Günstig gegen teuerPropain Ekano 2 CF und Propain Ekano 2 AL im Preis-Leistungs-Duell

Propain Ekano 2 AL (links): Shimano EP6, 25,22 Kilo, 4994 Euro. Propain Ekano 2 CF: Sram Eagle Powertrain, 23,39 Kilo, 11649 Euro.
Foto: Max Fuchs
Das Propain Ekano 2 gibt es in Alu oder in Carbon. Mit Shimano- oder mit Sram-Motor. Und in unterschiedlichen Ausstattungs-Konfigurationen. Wir vergleichen zwei extreme Preisbeispiele. Günstig gegen teuer - welches E-Bike ist der bessere Deal?

Bei vielen Herstellern unterscheiden sich die teuren und die billigeren Modelle einer Reihe nur durch die Ausstattung. Rahmen, Motor, Geometrie und Grundkonzept bleiben gleich. Beim Propain Ekano 2 ist das anders. Der deutsche Versender bietet sein E-Enduro in zwei grundsätzlich unterschiedlichen Ausführungen an. Das Ekano 2 AL besteht komplett aus Alu, wird nur als Mix-Variante mit kleinerem Hinterrad angeboten und vom Shimano-Motor EP801 oder EP6 angetrieben. Die Carbon-Version Ekano 2 CF ist dagegen eines der wenigen Bikes am Markt, in dem der Sram Eagle Powertrain mit vollautomatischer Schaltung steckt. Der Vollcarbon-Rahmen lässt die Wahl zwischen einem 27,5-Zoll-, oder einem 29er-Hinterrad. Weiterer Unterschied: Das Heck des CF ist progressiver abgestimmt.

6655 Euro Unterschied: Die noch bessere Fahrleistungen, das geringere Gewicht und die bessere Ausstattung am Ekano CF sind teuer erkauft.Foto: Max Fuchs6655 Euro Unterschied: Die noch bessere Fahrleistungen, das geringere Gewicht und die bessere Ausstattung am Ekano CF sind teuer erkauft.

Faktencheck: das Propain Ekano 2 AL im Überblick

  • Preis 4994 Euro
  • Motor: Shimano EP6
  • Akku: Darfon, 626 Wh, 3517 g
  • Gewicht: 25,22 Kilo
  • Federweg: 180/170 mm
  • Laufradgröße: 29/27,5 Zoll
  • Laufradgewicht: 5747 g
  • Rahmen Aluminium
  • Gabel: RockShox ZEB
  • Dämpfer: RockShox Superdeluxe Select Coil
  • Schaltung: Sram GX Eagle
  • Bremsen: Sram DB8
  • Reifen: Maxxis Assegai Exo+ Maxxgrip / DHR II Doubledown
  • Laufräder: Newmen Performance 30
Das günstigste Alu-Ekano im Propain-Programm ist 2800 Euro günstiger als das Einstiegs-Carbon-Modell.
Foto: Max Fuchs

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Reichweite: Das Sram-System ist effizienter

Nahezu identisch dagegen ist die Geometrie unserer beiden Testbikes. Lediglich die Kettenstreben sind bei der Alu-Variante, dank kleinem Hinterrad, fast einen Zentimeter kürzer. Dadurch wird auch der Radstand etwas kompakter. Das haucht dem Alu-Bike einen etwas freeridigeren, weniger racigen Charakter ein.

Nur marginale Unterschiede gibt es in Sachen Akku: 626 Wattstunden soll die Shimano-Batterie bereithalten, 630 Wattstunden gibt Sram für seinen Energiespeicher an. Bei der Reichweite zeigt sich das Sram-System in unserem Test minimal effizienter. Obendrein ist die Batterie fast 400 Gramm leichter. Der Punkt geht also ganz klar an das CF-Modell.

