Adrian Kaether
· 23.10.2024
Klar: Bei Preis und Ausstattung muss man bei der kanadischen Kult-Firma oft schlucken. Doch im Praxistest konnten uns die Bikes mit dem Ahornblatt schon oft begeistern. Das klassische Altitude war mehrfach Tester-Liebling im Enduro-Test, das Altitude Powerplay verwies im letzten großen E-Enduro-Vergleich die High-End-Konkurrenz in die Schranken. Und das sogar mit Alu-Chassis und günstigen Parts. Und in Sachen Handling führt kaum ein Weg am Instinct Powerplay vorbei. So verspielt und spaßig fahren sich nur wenige Full-Power-E-Bikes.
Entsprechend hoch waren die Erwartungen an das erste Light E-MTB von Rocky Mountain. Wird das das beste Rocky für Fahrspaß-Fans? Jetzt ist die Katze aus dem Sack! Die Kanadier stellen zuerst das All Mountain Bike Instinct als Light E-MTB vor. 150/145 Millimeter Federweg und Laufräder in 29 Zoll versprechen einen breiten Einsatzbereich. Besonders spannend: Ein neuer eigener Motor mit 65 Newtonmetern Drehmoment, bis zu 550 Watt Spitzenleistung und 480 Wattstunden im Akku.
Bei seinen E-Mountainbikes setzt Rocky Mountain durchgängig auf Motoren aus eigener Entwicklung. Die Besonderheit der Dyname-Antriebe: Statt der Kurbel direkt treiben die Aggregate eine Umlenkrolle im Antriebsstrang an. So wollen die Kanadier die Power besonders feinfühlig steuern können. Mit bis zu 108 Nm und 700 Watt Spitzenleistung liefert die Power-Version des Dyname-Motors außerdem deutlich mehr Leistung als die klassischen Antriebe von Bosch und Shimano.
Der neue Dyname S4 Lite Drive übernimmt die Konstruktion mit dem Antrieb über eine Umlenkrolle und knüpft auch an die Tradition von satter Motorpower an. Mit 65 Newtonmetern und 550 Watt Spitzenleistung bietet er nominell etwas mehr Punch als die Light-Konkurrenz von Bosch, Fazua oder gar TQ. Passend dazu fällt auch der Akku mit 480 Wh etwas größer aus. Wer will, kann für extralange Ausfahrten die Reichweite mit dem Overtimepack (314 Wh / 2 kg) die Reichweite noch deutlich aufstocken. Die integrierte Batterie kann bei Bedarf nach unten aus dem Rahmen gezogen werden.
Die Gewichte für die E-Hardware beim Rocky liegen übrigens bei 2,26 Kilogramm für den Motor und 2,7 Kilogramm für die Batterie. Passend zur Leistung ist der Motor also auch etwas schwerer als die Konkurrenz von Bosch, Fazua und TQ. Gegenüber dem Dyname Power-Antrieb (108 Nm / 700 Watt / 3,22 kg) spart der Lite Drive aber fast ein Kilogramm ein. Auch der Akku ist mit 2,7 kg nicht extrem leicht aber doch deutlich leichter, als die Batterie der Power-Versionen von Rocky.
Bei der Geometrie des Instinct SL orientiert sich Rocky Mountain ganz offensichtlich am Instinct ohne Motor (hier im Test). Lenk und Sitzwinkel liegen bei modernen 64 und 77 Grad, der Reach bei 480 Millimetern in Größe L. Ungewöhnlich: Das Rocky Mountain gibt’s von XS bis XL in einer besonders breiten Größenpalette. Neben Reach und Stack wachsen auch die Kettenstreben mit der Rahmengröße. So kommt XS in 27,5 Zoll und mit 430 Millimetern Länge im Heck, S bis M setzen auf 440 Millimeter und ab L gibt’s 450 Millimeter. Wer einen langen Reach bevorzugt und trotzdem kurze Kettenstreben will, ist hier - anders als beim Full-Power-Instinct - also an der falschen Adresse.
Mit dem Ride-4-Flip-Chip in der Dämpferwippe kann außerdem sowohl die Geometrie als auch die Federungskinematik feingetuned werden. Zusätzlich kommt das Instinct Powerplay SL mit einem Offset-Steuersatz. Ab Werk steht das Bike in der neutralen Stellung. Über zusätzliche Lagerschalen kann der Reach aber um fünf Millimeter verkürzt beziehungsweise verlängert werden.
Das neue Rocky Mountain Instinct Powerplay SL gibt’s in zwei Farben und sechs Modellen. Die drei günstigeren Bikes kommen mit Alu-Rahmen zum Händler. Preise beginnen schon bei für Rocky-Verhältnisse recht moderaten 5500 Euro für das Instinct SL Alloy 30 mit Rockshox Psylo Gold, Deluxe Select+ und Deore Antrieb. Noch etwas besser stehen die Alloy 50 und 70 Modelle mit Lyrik Select beziehungsweise Select+ und Dämpfer mit Ausgleichsbehälter da. Geschaltet wird mit Shimano XT beziehungsweise GX Transmission. Das Alloy 70 kommt als BC Edition außerdem mit 160 Millimetern Federweg an der Front.
Das Instinct Powerplay SL mit Vollcarbonrahmen kostet mindestens 7700 Euro (Carbon 50) und rollt dafür mit Lyrik Select und Superdeluxe Select+ sowie XT-Bremsen und Antrieb zum Händler. Die Modelle Carbon 70 und Carbon 90 kommen mit Fox Performance-Elite beziehungsweise Factory Fahrwerk und GX beziehungsweise X0 Transmission. Die Preise liegen hier dann bei 9700 und 12500 Euro.