Das Rift Zone XR AXS ist nicht nur das neueste, sondern gleichzeitig auch das teuerste Alu-Modell der Kalifornier im All-Mountain-Bereich. Wer lieber auf Carbon statt unempfindliches Aluminium setzt, bekommt das Rift Zone ab 3999 Euro auch mit Kohlefaser-Hauptrahmen und Alu-Hinterbau. Interessant: Trotz des teureren Rahmens endet der Preisbereich der Carbon-Modelle bei 5099 Euro. Das günstigste Rift Zone mit Alu-Rahmen gibt es bereits für unter 2000 Euro.
Ein Blick auf die Ausstattung bestätigt eine durchweg solide und funktionelle Ausrichtung anstelle von Highend-Parts. So kommen eine Rockshox-Lyrik-Federgabel sowie ein Superdeluxe-Select+ Dämpfer in der mittleren Select+ Güte zum Einsatz. Geschaltet wird mit der drahtlosen Sram GX AXS Transmission, die auch unter Last zuverlässig die Gänge wechselt. Im Praxistest quittierte das Schaltwerk kurzfristig seinen Dienst und reagierte trotz des vollen Akkus nicht mehr auf Schaltbefehle. Nachdem wir den Akku ausgebaut und wieder eingesetzt hatten, funktionierte jedoch alles wieder zuverlässig. Sram-Code-Bremsen in der preiswerten Bronze-Ausführung und günstige Laufräder komplettieren den Aufbau.
Rein optisch sticht das Marin aus der Masse der Testbikes heraus und bringt Farbe in Spiel. Im Sattel fällt sofort die kurze, aufrechte Sitzposition auf: Das Bike verfügt über einen nur 35 Millimeter kurzen Stummelvorbau und einen extrem breiten Lenker. In Kombination mit den sehr kurzen Kettenstreben neigt das Marin in steilen Kletterpassagen zum Steigen. Man muss aktiv Druck aufs Vorderrad bringen. Da die günstigen Laufräder recht schwer ausfallen, beschleunigt das Rift Zone eher gemütlich. Auf Feinheiten reagiert der Hinterbau etwas unwillig, wodurch die Traktion leidet. Im Uphill gibt es definitiv stärkere Kandidaten.
Sobald es bergab geht, kommt jedoch der spaßige Charakter zum Tragen, den das bunte Äußere verspricht: Das Rift Zone XR ist ein quirliges und wendiges Bike, das auf verschlungenen, engen Trails zur Höchstform aufläuft. Mit seinem 65,1er-Lenkwinkel und den kurzen Kettenstreben fällt der Radstand relativ kurz aus. Manuals gelingen mit wenig Körpereinsatz, und auch der Hinterbau besitzt genügend Popp für Flugeinlagen. Schnelle Schläge hingegen dringen stark zum Fahrer durch. Hier hätten wir uns in rauen Passagen etwas mehr Sensibilität und insgesamt etwas mehr Komfort gewünscht. Ein softeres Set-up mit etwas mehr SAG brachte eine leichte Verbesserung, wegen der soliden Bauweise des Hinterbaus mit Schmiedeteilen fällt die Steifigkeit allerdings generell recht hoch aus, was unsere Messwerte aus dem Labor belegen. Das wirkt sich einerseits zwar wenig Fehler verzeihend aus, bietet auf der anderen Seite jedoch auch für schwere Fahrer genügend Support.
Bei den Details sticht die ungewöhnliche Bereifung heraus: Ein Maxxis Assegai an Vorder- und Hinterrad ist ungewöhnlich. Die 2,5er-Reifen kommen zwar in der günstigen Gummimischung, bieten jedoch ein großes Volumen und lassen niedrige Reifendrücke zu. Funktionell, aber optisch wenig schön fällt die Leitungsverlegung für die hintere Bremse und die Teleskopstütze aus. Damit lässt sich das Marin zwar einfach warten, einen Schönheitspreis gewinnt es aber nicht. Ein integriertes Werkzeug, eine zusätzliche Befestigungsmöglichkeit oder gar ein Staufach sucht man am Marin vergebens. Das kostet Punkte in der Benutzerfreundlichkeit (Usability).
Benotung: Das BIKE-Urteil setzt sich aus den subjektiven Eindrücken der Testfahrer und unseren Labormesswerten zusammen. Das Urteil ist preisunabhängig.
Notenspektrum: sehr gut (0,5–1,5), gut (1,6–2,5), befriedigend (2,6–3,5), ausreichend (3,6–4,5), mangelhaft (4,6–5,5).
Das Marin Rift Zone ist ein solides All Mountain Bike mit robustem Alurahmen, bei dem der Fahrspaß großgeschrieben wird. Bei der Ausstattung und beim Fahrwerk gibt es noch Luft nach oben.
PRO
CONTRA