Der Sram Eagle Powertrain-Motor basiert auf dem bewährten Brose Drive S, den auch Specialized im Turbo Levo nutzt. Das Aggregat ist enorm durchzugsstark, liefert auch bei niedrigen Kadenzen viel Power und  arbeitet in allen Lebenslagen ausgewogen.
Foto: Georg Grieshaber

Enormer Preisunterschied: Das sind die Hauptgründe

Doch worin begründet sich der enorme Preisunterschied von 6655 Euro? Während am Ekano AL überwiegend einfache Komponenten verbaut sind, glänzt am CF eine Prunkausstattung allererster Güte: Die komplette Sram AXS-Gruppe (ohne die kabellose AXS-Transmission-Schaltung ist das CF übrigens gar nicht zu haben, denn nur damit funktionieren der Powertrain-Antrieb und die dazugehörige Schaltautomatik), der Crankbrothers Carbon-Laufradsatz, eine Rockshox ZEB-Ultimate-Gabel und die Sram Code RSC-Bremsen lassen kaum Wünsche unerfüllt. Weit mehr als das Doppelte muss man für unseren Highend-Boliden hinblättern im Vergleich zum günstigen Einstiegs-Enduro.

Faktencheck: das Propain Ekano 2 CF im Überblick

  • Preis: 11.649 Euro
  • Motor: Sram Eagle Powertrain
  • Akku: Sram, 630 Wh, 3159 g
  • Gewicht: 23,39 Kilo
  • Federweg: 180/170 mm
  • Laufradgröße: 29 Zoll
  • Laufradgewicht: 5463 g
  • Rahmen: Carbon
  • Gabel: Rockshox ZEB Ultimate
  • Dämpfer: Rockshox Vivid Select
  • Schaltung: Sram XX AXS Transmission
  • Bremsen: Sram Code RSC
  • Reifen: Maxxis Assegai Exo+ Maxxgrip / DHR II Doubledown
  • Laufräder: Crankbrothers: Synthesis Carbon E11
Das Carbon-Modell in unserem Test liegt satte 6655 Euro über dem Einstiegs-Alu-Modell. Dafür kommt unser Testbike mit Sram Eagle Powertrain, kabelloser Elektronik-Schaltung, Hochwertigen RockShox-Federelementen und Carbon-Laufrädern von Crankbrothers.
Foto: Max Fuchs

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Das Propain Ekano im Praxisvergleich: Das spürt man auf dem Trail

Doch genug der Theorie, ab zum Praxistest – erst nach Bozen, danach noch an den Gardasee. Ruppige, felsige Abfahrten und teils technische und sehr steile Anstiege mit bis zu 1200 Höhenmetern am Stück standen auf dem Programm. Bergauf vermitteln beide Propains einen sehr guten Eindruck. Die PRO10-Hinterbaukinematik mit schwimmend aufgehängtem Dämpfer vor dem Sitzrohr hält das Heck stabil im Hub und arbeitet sehr feinfühlig. Die Sitzposition ist ausgewogen. In sehr felsigen Passagen rollt das Carbon-Bike mit dem großen Hinterrad etwas geschmeidiger und bietet noch bessere Traktion. Der bekannte Vorteil des großen Laufrades ist ein spürbares Plus. Und durch die längeren Kettenstreben bleibt das Bike an Steilstufen leichter kontrollierbar. Auch der Sram-Motor ist eine ganz andere Hausnummer als der Shimano EP6.

In steilen Uphills machen beide Propains einen guten Job:  Die PRO10-Hinterbaukinematik mit schwimmend aufgehängtem Dämpfer vor dem Sitzrohr hält das Heck stabil im Hub und arbeitet sehr feinfühlig.Foto: Max FuchsIn steilen Uphills machen beide Propains einen guten Job: Die PRO10-Hinterbaukinematik mit schwimmend aufgehängtem Dämpfer vor dem Sitzrohr hält das Heck stabil im Hub und arbeitet sehr feinfühlig.

Die enorme Durchzugsstärke und Kraftentfaltung, egal bei welcher Kadenz, schiebt das Ekano 2 CF gnadenlos bergan. Der günstige Shimano fällt hier spürbar ab. Die Lautstärke unterscheidet sich nicht drastisch. Der Shimano surrt etwas heller, der Sram brummelt tiefer – beide nicht unangenehm, aber hörbar. Interessant ist, dass man bei Sram nur zwei Modi zur Auswahl hat: Range oder Rallye. Im Rangemodus ist der Power-Output reduziert, im Rallye-Modus steht die volle Kraft zur Verfügung. Die beiden Modi kann man in der App feinjustieren. Die größere Auswahl beim Shimano, ebenfalls in der App einzeln anpassbar, bietet mehr Spielmöglichkeiten und Varianz auf Tour. Wer will, kann sich sogar bis zu 15 Modi konfigurieren. Ob zwei Stufen ausreichen, bleibt Geschmacksache. Das spiegelt sich auch in ganz unterschiedlichen Meinungen in unserem Testteam wider.

