Listenpreis: gerade mal 2299 Euro. Dieses Budget fordert Merida für den Einstieg in den vollgefederten All-Mountain-Spaß. Mit 140 Millimeter Federweg an der Front und 143 Millimeter am Heck sowie mit 29er-Laufrädern passt das One Forty 400 perfekt ins Beuteschema von sportlichen All-Mountain-Piloten und Trailbikern. Ein Blick auf die magere Ausstattung oder das sehr hohe Gesamtgewicht (17,44 Kilo) macht aber im Vergleich mit anderen Modellen unmissverständlich klar: Hier wurde vielerorts der Rotstift angesetzt, um Bike-Novizen einen derart günstigen Einstieg zu ermöglichen.
Obwohl es sich bei unserem Testkandidaten um ein Bike in Rahmengröße M handelt, fällt die Sitzposition zwar kompakt, aber keineswegs so gedrungen aus wie beim Marin in Größe L. Das liegt zum einen an der gewagten Geometrie. Der Reach liegt mit 474 Millimetern deutlich über dem Durchschnitt anderer Größe-M-Bikes. Zum anderen erlaubt die hauseigene Vario-Stütze mit 190 Millimetern (!) Hub, dass Fahrer je nach Vorliebe zum nächstkleineren oder -größeren Rahmen greifen können. Agilometer – so nennt Merida dieses vielseitige Größenkonzept. Auch gut: Dank Flipchip lässt sich das Merida One Forty für mehr Spieltrieb auch mit einem 27,5-Zoll-Hinterrad ausstatten.
Bergab spricht der Hinterbau zwar sensibel an, verarbeitet aber trotz des üppigen Federwegs grobes Geläuf nicht so souverän wie die kurzhubigere Konkurrenz von Marin. Das Heck bietet dafür über den gesamten Federweg viel Gegendruck und animiert zu einer aktiven Fahrweise. So fährt sich das Merida sportlich. Die zahme Kenda-Bereifung verstärkt diesen Eindruck: Die Gummis rollen schnell, geizen aber mit Traktion und Pannenschutz.
Die SR-Suntour-Gabel fällt noch vor dem ersten Trail durch lautes Klappern und Buchsenspiel auf. Ein No-Go für jeden, der seriösen Geländeradsport betreiben will. Überdies mangelt es der Gabel an Gegenhalt. Das Ansprechverhalten passt aber. Auf gemäßigten Trails verträgt das One Forty durch den langen Reach und den flachen Lenkwinkel dennoch viel Geschwindigkeit – und das, obwohl es sich nur um Größe M handelt. Spielereien auf dem Trail verlangen wegen des hohen Gewichts aber nach einer Extraportion Körpereinsatz.
In steilen Abfahrten lobten alle Testfahrer die Kombination aus kurzem Sitzrohr und sehr langer Teleskopstütze. Das bietet viel Beinfreiheit und erleichtert das Handling. Für die größte Überraschung sorgte aber die Tektro-Bremsanlange: Steilen Abfahrten konnte sie als Einzige ausreichend Bremspower entgegensetzen.
Und wie steht es um die Uphill Performance? Super! Hier kann das Merida trotz massivem Übergewicht die meisten Punkte sammeln. Den Grundstein dafür legt die sehr moderne, kompakte und vortriebsorientierte Geometrie mit 79,2 Grad Sitzwinkel, einem sehr langen Reach (gemessen an der Rahmengröße) und einer tiefen Front. Viel Druck und Kontrolle über das Vorderrad ermöglichen diese Maße ebenfalls. Hat man die rotierende Masse einmal in Schwung gebracht, erklettert das One Forty auch knifflige Anstiege mit links.
Das Merida One Fourty zeigt: Fahrspaß geht auch supergünstig. Die Geometrie sowie die Fahreigenschaften sind top. Auch das vielseitige Größenkonzept bietet großen Mehrwert. Wermutstropfen: die Billig-Gabel.