Unter 24 Kilogramm leicht, trotz Alu-Chassis: Mit dem neuen Moustache Game wagt der französische Hersteller eine eigenständige Lösung. Beim Gewicht zahlt sich der individuelle Ansatz der Marke auf jeden Fall aus. Das Game ist das leichteste Rad in diesem Vergleich. Möglich machen den guten Wert allerdings auch die kleine Batterie und die kompliziertere Akku-Entnahme nach unten aus dem Unterrohr. Hierfür wird der Motor nach oben gedreht verbaut und sitzt fast offen im Rahmendreieck.
Neben dem neuen 600er Akku in unserem Testbike passt auch noch der alte 750er ins schlanke Unterrohr. Die neue, leichtere 800er Batterie kann nicht verbaut werden. Das Bike ist für mehr Reichweite aber mit dem Powermore Range Extender kompatibel. Ein Purion 400 Display liefert die wichtigsten Infos über Tour und Betriebszustand des Bosch Performance CX Motors.
Der kann übrigens zeitnah per Firmware auf 100 Nm und 750 Watt Spitzenleistung upgegradet werden. Mit der 600er Batterie muss man dann noch mehr haushalten. Immerhin: Mit rund 1600 Höhenmetern in unserem standardisierten Reichweitentest kann sich der Aktionsradius des Bikes trotz der eher kleinen Batterie trotzdem sehen lassen.
Positiver Nebeneffekt des Alu-Rahmens: Beim Moustache bleibt viel Budget für eine fast lupenreine Shimano-XT-Ausstattung. Die Gabel kommt von Fox, der Dämpfer ist eine Eigenkonstruktion und soll speziell auf die Bedürfnisse der Moustache-Bikes abgestimmt sein.
Auf dem Trail fällt allerdings auf: Ein Spielkamerad, so wie es der Name “Game” suggeriert, ist das Moustache nicht. Stattdessen legt das Bike einen seriösen Charakter an den Tag. Bergauf sitzt man stark nach vorne orientiert.
Der flache Lenker bringt Druck auf die Front. In Kombination mit dem langen Heck mutiert das Moustache zum Klettermax. Das Vorderrad klebt souverän am Boden. Durch das niedrige Cockpit lässt sich das Game auch in engen Kurven leicht beherrschen, nur der Sattel bietet etwas wenig Halt nach hinten. Der Hinterbau arbeitet ordentlich, in Kombination mit den guten Reifen ist die Traktion gut. Nachteil der Klettergeometrie: Die hohe Last auf den Händen ist auf Touren mit langen Flachstücken nicht gerade komfortabel. Die Reichweite fällt dagegen auch mit 600er Batterie immer noch gut aus.
Bergab vermittelt das Game mit seinem langen Radstand viel Laufruhe. Die Fox-Gabel und die XT-Bremsen sind gewohnt top. Durch das flache Cockpit und das hohe Tretlager steht man aber nicht optimal integriert im Rad. In engen Kurven wirkt das Game tendenziell sperrig, die hintere Federung könnte feinfühliger arbeiten. Dafür sind lange schnelle Geraden die Spezialität des Moustache. Der Hinterbau arbeitet bei hohen Geschwindigkeiten besser und bringt Ruhe in das Fahrwerk, auch der lange Radstand zahlt sich hier in viel Laufruhe aus.
Der Maxxis Assegai ist ein starker Allround-Reifen und bringt dem Bike eine ordentliche Portion Fahrsicherheit. Hinten wäre aber etwas mehr Pannenschutz wünschenswert. Schade, dass das Game trotz seines guten Gewichts wenig verspielt fährt. Hier bieten andere Bikes einen besseren Mix. Die Fahrstärke bergauf und in schnellen Downhills und gute Detaillösungen wie das integrierte Tool verdienen Lob.
Das Moustache Game 150.7 ist ein laufruhiger Tourer mit herausragenden Kletterfähigkeiten. Der ausladende Radstand und das hohe Tretlager in Kombination mit dem tiefen Cockpit haben aber nicht allen Testern gefallen. Die Heckfederung ist nur Mittelmaß, zumindest mit dem hauseigenen Dämpfer. - Florentin Vesenbeckh, stv. Chefredakteur bei BIKE