Florentin Vesenbeckh
· 02.11.2025
Die spanische Marke Megamo ist erst seit kurzem wieder so richtig im Mountainbikesport angekommen. Dabei haben die Spanier eine bewegte und erfolgreiche Geschichte. In den 90ern war die Marke auch im Rennsport erfolgreich, insbesondere im Trial- und Crosscountry-Segment. Ein Stück weit sind diese Wurzeln auch beim Flame AL spürbar. Dem Bosch-E-MTB aus der Palette der Spanier. Mit einem unverbindlichen Verkaufspreis (UVP) von 4599 Euro gehört unser Testbike zur Einstiegsklasse der trailtauglichen E-MTB-Fullys. In dieser Liga muss jeder Hersteller hart kalkulieren, um ein gutes Paket auf die Beine zu stellen. Wie gut gelingt das den Spaniern von Megamo?
Megamo vertraut auf den Bosch Performance CX-Motor – mit angehobener Leistung: 100 Nm Drehmoment und bis zu 750 Watt Spitzenleistung gibt’s seit dem letzten Software-Update. Der 600-Wh-Akku ist klassisch nach vorne aus dem Unterrohr herausklappbar. Optional lässt sich auch ein 800-Wh-Akku einbauen. Ab Werk kostet das Bike mit der großen Batterie 200 Euro mehr. Ein fairer Aufpreis. Allerdings steigt dann auch das Gewicht des Bikes um knapp ein Kilo an.
Das Megamo Flame AL 20 ist kein verspielter Trail-Flitzer, sondern ein Langstreckenläufer. Es fühlt sich auf Schotter, Forstwegen und gemäßigten Trails wohl – überall dort, wo Effizienz zählt. Der Federweg von 160 Millimetern im Heck lässt ein Abfahrtsstarkes Enduro vermuten. Die Hinterbaufederung arbeitet auch richtig schluckfreudig, doch Geometrie und Ausstattung machen klar: Extremes Gelände ist nicht der Fokus des Flame AL 20. Ungewöhnlich: Dem 160-mm-Heck stellt Megamo nur eine 150er-Gabel zur Seite. Lediglich das Topmodell der Reihe kommt mit 160 mm an der Front. Ebenfalls auffällig: Megamo verbaut einen nach unten geneigten Vorbau und einen sehr flachen Lenker. Das platziert die Front weit unten und verstärkt den tourig-racigen Langstreckencharakter.
In der Ausstattung zeigt sich der Preisdruck, dem sich jeder Produktmanager in dieser Preisklasse stellen muss: Die Shimano-Cues-10-Gang-Schaltung (hier im Test) und die günstigen Laufräder sind Standard in dieser Klasse. Die Rekon-Reifen von Maxxis rollen leicht, bieten aber wenig Grip im Gelände. Auch der Pannenschutz ist nur mäßig. Die Shimano-MT420-Bremsen funktionieren absolut solide mit definiertem Druckpunkt. Doch die Ergonomie der langen Hebel ist nicht ideal.
Das Megamo Flame AL 20 präsentiert sich als sportliche Langstreckenrakete. Die gestreckte Sitzposition mit tiefem Cockpit zieht den Fahrer flach übers Bike – perfekt für effiziente Anstiege und ordentlich Druck auf dem Pedal für lange Touren. Geht es richtig steil und technisch bergauf, bremsen das Bike die hecklastige Sitzposition und die schwach profilierten Reifen etwas aus.
Im Downhill zeigt sich ein weiterer Nachteil des effizienten Race-Setups: Durch die gestreckte Fahrposition und das tiefe Cockpit fühlt sich das Bike in steilen Abfahrten etwas unruhig und nicht ultimativ sicher an. Der Hinterbau arbeitet dafür feinfühlig und steckt auch große Schläge souverän weg, während die Gabel nicht ganz mithalten kann. Mit einem kürzeren Vorbau und hohem Riser-Lenker ließe sich die Fahrposition deutlich trailtauglicher gestalten. Gleiches gilt für die Reifen. Die verbaute Rekon-Kombi gibt auf losem Untergrund nur mäßig Grip und Fahrsicherheit. Auch hier lässt sich leicht noch einiges an Trail-Stärke herausholen.
Das Flame AL 20 ist das Bike für sportlich orientierte Fahrer, die vor allem lange Touren und Anstiege lieben. Mit etwas Feintuning lässt sich die Trail-Performance des spanischen E-MTBs noch deutlich aufbohren. Die gute Heckfederung hat die passenden Reserven dafür in petto. - Florentin Vesenbeckh, stv. Chefredakteur BIKE Magazin