Mondraker Sly R Light E-Bike im TestFliegender Teppich mit VPP-Hinterbau

Das Sly ist Mondrakers günstigstes Light-Bike und kommt mit Alu-Rahmen aber aufwändigem Hinterbau.
Foto: Max Fuchs
Mondrakers günstiges Light E-MTB geht mit einem ungewöhnlichen Konzept an den Start: Aufwändiger Hinterbau aber Alu-Rahmen und fest verbauter Akku. Ob sich das SX-Bike damit gegen die Konkurrenz durchsetzen kann?

​Auf den ersten Blick vertuscht der Hauptrahmen des Sly sehr gekonnt, dass er der einzige in unserem Light-Vergleichstest um 6000 Euro aus Aluminium ist. Die Schweißnähte am Steuerrohr sind beim Mondraker formschön verschliffen. Besonders gelungen ist auch das Design des breiten Cockpits. Das Finish rund um den Dämpfer haben die Lackierer des spanischen Labels aber wohl noch kurz vor der Siesta fertig gemacht. Das geteilte Sitzrohr gehört zum Hinterbau-Konzept mit virtuellem Drehpunkt und fällt zugunsten der Bewegungsfreiheit mit abgesenktem Sattel besonders kurz aus. Wirklich „Light“ ist das Sly nicht. An der Waage ist das Bosch-System dem Antagonisten von TQ unterlegen. Für besonders viel Reichweite bei Bike und Fahrer können im Rahmendreieck aber Range-Extender und Trinkflasche gleichzeitig untergebracht werden.

Mondraker Sly // Bosch SX // 400 Wh // 29 Zoll // 160/150 mm // 21 kg // 5999 Euro.Foto: Max FuchsMondraker Sly // Bosch SX // 400 Wh // 29 Zoll // 160/150 mm // 21 kg // 5999 Euro.

Die Fakten zum Mondraker Sly R

  • Motor: Bosch SX, 60 Nm max. Drehmoment
  • Akku: 400 Wh (fest verbaut)
  • Rahmenmaterial: Aluminium
  • Federweg: 160/150 mm
  • Laufradgröße: 29 Zoll
  • Rahmengrößen: S, M, L, XL
  • Preis: 5999 Euro
  • Gewicht: 21 kg (Testbike in Größe L, BIKE-Messung)
  • Max. Systemgewicht: 150 kg
  • Garantie: Lebenslang auf dem Rahmen
Boschs SX Motor hat gerade ein Update auf 60 Nm bekommen.Foto: Max FuchsBoschs SX Motor hat gerade ein Update auf 60 Nm bekommen.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Nicht dezent, aber kraftvoll

Mondraker hat gleich drei Bikes mit Light-Motoren im Programm. Das Neat setzt als großer (und teurer) Bruder des Sly auf den TQ HPR 50. Das teure Superenduro Dune hat ebenfalls den Bosch SX. Der Motor hat gerade per Firmware Update einen kleinen Boost beim maximalen Drehmoment bekommen. Die Leistung war auch vorher schon top. Über 500 Watt sind kurzzeitig in der Spitze drin, vorausgesetzt man kurbelt ordentlich schnell.

Der Nachteil: So richtig dezent ist der Motor nicht, jedenfalls nicht im Mondraker. In unserem Testbike tönt der Motor deutlich hörbar, auch bei niedriger Unterstützung. Offenbar verstärkt der Rahmen die Motorgeräusche. Andere Bikes mit SX sind deutlich leiser. Mondraker setzt auf die übliche 400er Batterie, fest verbaut. Das moderne Kiox 400 C Display im Oberrohr ist hingegen ein klarer Mehrwert.

Das Sly kommt schon mit dem schicken Kiox 400 C, das formschön im Oberrohr integriert ist.Foto: Max FuchsDas Sly kommt schon mit dem schicken Kiox 400 C, das formschön im Oberrohr integriert ist.

Die Ausstattung des Mondraker Sly

Neben dem Alu-Rahmen merkt man vor allem der Ausstattung an, dass sich Mondraker als Edel-Marke im Preisgebiet unter 6000 Euro nicht ganz leicht tut. Immerhin: Die elektronische S1000 Eagle Schaltung, kann sich sonst keiner im Testfeld leisten. Auf dem Trail würde eine bessere Bremse oder Gabel aber deutlichere Vorteile bringen. Speziell in langen Abfahrten macht Srams DB8 Stopper leicht die Hände müde. Tuning-Tipp: 220er Scheibe vorne und aggressivere Beläge nachrüsten.

  • Gabel / Dämpfer: Rockshox Lyrik / Deluxe Select+
  • Schaltung: Sram S1000 Eagle (12-fach)
  • Bremsen: Sram DB8 200/200 mm
  • Laufräder: Mondraker
  • Reifen: Maxxis DHF MaxxGrip / DHR II Exo+, 29 x 2,50
  • Besonderheiten: Alu-Rahmen mit teilweise verschliffenen Nähten
Schon für unter 6000 Euro spezifiziert Mondraker die elektronische S1000 Transmission.Foto: Max FuchsSchon für unter 6000 Euro spezifiziert Mondraker die elektronische S1000 Transmission.

Überraschend gewöhnlich: Die Geometrie

Erst das Fahren, dann die Daten: In unseren Tests ziehen wir die Messungen aus unserem Labor meist erst nach dem ersten Fahreindruck zu Rate. Und beim Mondraker haben wir nicht schlecht gestaunt. Konventioneller Lenkwinkel, eher lange Kettenstreben, etwas hohes Tretlager: Das ist alles andere als radikal neu oder modern, funktioniert aber offenbar. Der Sitzwinkel fällt extrem steil aus.

