Mit dem Sresh CF stellt Propain dem Erfolgsenduro Ekano einen kleinen Bruder zur Seite. Federweg und Geometrie sind beim Sresh nicht ganz so extrem. Dank Carbon-Rahmen bleibt das Gewicht unseres Testbikes mit echter Bomb-Proof-Ausstattung dennoch attraktiv. Mit Shimano-Motor und konventioneller Schaltung fällt das Preisschild außerdem nicht ganz so heftig aus wie beim Enduro Ekano CF mit Eagle Powertrain und Transmission-Schaltung. Typisch Propain: Die Ausstattung kann beim Sresh relativ frei im Konfigurator angepasst werden. Wer statt Zeb, Stahlfeder und Super-Gravity-Reifen auf Lyrik-Gabel, Luftdämpfer und Trail-Reifen setzt, spart ohne Mehrkosten locker über ein Kilogramm ein.
Maximale Reichweite steht nicht ganz oben auf der Prioritätenliste von Propain. Stattdessen setzt der Versender aus dem Allgäu lieber auf eine kompakte Batterie mit 626 Wattstunden von Darfon (3,6 kg), die das Gewicht des Bikes angenehm niedrig hält. Immerhin: Die Darfon-Akkus sind für eine recht gute Effizienz bekannt. So klettert auch das Sresh in unserem standardisierten Reichweitentest auf über 1400 Höhenmeter im Boost-Modus und legt dann nochmal 250 Höhenmeter bei reduzierter Unterstützung obendrauf. Den klassischen Shimano-Akku mit 630 Wattstunden und oft nur gut 1200 Höhenmetern Reichweite übertrumpft der Darfon damit deutlich. Richtig dicke Akkus wie Boschs 750er (ca. 1900 hm) oder Darfons 726er (ca. 1600 hm) liefern aber nochmal spürbar mehr Reichweite.
Der Shimano-Motor selbst liefert seit dem Update auf den EP801 eine gute Power. Insbesondere bei moderatem Tritt vom Fahrer schiebt das Aggregat kräftig an. Unser Testbike kam ohne Display und zeigt in der All-in-One-Remote grob U-Stufe und Akkustand an. Ein Display kann man bei Propain aber einfach im Konfigurator anwählen. Schwächen des Shimano-Motors: Wenig Dynamik und deutlicher Leistungseinbruch bei sehr hohen Trittfrequenzen. Einen Nachlauf zum Überwinden von Stufen bergauf kann man mittlerweile per App und Firmware-Update nachrüsten.
Das Propain Sresh ist keineswegs extrem gezeichnet. Radstand und Lenkwinkel fallen modern aus, der Sitzwinkel ist steil. Das hilft im Uphill, bringt im Flachen aber etwas mehr Druck auf die Hände. Die Kettenstreben sind mit 29-Zoll-Hinterrad auf der längeren Seite. Der Stack selbst fällt nicht aus dem Rahmen, mit den Spacern und dem Riser-Lenker fällt die Front aber eher hoch aus. Das gibt Sicherheit bergab. Wer es flacher mag, kann im Konfigurator Lenker mit weniger Rise wählen. Über einen Flipchip kann man die Geometrie übrigens auch für ein kleines Hinterrad anpassen. So dürfte das Propain bergab noch etwas agiler sein.
Auch beim Sresh bleibt sich Propain treu und macht die Ausstattung des E-Bikes im hauseigenen Konfigurator umfangreich anpassbar. Für unser Testbike wählte Propain eine heavy-duty Ausstattung, die das Bike schon zum Mini-Enduro macht: Dicke Zeb-Ultimate-Gabel vorne, Stahlfederdämpfer, pannensichere Supergravity Reifen. Die Gänge sortiert eine klassische Sram GX, das drückt den Preis gegenüber den neuen Transmission-Versionen spürbar. Die Laufräder kommen von Newmen, die Bremsen von Formula.
Auf dem Propain Sresh sitzt man wie auf einem modernen Enduro: Steiler Sitzwinkel und hoher Lenker lassen das Bike gedrungen wirken. Für klassische Touren im flachen Gelände ist das Propain damit klar nicht ausgelegt. Lieber will es auf kompakten Runden mit vielen Höhenmetern bewegt werden. Der Shimano-Motor liefert grundsätzlich viel Power, war im Sresh aber bergauf etwas laut. Mit dem kleinen Akku muss man auf Strecke etwas haushalten. Ein niedriges Gewicht war den Ingenieuren offenbar wichtiger als ultimative Reichweite.
Davon abgesehen klettert das Sresh gut. Die nicht zu kurzen Kettenstreben, das große Hinterrad und die vorderradorientierte Sitzposition sorgen für viel Kontrolle im Uphill. Federelemente und Reifen bieten eine gute Traktion. Ein Komfortwunder ist das Propain-Fahrwerk nicht, der Sattel ist grenzwertig rutschig und bietet so wenig Halt nach hinten. Für technische Schlüsselstellen bergauf fehlt es dem Shimano-Motor etwas an Dynamik und Leistung bei hohen Trittfrequenzen.
Insgesamt Jammern auf hohem Niveau, denn der Uphill ist für ein Bike wie das Sresh eher Mittel zum Zweck. Erst bergab blüht es richtig auf und kann seine Nähe zum großen Bruder Ekano gerade in der hier getesteten Ausstattung kaum verleugnen. Das supersolide Fahrgefühl bringt enorme Laufruhe und Sicherheit auch in steilen und anspruchsvollen Trails. Hinter der hohen Front des Bikes fühlten sich alle Tester top integriert.
Durch das definierte Fahrwerk wird das Sresh aber nicht zum schweren Bomber, sondern bleibt auch mit schweren Reifen immer noch angenehm poppig und handlich. Verspielte Manöver wie Bunny-Hops oder Manuals brauchen trotzdem eine versierte Hand und überzeugten Körpereinsatz. Wer darauf besonderen Wert legt, sollte besser zur Konfiguration mit kleinem Hinterrad und fünf Millimeter kürzeren Kettenstreben greifen. Schön zu hören: Das bekannte Klappern des Shimano-Motors blieb an unserem Testbike relativ dezent, auch der umfangreiche Gummischutz für Ketten- und Sitzstrebe leistet ganze Arbeit. So war das Bike bergab relativ leise. Auch die Verarbeitung samt schwarzem Klarlack über Sichtcarbon hinterlässt einen wertigen Eindruck.
Mit dem Sresh stellt Propain ein wertig gemachtes Mini-Enduro mit einem echten Top-Fahrwerk auf die Reifen. Motor und Reichweite sammeln keine Bestnoten, für den Allround-Einsatz würden wir einen leichteren Spec wählen. Dank Konfigurator ist Letzteres aber überhaupt kein Problem. - Adrian Kaether, Redakteur BIKE Magazin