Leichte E-Bikes im Test20 Kilo und volle E-MTB-Power

Adrian Kaether

 · 21.04.2025

Alles nur Show? Im Vergleichstest gegen Cannondale und BH muss das Amflow PL Carbon beweisen, was ihm im steckt. Und: Ob die hohe Motorpower in der Praxis überhaupt Vorteile bringt.
Foto: Max Fuchs
Mit dem Amflow Carbon PL mit DJI Motor, Cannondales Moterra SL sowie dem iLynx+ von BH Bikes manifestiert sich eine neue E-Bike-Klasse. Das Versprechen: Volle Motor-Leistung, hohe Reichweite und trotzdem richtig leicht. Sind das die E-MTBs der Zukunft? Wir haben die drei Kontrahenten zum Shoot-Out gebeten.

Tatort Geißkopf, Enduro-Strecke 1: Lässig das Bike über den kleinen Sprung lupfen, durch die weite Rechts, dann hart anbremsen auf eine enge Wechselkurve und zackig das Bike umlegen. Für uns war der letzte Test günstiger Light-E-MTBs im Sommer 2024 ein wahrer Aha-Moment: Bei Handling und Fahrspaß bergab fahren diese Bikes einfach in ihrer eigenen Liga. Auch mit bezahlbaren Preisen und ohne Rekordgewicht.

Keine Lust auf ein klassisches Light-E-MTB? Leichte Full-Power-Bikes um 20 Kilogramm von BH, Amflow und Cannondale sind eine spannende Alternative.Foto: Max FuchsKeine Lust auf ein klassisches Light-E-MTB? Leichte Full-Power-Bikes um 20 Kilogramm von BH, Amflow und Cannondale sind eine spannende Alternative.

In der aktuellen Verkaufsflaute gehören Light-E-MTBs trotzdem zu den schlimmsten Ladenhütern. Die Einbußen bei Reichweite und Motorpower sind vielen schlicht zu groß. Mit Bikes wie dem Cannondale Moterra SL, dem BH iLynx+ und auch dem Amflow Carbon PL manifestiert sich daher ein neuer Trend: Mit einem Gesamtgewicht von gut 20 Kilo laut Hersteller bei voller Motorpower und mittlerer Akkugröße sollen diese leichten Power-Bikes das beste aus beiden E-MTB-Welten vereinen. Ob das gelingen kann?

Die Testgruppe im Überblick:

Amflow PL Carbon Pro 600: 19,8 kg, 160/150 mm, 29 Zoll, 9799 Euro >> <a href="https://www.awin1.com/cread.php?awinmid=13793&awinaffid=471469&clickref=B+Amflow+PL+Carbon+Pro&ued=https%3A%2F%2Fwww.liquid-life.de%2Fproducts%2Famflow-pl-carbon-pro-800-wh-cosmic-black-2025" target="_blank" rel="noopener noreferrer nofollow">hier erhältlich</a>*.Foto: Max FuchsAmflow PL Carbon Pro 600: 19,8 kg, 160/150 mm, 29 Zoll, 9799 Euro >> hier erhältlich*.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

BH Bikes iLynx+ SL 9.5 Enduro: 21,2 kg, 160/160 mm, 29 Zoll, 8500 Euro.Foto: Max FuchsBH Bikes iLynx+ SL 9.5 Enduro: 21,2 kg, 160/160 mm, 29 Zoll, 8500 Euro.Cannondale Moterra SL 1: 20,2 kg, 160/150 mm, 29/27,5 Zoll, 8999 Euro.Foto: Max FuchsCannondale Moterra SL 1: 20,2 kg, 160/150 mm, 29/27,5 Zoll, 8999 Euro.

Showdown in Finale Ligure

Finale Ligure im Dezember 2024. Mit Cannondale Moterra SL und dem BH iLynx+ starten wir in den ersten Uphill dieses Tests und sind gleich doppelt positiv überrascht. Dabei servieren wir diesmal echte Horrorstrecken: Einen extra für den E-Worldcup angelegten Uphill-Trail, gefolgt vom Steinfeld-Klassiker Pino Morto im Downhill.

Cannondale und BH sind kaum schwerer als viele Light E-MTBs, fahren bergauf aber in einer ganz anderen Liga. Es liegt eigentlich auf der Hand, aber ein Shimano EP801 mit 85 Newtonmetern (hier im Test) ist in technischen Uphills um ein Vielfaches souveräner als selbst der dynamische Bosch SX. Das kurz vor diesem Test vorgestellte Race-Update für den Shimano vergrößert den Vorsprung noch.

Mit vollen 85 Newtonmetern und der neuen Race-Software von Shimano machen BH und Cannondale auch in anspruchsvollen Uphills eine gute Figur.Foto: Max FuchsMit vollen 85 Newtonmetern und der neuen Race-Software von Shimano machen BH und Cannondale auch in anspruchsvollen Uphills eine gute Figur.

Das BH iLynx+ gefällt uns mit seinem neutralen Handling in den engen Kurven besonders gut. Das Cannondale müssen wir aktiver dirigieren, dafür punktet es mit erstklassiger Traktion. Die spannende Frage: Was soll der Überflieger von Amflow auf diesem Trail noch besser können? Macht die im Vergleich fast doppelt so hohe Leistung des DJI Avinox Motors (hier im Test) das Bike nicht völlig unkontrollierbar?

