MTB Neuheit 2024Trailbike unter 10 Kilo: Die Stoll-Fullys T3 und M3 gehen in die 3. Runde

Peter Nilges

 · 29.04.2024

Ein exzellenter Vortrieb zählt ebenso zur Stoll-DNA, wie eine schlankes Gewicht.
Foto: Stoll Bikes/Jan Bhalla
Die kleine, feine Schweizer Edelmanufaktur Stoll-Bikes geht bereits ins neunte Jahr und legt ihre Fully-Palette komplett neu auf. Vom Marathon-Fully M3, über das Trailbike T3 SL bis hin zum All Mountain T3 Evo erscheint alles im neuen und selbstverständlich richtig leichten Glanz.

Edel, leicht, individuell und teuer sind die Attribute, die sich zwangsläufig mit der Marke Stoll in Verbindung bringen lassen. Die kleine Schweizer Manufaktur mit inzwischen acht Mitarbeitern hat sich auf Highend fokussiert, egal, ob auf der Straße oder im Gelände. Zusammen mit dem Partner Bike Ahead fertigt Stoll feinste Carbon-Rahmen in Deutschland. Neben dem optimierten Gewicht und der makellosen Verarbeitung zeichnen Stoll-Bikes ein hohes Maß an Individualisierung aus. Carbon-Layup, Ausstattung und Federwege werden dem Kunden sozusagen auf den Leib geschneidert.

Stoll MTB: Eine Plattform = drei unterschiedliche Bikes

Auch in der dritten Generation des Stoll-Fullys T3 hat sich an dem perfektionistischen Anspruch und der maximalen Anpassbarkeit nichts geändert. Auf Basis eines geometrisch identischen Hauptrahmens stellt Stoll drei unterschiedliche Bikes von Marathon bis All Mountain auf die Reifen. Lediglich der Hinterbau und die Dämpferanlenkung unterscheiden sich von Modell zu Modell und sind kombinierbar. Das ab 9,4 Kilo leichte Marathon-Fully M3 mit 120 Millimeter Federweg an Front und Heck bildet die sportlichste Variante im Stoll-Portfolio. Das T3 SL bringt nur 500 Gramm mehr auf die Waage und läuft als klassisches Trailbike mit 140 Millimeter Federweg vorne und 135 Millimetern am Heck. In der Ausbaustufe T3 Evo realisiert Stoll 150 Millimeter Federweg am Hinterrad in Kombination mit einer 160er Gabel.

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1700 Gramm für den Rahmen

Lediglich 1700 Gramm soll die dritte Ausbaustufe des Rahmens in der leichtesten Konfiguration auf die Waage bringen. Damit spart der neue Rahmen rund 200 Gramm zum Vorgänger ein. Der größte Gewichtsreduktion wurde mit dem neu konstruierten Hauptrahmen erzielt. Stoll M3, T3 SL und T3 Evo teilen sich beim Hauptrahmen die identische Rahmenform, besitzen aber wie zuvor ein unterschiedliches Carbon-Layup. Je nach Fahrergewicht und Einsatzzweck stehen zwei unterschiedliche Layups, die Einfluss auf Steifigkeit, Stabilität und Gewicht haben, zur Wahl. Um den neuen Hauptrahmen noch leichter zu gestalten, setzt Stoll auf eine Balkenkonstruktion am zweigeteilten Oberrohr, das gleichzeitig als vordere Dämpferaufnahme dient. Dadurch kann der Rahmen die Belastung möglichst geradlinig aufnehmen und im Vergleich zum Vorgänger kommt weniger Vollmaterial zum Einsatz, was sich positiv aufs Gewicht auswirkt.

Auch an den wenigen Aluminiumteilen konnte in der neuen Serie erfolgreich Gewicht eingespart werden. Die beiden Wippen, die den VPP-Hinterbau mit dem Hauptrahmen verbinden, bringen nur noch 176 Gramm auf die Waage. Für einen besseren Kraftfluss vom Steuerrohr über das Tretlager bis zur Hinterradachse wurden zudem die Hauptlagerpunkte verbreitert.

Postmount und Flatmount

Beim einteiligen Hinterbau greift Stoll auf zwei unterschiedliche Formen und Bremsaufnahmen zurück. Das Marathon-Fully M3 besitzt schlankere Rohrquerschnitte, was einen Gewichtsvorteil von 100 Gramm bewirkt. Zudem kommt eine kompakte Flatmount-Bremsaufnahme für Bremsscheiben bis zu 180 Millimeter Durchmesser zum Einsatz. Der 600 Gramm schwere Hinterbau für die Trail-Varianten besitzt mehr Volumen und damit Steifigkeit und eine klassische Postmount-Bremsaufnahme. Im Vergleich zur Marathon-Variante, die Platz für 38er Kettenblätter bietet, fallen die Kettenstreben beim T3 Evo mit 443 Millimetern fünf Millimeter länger aus, was die Laufruhe erhöhen soll. Je nach Fahrergewicht und Einsatzzweck können die Hauptrahmen und Hinterbauten frei kombiniert werden. Fahrer bis 80 Kilo können beispielsweise auch in der T3 SL Version den leichten Hauptrahmen mit dem leichten Flatmount-Hinterbau kombinieren.

