FuchsIn anspruchsvollem Gelände muss der Pilot wissen, was er tut. Auf Fahrfehler reagiert das Rotwild etwas zickig. Auch bei Hinterbau und Fahrposition gibt's Luft nach oben.

Stark dagegen: Das geringe (Laufrad-)Gewicht und die kurzen Kettenstreben verhelfen dem R.EX zu einem agilen Handling. Auf flachen und kurvigen Trails ist das Bike in seinem Element. Hier kommt viel Fahrspaß auf! Leider bietet der Hinterbau auch bei straffem Setup etwas wenig Gegendruck. Der großen Bruders R.EXC spielt hier in einer anderen Liga. Werden die Trails bergab steiler und anspruchsvoller will dadurch keine echte Fahrsicherheit aufkommen. Die tiefe Front und das gefühlt steife Chassis quittieren Fahrfehler oft mit spürbarem Spurverlust. Schade: Bergab klappert das Rotwild deutlich mehr, als wir es uns von einem Bike dieser Preisklasse wünschen würden.

Sitzposition, Reichhöhe und Servicefreundlichkeit im Überblick: Bei der Reichhöhe zeigt der schwarze Pfeil die Höhenmeter mit ungedrosselter Unterstützung an, der graue Pfeil zeigt die zusätzlichen Höhenmeter auf den letzten Prozent in einem gedrosselten Notlauf-Modus.Foto: BIKE TestabteilungSitzposition, Reichhöhe und Servicefreundlichkeit im Überblick: Bei der Reichhöhe zeigt der schwarze Pfeil die Höhenmeter mit ungedrosselter Unterstützung an, der graue Pfeil zeigt die zusätzlichen Höhenmeter auf den letzten Prozent in einem gedrosselten Notlauf-Modus.

BIKE-Bewertung des Rotwild R.EX Ultra (E-MTB)

Stärken

  • Geringes Gewicht
  • Top Akkuentnahme
  • Leichtfüßig auf flachen Trails

Schwächen

  • Geometrie nicht ausgewogen
  • Hinterbau gibt Federweg zu leichtfertig frei
  • In schwerem Gelände zu schnell überfordert
Starke Ausstattung und gute Reichweite: Für ein All Mountain mit Top-Parts könnte die Downhill-Performance aber noch deutlich besser ausfallen.Foto: BIKE TestabteilungStarke Ausstattung und gute Reichweite: Für ein All Mountain mit Top-Parts könnte die Downhill-Performance aber noch deutlich besser ausfallen.

BIKE-Fazit zum Rotwild R.EX Ultra im Test

Das Rotwild R.EX Ultra glänzt mit Top-Ausstattung, wertigem Chassis und superniedrigem Gewicht trotz viel Motorleistung und praktischer Akkuentnahme. Auf flacheren Trails fährt sich das Bike spritzig und direkt, in zünftigen Abfahrten fehlen aber die Reserven. Das macht das Bike mehr zum schnellen Tourer, als zum echten All-Mountain-Profi. Geometrie und Fahrwerk wirkten auf uns in Summe nicht ganz ausgewogen. - Adrian Kaether, BIKE-Redakteur für Test & Technik
Adrian Kaether ist Testredakteur bei BIKE.Foto: Georg GrieshaberAdrian Kaether ist Testredakteur bei BIKE.

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