Motor-Systeme im Überblick

DJI Avinox: Mit rund 1000 Watt in der Spitze bei nur 2,57 kg stellt der Avinox alles bisher Dagewesene in den Schatten. Dazu hat der chinesische Antrieb auch noch richtig gute Soft Skills, eine tolle App und ist meist verhältnismäßig leise.
Foto: Max Fuchs

Wo steht DJI?

Zugegeben: Turbo- und Boost-Modus des chinesischen Superstars sind in anspruchsvollen Anstiegen kaum zu gebrauchen. Doch der progressive Trail-Modus ist ein Augenöffner. Gerade Mehrfach-Stufen und steiles Gelände werden zum Spielplatz für den Avinox.

Wo andere Motoren nur noch mühsam hinaufkeuchen, reichen beim Avinox etwas Vertrauen und ein beherzter Kick ins Pedal. Und schon fliegt das Amflow mit Schwung über schwerste Hindernisse hinweg. Unfassbar! Ungefähr so muss es sich anfühlen, wenn Rekordweltmeister Toni Bou beim Motorrad-Trial die Kupplung schnalzen lässt.

Mit seiner enormen Leistung fliegt der Avinox-Motor mit Bike und Fahrer spielerisch auch über schwerste Hindernisse.Foto: Max FuchsMit seiner enormen Leistung fliegt der Avinox-Motor mit Bike und Fahrer spielerisch auch über schwerste Hindernisse.

Übrigens: Ein Schluckspecht ist der DJI nicht zwangsläufig. Das zeigt unser Reichweitentest, bei dem wir die Aggregate auf identische Leistungen und Geschwindigkeiten angeglichen haben. Hier liegen die drei Kontrahenten annähernd gleichauf. Wer die volle Leistung des Avinox wirklich abruft, kann den Akku freilich deutlich schneller leerziehen, als es bei Cannondale und BH der Fall ist.

Loser Schotter, wenig Traktion, doch auch hier kann der Avinox-Motor punkten. Das Cannondale mit Shimano-Motor (hinten) hat keine Chance.Foto: Max FuchsLoser Schotter, wenig Traktion, doch auch hier kann der Avinox-Motor punkten. Das Cannondale mit Shimano-Motor (hinten) hat keine Chance.

Cannondale bergab vorne

Und bergab? Hier liegen die drei Kontrahenten mehr auf Augenhöhe. Das DJI-Bike beschleunigt mit dem geringsten Gewicht und leichten Carbon-Laufrädern zwar sehr direkt und punktet mit guter Ausstattung, die sportlich tiefe Front und das straffe Fahrwerk vermitteln aber weniger Sicherheit.

Viele dürften sich auf dem komfortableren iLynx+ deutlich wohler fühlen. Das sportliche Cannondale blüht insbesondere bei Highspeed richtig auf. So begeistert es besonders engagierte Piloten. Die Frage, ob Geometrie und Fahrwerk nicht etwas zu extrem geraten sind, muss es sich aber gefallen lassen.

Bergab kann das Cannondale seine Trümpfe ausspielen und lässt mit starkem Fahrwerk und Speed-verliebtem Charakter die Konkurrenz im Staub zurück.Foto: Max FuchsBergab kann das Cannondale seine Trümpfe ausspielen und lässt mit starkem Fahrwerk und Speed-verliebtem Charakter die Konkurrenz im Staub zurück.

In Sachen Fahrspaß können übrigens alle drei Kandidaten auffällig viele Punkte holen und stechen klassische E-All-Mountains (hier im Test) beim Thema Fahrspaß deutlich aus. Das Traumhandling der besten Light-Bikes à la Specialized Levo SL, Cube AMS One44 oder Santa Cruz Heckler SL bleibt in unseren Augen trotzdem außer Reichweite. Selbst für das Amflow, das sich mit seinem Supermotor am Ende knapp den Testsieg nach Punkten schnappt.

Cannondale entscheidet die Bergab-Wertungen für sich und punktet bei Qualität und Verarbeitung, Amflow gewinnt klar die Motorenwertung. Das BH hat uns im Fahrverhalten bergauf am besten gefallen.Foto: BIKE TestabteilungCannondale entscheidet die Bergab-Wertungen für sich und punktet bei Qualität und Verarbeitung, Amflow gewinnt klar die Motorenwertung. Das BH hat uns im Fahrverhalten bergauf am besten gefallen.

Tops & Flops: Das ist uns aufgefallen

TOP: Custom-Farbe? Kein Problem! Ab Werk gibt’s beim BH schon vier Optionen. Selbst eine komplette Indvidual-Lösung kostet keinen Aufpreis. Dagegen wirkt die Farbauswahl bei Cannondale und gerade beim Amflow recht mager.
Foto: Max Fuchs

BIKE-Fazit: Testsieg für Amflow

Die drei leichten Powerbikes zeigen Charakter. Das BH iLynx+ SL legen wir Tourenfahrern ans Herz, im sportlichen Trail-Einsatz sammelt das Cannondale Moterra SL die meisten Punkte. Den Testsieg schnappt sich aber Amflow. Der DJI-Motor fährt in einer neuen Liga, auch Traumgewicht und Fahreigenschaften begeistern. - Adrian Kaether, Testredakteur BIKE

Zu den Einzeltests

Adrian Kaether ist Test-Redakteur bei BIKE und Testleiter bei MYBIKE.Foto: Georg GrieshaberAdrian Kaether ist Test-Redakteur bei BIKE und Testleiter bei MYBIKE.

Meistgelesen in der Rubrik Fahrräder