Die Geometrie des Mondraker ist wenig außergewöhnlich, nur der Sitzwinkel ist sehr steil.Foto: BIKE TestlaborDie Geometrie des Mondraker ist wenig außergewöhnlich, nur der Sitzwinkel ist sehr steil.

Praxistest: So fährt sich das Mondraker Sly R

Schon beim ersten Aufsitzen kommt die Position auf dem Mondraker stark vorderrad-orientiert rüber. Der steile Sitzwinkel und ein gemäßigter Reach mit kurzem Vorbau diktieren dem Fahrer eine kompakte Haltung. An sehr steilen Rampen hat das durchaus Vorteile. Dann kann man sich zwischen den Sattel und die hohe Front klemmen und sich vom markigen Bosch-Motor bergauf schieben lassen. Die langen Kettenstreben und die satte Fahrlage erleichtern den Push durchs Wurzelfeld. Dabei hängt der Hinterbau merklich tiefer im Federweg als bei den Konkurrenten von Canyon oder Merida und vermittelt viel Traktion. Die volle Power gibt der SX nur bei hoher Trittfrequenz ab. Leider summt der Motor in unserem Testbike sehr laut, vor allem wenn er warm läuft. Das Kettenblatt mit 34 Zähnen sorgt für eine stramme Übersetzung und erfordert an hochprozentigen Steigungen deshalb eine hohe Unterstützungsstufe – ein Ausstattungsdetail, das sich veile SX-Bikes teilen und welches in unseren Augen nicht ganz zum Light-Konzept passt. Strom sparen im Eco-Modus an Steigungen? Schwierig.

Bergauf fährt das Mondraker mit steilem Sitzwinkel und starkem Motor souverän. Der Hinterbau steht eher etwas tiefer drin, liefert aber viel Traktion.Foto: Max FuchsBergauf fährt das Mondraker mit steilem Sitzwinkel und starkem Motor souverän. Der Hinterbau steht eher etwas tiefer drin, liefert aber viel Traktion.

Light-Bike mit Enduro-Vibes

In der Abfahrt zeigt sich: Mondraker hat bei der konventionell wirkenden Geometrie offenbar einen Sweetspot getroffen. Hinter der hohen Front steht der Fahrer wunderbar integriert im Bike. Weder zu lang noch zu kurz lässt sich das Sly in jeder Trail-Situation gut handhaben und geht trotz langer Kettenstreben noch gekonnt aufs Hinterrad. Highlight ist der betont komfortable Hinterbau. Potent schluckt er große Schläge und nimmt auch kleine Unebenheiten aus der Strecke. Damit lassen sich den ganzen Tag ausgewachsene Enduro-Pisten unter die Stollen nehmen. Trotzdem sind dank stabilem Gegenhalt auch dynamische Absprünge drin. Die einfache Dämpfung der günstigen Gabel kann da nicht mithalten. Im mittleren Hub zeigt sie sich wenig beherrscht, beim Ausfedern erschwert ein mit lautem Schmatzen verbundenes Top-Out die Kontrolle. So ist die Führung an der Front trotz weichem Maxxgrip-Reifen limitiert. Auf Dauer anstrengend sind auch die schwachen Sram-DB8-Bremsen. Sie könnten ein Tuning vertragen.

Bergab lässt das Mondraker mit flubberigem Fahrwerk und souveräner Fahrposition fast schon Enduro-Vibes aufkommen.Foto: Max FuchsBergab lässt das Mondraker mit flubberigem Fahrwerk und souveräner Fahrposition fast schon Enduro-Vibes aufkommen.

BIKE-Bewertung des Mondraker Sly R

Stärken

  • Hinterbauqualität
  • Kletterfähigkeiten in steilem Gelände
  • Hohe Souveränität im Downhill

Schwächen

  • Gesamt- u. Laufradgewicht
  • schwache Gabel und Bremsen
  • lauter Motor
Die Sitzposition ist extrem kompakt, die Reichhöhe liegt im Durchschnitt für Light-Bikes. Dank klassischer Zugführung macht Mondraker es Schraubern leicht.Foto: BIKE TestabteilungDie Sitzposition ist extrem kompakt, die Reichhöhe liegt im Durchschnitt für Light-Bikes. Dank klassischer Zugführung macht Mondraker es Schraubern leicht.Das Mondraker präsentiert sich ausgewogen, ohne echte Schwächen. Hinterbau-Qualitäten und Kletterfähigkeiten stechen sogar positiv heraus.Foto: BIKE TestabteilungDas Mondraker präsentiert sich ausgewogen, ohne echte Schwächen. Hinterbau-Qualitäten und Kletterfähigkeiten stechen sogar positiv heraus.

BIKE-Fazit zum Mondraker Sly R

Mondraker stellt ein begeisternd fahrstarkes Bike mit Alu-Rahmen auf die Reifen, mit dem man sich vor keiner Abfahrt und keinem Gegenanstieg fürchten muss. Hinterbau und Geometrie bilden eine leistungsstarke Basis, die jedoch durch ein hohes Gewicht und die einfache Ausstattung limitiert wird. - Jan Timmermann, Redakteur Test & Technik
Überzeugt: Im Gelände lässt BIKE-Redakteur Jan mit dem Mondraker nichts anbrennen.Foto: Max FuchsÜberzeugt: Im Gelände lässt BIKE-Redakteur Jan mit dem Mondraker nichts anbrennen.

Meistgelesen in der Rubrik Fahrräder