Max Fuchs
· 14.08.2024
Gute Mountainbike-Fullys bekommt man meist erst ab 3000 Euro. Das lehrt uns die Erfahrung aus vergangenen Tests. Der große Fahrspaß kostet bei vielen Bike-Herstellern sogar oft noch mehr. Anders bei Marin: Das Aluminium-All-Mountain Rift Zone der kalifornischen Kultmarke Marin startet schon unter 2000 Euro. Bei unserem Testbike handelt es sich um das zweitteuerste Modell Rift Zone 2. Kostenpunkt: 2529 Euro. Ob das Budget für ergiebigen Trail-Spaß ausreicht? Der Alu-Rahmen steht an unserem Testbike auf 29-Zoll-Laufrädern und gibt am Heck 135 Millimeter Federweg frei. Im Steuerrohr steckt eine Federgabel von Marzocchi mit 140 Millimetern Federweg.
Um einen möglichst großen Kundenkreis für Rift Zone anzusprechen, sind die fünf Modellvarianten bis 5399 Euro, aber auch mit 27,5-Zoll-Laufrädern erhältlich. Doch damit nicht genug. Eine weitere Besonderheit offenbart der Kandidat beim Blick auf die Geometrie-Tabelle: Die 482 Millimeter Reach in Größe L sind für diese Federwegs-klasse auffallend lang. Gepaart mit dem steilen Sitzwinkel und den superkurzen Kettenstreben gehört das neue Rift Zone eindeutig zur aggressiveren und Fahrspaßorientierten Sorte All Mountain Bikes. Der 35 Millimeter kurze Stummelvorbau und das kurze Sitzrohr passen da perfekt ins Bild.
In der Praxis bewirken die Maße des Rahmens und das kurze Cockpit des Marin Rift Zone eine extrem aufrechte und kompakte Sitzposition – nichts für ausgedehnte Touren, denn hier lastet im Flachen zu viel Druck auf den Händen. Während des Tests klagte einer unserer Fahrer deshalb sogar über Taubheitsgefühle in den Fingern. Wer längere Strecken mit dem Marin bewältigen möchte, schiebt den Sattel besser weit nach hinten und investiert in einen längeren Vorbau. Mit 15,5 Kilo in Rahmengröße L (ohne Pedale) stellt Marin das mit Abstand leichteste Bike in diesem Vergleich. Anstiege erklimmt man auf dem Rift Zone 2 dennoch schlechter als auf dem fast zwei Kilo schwereren Merida. Das lebendige Heck und die zäh rollenden Reifen halten den Vorwärtsdrang in Grenzen. Lob gibt’s dafür für das sensible Ansprechverhalten. Das Heck generiert die beste Traktion und bietet viel Komfort.
Ist man endlich oben angekommen, darf sich das Marin von seiner besten Seite zeigen. Das Rift Zone löst sein Versprechen ein und bietet vor allem eins: Fahrspaß! Schon die ersten Meter auf den technischen Trails um Eberbach bestätigen das. Hohe Front, langer Reach, kurzes Heck – so vermittelt der Kandidat mit dem längsten Radstand viel Laufruhe in Highspeed-Passagen. Das Ansprechverhalten und die Nehmerqualitäten des Fahrwerks tun ihr Übriges.
Die Marzocchi-Rockshox-Kombi vermittelt trotz kürzestem Federweg als Einzige die Fahrwerksqualität eines hochwertigen Fullys. Unhandlich wirkt der Kandidat trotz seiner Souveränität aber nicht, denn die kompakte Fahrposition und das kurze Heck machen auf verwinkelten Trails eine ebenso gute Figur. Auch Manuals gehen leicht von der Hand. Für Adrenalinhungrige verkörpert das Rift Zone so die perfekte Mischung aus Laufruhe und Wendigkeit. Besonderes Lob gibt’s auch für die griffigen Vee-Tire-Reifen, die Marin ab Werk Tubeless montiert.
Der minimale Mehrpreis wurde von Marin bestens investiert: Trotz Schwächen bergauf verhelfen das top Fahrwerk, das gute Handling sowie die sinnige Ausstattung dem Marin Rift Zone 2 29 zum Testsieg.