Mit der deutschen Marke Raaw verbindet man unzerstörbare Rahmen aus Aluminium, die auf hohe Funktionalität ausgelegt sind. An diesem Image will auch die zweite Auskopplung des Raaw Jibb nicht rütteln und durch lang anhaltenden Fahrspaß überzeugen. Mit 15,6 Kilo ohne Pedale gewinnt das All Mountain Bike zwar keinen Gewichtsrekord, steckt dafür aber durch und durch voll mit soliden Details. So wurden alle Lagerpunkte am Hinterbau besonders groß dimensioniert und zusätzlich doppelt gedichtet. Zugunsten eines leichteren Services verzichtet Raaw zudem bewusst auf eine innen liegende Kabelführung und klemmt alles leicht zugänglich auf dem Unterrohr. Ein solider Unterrohrprotektor und Kettenstrebenschutz runden das Sorglos-Paket ab. Auch wenn es das Raaw Jibb nur als Rahmenkit für 2790 Euro gibt, wurde bei unserem 6500 Euro teuren Testbike auf Funktion jenseits von Bling-Bling geachtet. So schaltet und bremst das Jibb V2 mit einer Shimano XT und rollt auf Newmen Aluminium-Laufrädern.
Bei der Geometrie gibt sich das Raaw Jibb V2 frei von Extremen und setzt auf bewährte Maße. Ein Reach von 465 Millimetern in Größe L liegt tendenziell auf der kurzen Seite und sorgt für eine komfortable, aufrechte Fahrposition, was die hohe Front noch verstärkt. Auch der Lenkwinkel fällt mit gemessenen 65 Grad nicht zu flach aus und hält das Frontcenter (Abstand Mitte Tretlager zur Vorderradnabe) kurz. Lediglich die Kettenstreben fallen im Vergleich dazu mit 450 Millimetern sehr üppig aus.
Wir waren gespannt, ob sich der kleine Jack-Russell-Terrier, der das Oberrohr ziert, trotz langer Kettenstreben im Fahrverhalten niederschlägt. Und siehe da: Das Logo wurde nicht ohne Grund gewählt. Das Raaw Jibb V2 hält, was sein Name verspricht und besitzt einen quirligen Charakter, auch wenn es nur schwer aufs Hinterrad geht. Der Einfluss des moderaten Lenkwinkels und kompakten Reachs dominiert das Fahrgefühl. Das Jibb lässt sich mühelos über die Trails dirigieren, vermittelt aber dennoch ein sehr ausbalanciertes und sicheres Handling.
Selbst in steilen Downhills steht man sicher hinter der hohen Front und kann die Bremse getrost offen lassen. Unterstützend leistet das Fahrwerk ganze Arbeit, spricht super sensibel an und bietet gemessen am Federweg ein ordentliches Schluckvermögen mit ausreichend Progression gegen Ende. Bei kleineren Schlägen und in Anliegern bietet das Heck zudem genügend Gegendruck und ordentlich Popp, um aktiv jede Wurzel oder jeden Stein zum Abziehen zu nutzen.
Erst in richtig schnellen und verblockten Passagen offenbart das Jibb seinen im Vergleich zu einem Enduro kompakteren Federweg. Das durchweg solide Handling animiert dennoch weiter zum Draufhalten. Aufgrund der soliden Lagerung und der überdimensionierten Wippe besitzt der Hinterbau eine sehr hohe Seitensteifigkeit. Selbst schwere Fahrer entlocken dem Heck wenig Flex, was aufgrund der feinfühligen Hinterbaufunktion nicht zu Komforteinbußen führt. Bergauf lässt es das Jibb gemütlich angehen. Durch die kompakte Sitzposition und die hohe Front steigt das Vorderrad schnell, und das hohe Gewicht kostet extra Körner.
BENOTUNG: Das BIKE-Urteil setzt sich aus den subjektiven Eindrücken der Testfahrer und unseren Labormesswerten zusammen. Das Urteil ist preisunabhängig. Notenspektrum: sehr gut (0,5–1,5), gut (1,6–2,5), befriedigend (2,6–3,5), ausreichend (3,6–4,5), mangelhaft (4,6–5,5).
Das Raaw Jibb V2 hält, was der Modellname verspricht, und liefert nicht nur Fahrspaß, sondern auch Souveränität in anspruchsvollem Gelände und ein durchweg solides Gesamtpaket.