Vor rund vier Jahren präsentierte der deutsche Versender Propain sein neues Hugene, das mit einem Plus an Federweg aus der Trailbike-Sparte ins All-Mountain-Lager wechselte. Seitdem läuft der Rahmen mit 140 Millimeter Federweg am Heck unverändert weiter und geht als Verkaufsschlager in großer Stückzahl über die Ladentheke.
Das Besondere bei allen Propain-Modellen ist die Möglichkeit, sein Bike individuell gestalten zu können. Im Online-Konfigurator lassen sich Ausstattung und auch Farbe sowie Decals nach Wunsch zusammenstellen.
Für unser Testbike mit Carbon-Rahmen und schlankem Gesamtgewicht von 14,47 Kilo errechnet der Konfigurator 4089 Euro. Gemessen am Preis hat das Hugene überdurchschnittlich viel zu bieten. So kommen beim Fahrwerk eine RockShox Lyrik und ein Superdeluxe-Dämpfer von höchster Güte zum Einsatz. Auch bei den Laufrädern bleibt Propain mit den Alu-Leichtgewichten von Newmen konsequent.
Griffige aber gut rollende Schwalbe-Super-Trail-Reifen komplettieren das stimmige Bild. Eine mechanische Sram-GX-Eagle-Schaltung wechselt zuverlässig die Gänge, die Formula-Cura-Bremsen sorgen für ordentliche Verzögerung – wenn auch mit fummeliger Griffweitenjustage. Auf dem Trail machen sich die wertigen Komponenten durch guten Vortrieb bemerkbar.
Bei jeder Pedalrumdrehung profitiert man vom schlanken Gewicht und dem geringen Rollwiderstand. Sobald der Trail steiler gen Himmel ragt, wendet sich jedoch das Blatt, und es zeigt sich die mittlerweile etwas angestaubte Geometrie. So fällt der Sitzwinkel mit 75,4 Grad recht flach aus. Man tritt leicht von hinten, und das Vorderrad wird zu schnell leicht.
Der rutschige Sixpack-Sattel verstärkt dieses Gefühl. Um dem etwas Abhilfe zu schaffen, haben wir den Sattel weiter nach vorne geschoben und die Nase leicht nach unten geneigt. Dennoch bleibt die Sitzlänge wegen des flachen Sitzwinkels recht lang, wodurch man in Flachpassagen leicht sportlich und vortriebsorientiert sitzt.
Sobald der höchste Punkt auf der Runde erreicht ist und der Trail in die Abfahrt abkippt, muss das Propain Hugene die Konkurrenz ziehen lassen. Während die Lyrik Ultimate gewohnt solide performt, kann der Hinterbau dem Untergrund nicht wirklich folgen und arbeitet wenig aktiv und sensibel.
Selbst mit schneller Zugstufeneinstellung stellt sich nicht der gewünschte Komfort ein, der Hinterbau bleibt hölzern. Wirklich schade, da sowohl die Geometrie als auch die Reifenwahl genügend Potenzial böten.
Aufgrund der langen Kettenstreben liegt das Hugene auf der laufruhigen Seite und braucht Nachdruck in engen Kehren. Das geringe Gewicht sorgt dennoch für ein leichtes Handling. Das Klappern der innenverlegten Züge im Rahmen nervt.
Das Propain begeistert durch ein tolles Preis-Leistungs-Verhältnis und die große Auswahl im Baukastensystem. Kletterposition und Hinterbaufunktion kosten jedoch Punkte in der Praxiswertung und lassen den Wunsch nach einem Nachfolger aufkeimen. - Jan Timmermann, BIKE-Testredakteur