Verfeinerte VPP Kinematik

Auch in der dritten Generation setzt Stoll weiterhin auf einen VPP-Hinterbau mit virtuellem Drehpunkt. Im Vergleich zum Vorgänger wurde die Kinematik jedoch grundlegend überarbeitet. Für mehr Effizienz beim Treten hat das neue Fully mehr Antisquat bekommen. Um den Federweg besser nutzbar zu machen, wurde zudem die Progression verringert. Die extrem hohe Progression war ein Kritikpunkt beim Vorgänger. Die unterschiedlichen Federwege von 120, 135 und 150 Millimeter am Hinterbau sind durch den Einsatz von drei unterschiedlichen Dämpferanlenkungen/Wippen möglich. Zudem besitzt das M3 einen Dämpfer mit 47,5 Millimeter Hub, während die Trail-Modelle mit 55 Millimeter arbeiten.

Die Geometrie der dritten Generation im Überblick.Foto: Stoll BikesDie Geometrie der dritten Generation im Überblick.

Stoll MTB mit neuer Geometrie

Mit einem Reach von 500 Millimetern in Größe L liegt das neue Stoll auf der langen Seite. In Größe XL geht der Reach sogar auf 540 Millimetern, wodurch auch sehr große Fahrer diesmal in den Genuss eines Stolls kommen könnten. Da die Größensprünge recht groß ausfallen, ist eine Probefahrt auf jeden Fall empfehlenswert. Bei einem Lenkwinkel von bis zu 64,3 Grad sollte das T3 genügend Laufruhe besitzen. Auch der Sitzwinkel wurde steiler, fällt für eine sportliche Sitzlänge dennoch nicht zu extrem aus.

Wahlweise mit StaufachFoto: Stoll Bikes/Jan BhallaWahlweise mit Staufach

Individuelle Details der Stoll Bikes

Auch an den Feinheiten und Detaillösungen wurde fleißig geschliffen. So kann man den Hauptrahmen wahlweise mit einem Staufach im Unterrohr bestellen. Das Staufach bietet genügend Volumen für einen Schlauch und eine Minipumpe und lässt sich über eine mit Klett gesicherte Klappe von unten öffnen. Leicht und klapperfrei. Die Verstärkung für das Staufach zieht etwa 60 Gramm Mehrgewicht und einen Aufpreis von 450 CHF mit sich. Damit die Optik absolut clean bleibt, gibt es jeweils eine Variante für mechanische oder drahtlose Schaltungen. Bei der Drahtlos-Version wird auf zusätzliche Leitungseingänge im Hauptrahmen und Hinterbau verzichtet. Um auch die hintere Bremsleitung maximal zu integrieren, setzt Stoll auf ein Bike Ahead Cockpit (The Unit), bei dem die Leitung in den Lenker geführt wird und anschließend durch den Steuersatz läuft. So bleibt die Optik maximal aufgeräumt. Zum Schutz der Bremsleitungen ist selbstverständlich ein Lenkanschlag mit an Bord, der formschlüssig ins Oberrohr eingepasst wurde.

Ein Stoll für 6000 Euro?

Preislich geht es beim neuen Stoll ab 8500 CHF los. In der Silver-Ausstattung verfügt das T3 über einen Sram GX AXS Transmission Antrieb, Newmen-Laufräder und ein Rockshox Ultimate Fahrwerk. Im Topspec Platinum sind 12500 CHF fällig. Dafür erhält der Kunde auch alles was schön und teuer ist. Das Frameset alleine schlägt mit 5000 CHF zu Buche.

Wer etwas weniger Geld in die Hand nehmen und dennoch Stoll-Fahrer werden möchte, kann bei einem T2 zuschlagen, das weiterhin produziert wird, aber nur mit auslaufenden Komponenten bestückt ist. Hier liegen die Preispunkte bei attraktiven 6000 und 7500 CHF.

Geschäftsführer Thomas StollFoto: Stoll BikesGeschäftsführer Thomas Stoll

Interview: 3 Fragen an den Geschäftsführer, Thomas Stoll

BIKE: Auch in der dritten Ausbaustufe haltet ihr am VPP-Hinterbau fest, habt aber dennoch kräftig an der Kinematik geschraubt. Was waren die Entwicklungsziele?

Thomas Stoll: Was das Fahrwerk angeht, haben wir mit dem neuen Modell einen großen Schritt gemacht. Die erste Serie unserer Fullys, das T1, war extrem antriebsneutral aber eher sportlich straff vom Hinterbau. In der zweiten Serie haben wir das Fahrwerk super feinfühlig ausgelegt, was aber etwas zu Lasten von der Effizienz ging. Zusätzlich lag die Progression recht hoch. Das T3 vereint nun das Optimum aus den Stärken seiner Vorgänger. Es spricht sehr gut an, arbeitet trotzdem effizient und bietet einen gut nutzbaren Federweg.

Auf welche Details am T3 bist du persönlich besonders stolz?

Das ist eine schwierige Frage. Ich würde sagen, es ist das Zusammenspiel aus der Federungsperformance und dem neuen Design. Die Details und die 2D-Silhouette von dem neuen Rahmen sind uns schon sehr gut gelungen. Zusätzlich konnten wir nochmal an der Gewichtsschraube drehen.

Was ist der größte Unterschied zum Vorgänger?

Auf dem Trail fühlt sich das neue T3 im Vergleich zum Vorgänger sehr vertraut an. Es besitzt die gleiche sportliche DNA. In vielen Bereichen, gerade was das Fahrwerk angeht, fährt sich das neue Bike aber um Längen besser. Das haben auch unsere eigenen Benchmark-Tests mit namhafter Konkurrenz gezeigt.

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