Schon in unserem großen E-Mountainbike Test “Readers most wanted!” hatte uns die Eigenmarke des französischen Discounters Decathlon überrascht: Das Rockrider E-Expl 520 S heimste zum Sensationspreis von 2999 Euro unseren Preis-Leistungs-Tipp ein. Das brandneue E-Feel 700 S spielt in einer Federwegs- und Preiskategorie darüber. Mit 3999 Euro gehört es noch nicht einmal zu den Billigheimern in unserem Test günstiger E-Mountainbikes unter 4000 Euro. Kann es im Gelände an die guten Ergebnisse seines kleinen Bruders anknüpfen? Wir haben es ausführlich getestet.
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Etwas überraschend, aber die Ausstattung ragt in unserem Vergleich nicht gerade heraus: Die RockShox 35 Gold kommt aus dem unteren Preisregal. Und mit Shimanos Cues-Schaltung aus dem Trekkingbikesegment kann man auch keinen Staat machen. Dazu der Shimano EP6-Antrieb, der kleine Bruder vom EP801, und ein nur 630 Wh großer Akku – auch Discounter müssen in diesem Preisbereich ganz offenkundig mit spitzer Feder rechnen.
Trotzdem haben die Franzosen auf einige wichtige Ausstattungsfeatures geachtet: eine standfeste TRP-Vierkolbenbremse für lange Abfahrten, eine auf Haltbarkeit ausgelegte Linkglide-Kassette von Shimano, eine Teleskopstütze mit 170 Millimeter Hub und sehr traktionsstarke Reifen aus dem Decathlon-Haussortiment. Unterm Strich hat es Rockrider auch mit diesem Bike trotz durchschnittlicher Ausstattung geschafft, im Gesamteindruck zu überzeugen. Vor allem aufgrund der überwiegend guten Fahrleistungen.
Technisch gleicht der EP6 Shimanos Premium-Aggregat EP801, allerdings ist er rund 300 Gramm schwerer und fühlbar schwächer. Modulation und Kraftentfaltung gefallen, in steilen Anstiegen muss man aber etwas kräftiger in die Pedale treten. Der mit einem 4er-Inbus gesicherte Akku sitzt klapperfrei und lässt sich leicht nach vorne herausklappen. In unserem standardisierten Reichweitentest erkletterte das E-Feel knapp 1500 Höhenmeter im Boost-Modus. Kein Bestwert, aber eine ordentliche Reichweite.
Dank des sehr steilen Sitzwinkels fällt das Oberrohr mit 604 mm in Größe L kurz aus. Dadurch sitzt man aufrecht und kompakt. Die Kettenstreben sind mit 463 Millimeter lang. Der Lenkwinkel liegt mit 65,5 Grad auf der steileren Seite. Damit hat das Rockrider eine ausgesprochene Klettergeometrie. Modern ist das kurze Sitzrohr, das Platz für lange Teleskopstützen schafft.
Kurzes Oberrohr, steiler Sitzwinkel, so nimmt man kompakt und etwas frontlastig auf dem Rockrider Platz. Da zudem die Kettenstreben mit 463 Millimetern lang ausfallen, steigt das Vorderrad in steilen Anstiegen erst sehr spät. Auch in technischen Uphills schlägt sich das Discounterbike ausgesprochen gut. Selbst bei passiver Fahrweise lastet immer genug Druck auf dem Vorderrad, das dank moderat steilem Lenkwinkel kontrolliert durch enge Kehren zirkelt. Der Shimano EP6 liefert im unteren Kadenzbereich ein ordentliches Drehmoment. Wenn maximaler Schub gefragt ist, geht ihm aber etwas die Puste aus, besonders bei hoher Trittfrequenz.
In der Abfahrt zeigt sich das E-Feel überraschend souverän. Das Fahrwerk harmoniert gut und schluckt auch schnelle Schläge weg. Die Eigenmarke-Reifen mit sehr weichem Gummi liefern viel Traktion und gute Dämpfung, so liegt das Bike satt und sicher. In die selbe Kerbe schlägt der lange Radstand und die langen Kettenstreben, das bringt eine ordentliche Laufruhe. Nur die mäßige Bremspower gibt es zu bemängeln.
Selbst auf wendigen Kursen macht das Rockrider eine passable Figur, lässt sich dynamisch von Kurve zu Kehre pushen. Flugeinlagen und radikalere Fahrmanöver dagegen gehören nicht zur Kernkompetenz – lange Kettenstreben und schwere Laufräder bremsen den Spieltrieb ein. Auch das Gewicht von über 25 Kilo trägt nicht gerade zu einem leichtfüßigen Fahrgefühl bei. In Summe schlägt sich das Rockrider im Gelände sehr ordentlich - insbesondere wenn man den günstigen Preis unter 4000 Euro in Betracht zieht! Mit Highend-Bikes mit top-Fahrwerk und geringerem Gewicht kann das E-MTB vom Discounter in Sachen Fahrdynamik freilich nicht mithalten.
Beim Discounter Decathlon scheinen Menschen mit Bikekompetenz zu sitzen. Nach dem E-Expl 520 S kann auch das neue E-Feel 700 S im EMTB-Test überzeugen. Für 3999 Euro bieten die Franzosen ein Bike mit breiten Allroundeigenschaften und gutem Fahrverhalten. Damit sichert sich das Bike den Testsieg im Vergleich der E-Fullys unter 4000 Euro. - Josh Welz, Chefredakteur EMTB Magazin