Sram Eagle Transmission: Wer braucht den Auto-Modus?

Als Spielwiese kann man auch den Auto-Shift-Modus der Sram Eagle Transmission Schaltung im Carbon-Ekano bezeichnen. Je nach Kadenz legt das System automatisch den passenden Gang ein. Zumindest nach Meinung des Algorithmus. Auch hier kann man feintunen – und unterschiedlicher Meinung sein. Bergauf funktioniert die Automatik ziemlich passend, auch wenn sie manchmal verzögert arbeitet und nicht immer 100-prozentig den Geschmack des Fahrers trifft. Da man immer auch manuell schalten kann, ist das kein großes Problem. Aber eben auch kein Muss. Da der Sram-Motor aber insgesamt so viel kraftvoller und durchzugsstärker arbeitet und das größere Laufrad hinten die bessere Traktion liefert, ist das CF bergauf einfach das bessere E-Bike.

Die enorme Durchzugsstärke und Kraftentfaltung, egal bei welcher Kadenz, schiebt das Ekano 2 CF gnadenlos bergan.Foto: Max FuchsDie enorme Durchzugsstärke und Kraftentfaltung, egal bei welcher Kadenz, schiebt das Ekano 2 CF gnadenlos bergan.

Luft gegen Stahl: Welcher Hinterbau punktet bergab?

Bergab sind beide Propain Ekanos eine Macht und bieten enorme Sicherheit, gepaart mit hohem Spaßfaktor! Das Fahrwerk von Propain ist beim Ansprechverhalten, bei der Progression und der Balance ein Gedicht und liefert echtes Staubsaugerfeeling. Interessanterweise wirkte der Hinterbau des Carbon-Bikes noch besser. Einen Schluckvorteil des Stahlfederdämpfers gab es nicht. Eher im Gegenteil, was neben der angepassten Kinematik und dem hochwertigeren Dämpfer auch am großen, überrollfreudigeren Hinterrad liegt. Es hängt sich nicht so leicht an Steinkanten auf, rollt geschmeidiger und nimmt dank größerer Schwungmasse besser die Energie mit. Das sind für sich alles nur kleine Unterschiede, die sich aber im direkten Vergleich aufsummieren und das CF zum deutlich souveräneren Abfahrer machen. Weil das CF in engen Kehren aber trotz größerem Hinterrad und etwas längerem Radstand nicht unhandlicher wirkt, muss sich das Alu-Modell auch bergab geschlagen geben. Aber der Abstand ist nicht riesig und das Fahrverhalten bei beiden Bikes wirklich auf höchstem Niveau.

Bergab sind beide Ekanos eine Macht und bieten enorme Sicherheit, gepaart mit hohem Spaßfaktor.Foto: Max FuchsBergab sind beide Ekanos eine Macht und bieten enorme Sicherheit, gepaart mit hohem Spaßfaktor.

Fazit zum Duell Propain Ekano 2 AL gegen CF

Die Auswahl beim Ekano 2 ist wirklich riesig – dank unzähliger Konfigurationsmöglichkeiten. Schon das AL-Modell bietet richtig starke Fahreigenschaften. Zum getesteten Grund-Set-up sollte man aber noch in einige Updates inves­tieren. So oder so: Das CF legt in vielerlei Hinsicht noch eine Schippe drauf. Wer beste Fahrleistungen will, kommt am CF-Modell aus unserer Sicht nicht vorbei. Den besseren Preis-Leistungs-Mix bietet das Alu-Modell. - Christian Schleker, Testautor für EMTB
EMTB-Autor Christian Schleker.Foto: Georg GrieshaberEMTB-Autor Christian Schleker.

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