Adrian Kaether
· 22.10.2025
Seit zwei Jahren geben die Allgäuer wieder mächtig Gas in Sachen E-Mountainbike und haben mit dem Ekano (zuletzt in BIKE 9/25) schon mehrere Testsiege abgeräumt. Trotz Direktversand: Ausgenommen günstig sind die Bikes von Propain nicht. Unser Testbike Sresh SL CF Bomber ist sogar das teuerste in unserem Vergleichstest von Light E-MTBs um 6000 Euro. Dafür stehen ein aufwändiger Vollcarbon-Rahmen, doppelt gedichtete Lager und das Pro-10-Hinterbausystem auf der Habenseite, welches Propain seit dem Ekano auch in den E-MTBs integriert. Unser Testbike Sresh SL kommt als dessen kleiner Bruder mit etwas weniger Federweg und geht als eines der ersten Bikes überhaupt mit TQs neuem Flüstermotor HPR 60 an den Start.
Als eines von wenigen Light E-MTBs bietet das Sresh SL nicht nur überhaupt einen entnehmbaren Akku. Die Batterie ist auch noch mit nur einer Schraube gesichert und dadurch besonders leicht zu entnehmen. Dank Konfigurator-Konzept hat man die Wahl: Lieber nur 360 Wattstunden und dafür extraleicht, oder lieber 580 Wattstunden für mehr Ausdauer? Beide Batterien passen in dasselbe Unterrohr. Der große Akku wiegt aber 800 Gramm mehr und kostet 400 Euro zusätzlich. Wir haben uns daher für den Test für die günstigere und leichtere Version entschieden.
Beim Motor selbst setzt Propain auf den neuen TQ HPR 60 (hier im Test) der eine besonders dezente Geräuschkulisse bergauf wie bergab mit einer mittlerweile ausgereiften Leistung und einem sinnvollen Drehmoment verbindet. Im Oberrohr sitzt ein schickes Display. Für zusätzliche Reichweite gibt’s einen Range-Extender im Trinkflaschen-Format.
Auch bei der Ausstattung kommt wieder der Konfigurator zum Tragen. Wer hier alle feinen Optionen anklickt, landet aber schnell bei 8000 Euro und mehr. Wir haben daher eine besondere Auswahl für maximale Preis-Leistung getroffen. Das Marzocchi-Fahrwerk ist eher schwer, bietet aber eine gute Trail-Performance und viele Einstellmöglichkeiten und kostet nicht die Welt. Gleiches gilt für die Sram Eagle 70 Transmission. Gebremst wird mit Maguras MT5 mit kurzen Hebeln, das Testbike rollt auf Reifen von Continental mit viel Pannenschutz hinten und superweicher Gummimischung vorne.
Obwohl das Propain Sresh SL noch brandneu ist, wirkt die Geometrie erstaunlich konventionell. Keine superkurzen Kettenstreben, kein extrem langer Reach. Mit klassischen Werten baut Propain eher auf einen hohen Wohlfühlfaktor und holt die Performance über das gute Fahrwerk (s. u.) heraus.
Die zentrale, leicht vorderradorientierte Sitzposition auf dem Propain empfinden wir als idealen Kompromiss zwischen Uphill-Stärke und Tourentauglichkeit. Dazu glänzt das Sresh SL mit viel Traktion. Der HPR 60 Motor glänzt mit geringem Antriebsgeräusch, direktem Einsetzen und natürlichem Fahrgefühl. Erst in wirklich extremen Uphills setzen die Motorleistung und der fehlende Nachlauf Grenzen.
Bergauf leistet sich das Propain schon wenig Schwächen, doch bergab hat uns das Sresh SL noch besser gefallen. Das Marzocchi-Fahrwerk zeigte sich harmonisch und sensibel und ist gerade in Kombination mit dem Pro-10-Hinterbau im Heck angenehm definiert. So fehlt es dem Sresh SL weder an Komfort, noch an Reserven für Vollgas-Ritte. Das ist trotz eher günstiger Komponenten echtes High-End-Niveau.
Die vermeintlich konventionelle Geometrie gibt dem Sresh SL einen unkomplizierten Charakter. Die hohe Front mit Riser-Lenker und der klebrige Vorderreifen animieren auch in steilem Gelände zur Attacke, der mittlere Federweg von 150 Millimetern im Heck wird erst spät zum limitierenden Faktor. Bikeparks und Enduro-Trails kann man dem Sresh SL locker zumuten. Das Gute: Auch auf weniger krassen Strecken und kurvigen Hometrails macht das Propain Laune. Die Kettenstreben sind zwar nicht ganz kurz, trotzdem geht das Sresh SL gut aufs Hinterrad und wuselt ohne viel Kraftaufwand durch enge Turns. Es gibt zwar noch leichtfüßigere und verspieltere Light-Bikes, aber der ausgewogene Mix aus Spieltrieb und Downhill-Qualitäten überzeugt. Leider entwickelte unser Testbike nach einigen Fahrten ein nerviges Knarzen. Offenbar ist die einzelne Halteschraube für den Akku etwas anfällig. Säubern und festziehen brachte aber Besserung.
Mit einer modernen und unkomplizierten Geometrie und einem exzellenten Fahrwerk leistet sich das neue Propain Sresh SL auch in einer bezahlbaren Konfiguration kaum Schwächen. Der leise TQ-Motor passt ideal ins Konzept. Testsieg! Umfangreiche Auswahlmöglichkeiten hinsichtlich Ausstattung, Akku- und Laufradgröße gibt’s im Konfigurator noch on top. - Adrian Kaether, Redakteur Test & Technik