Gasgas MXC 6 im TestFeuerrot und fluffig - ein besonderes E-All-Mountain

Florentin Vesenbeckh

 · 03.02.2025

Gasgas MXC 6 // Sram Eagle Powertrain // 630 Wh // 160/140 mm // 29/27,5 Zoll // 23,7 kg // 9999 Euro
Foto: Max Fuchs
Knallige Optik, Moto-X-Image und Spezialfahrwerk: Das Gasgas MXC fällt auf! Wir haben den E-Bike-Allrounder fürs Gelände intensiv getestet. Alles nur Show, oder ist das Carbon-Bike mit Sram-Motor auch auf dem Trail etwas Besonderes?

Seit 2024 gibt das spanische Motorradlabel Gasgas auch mit seinem E-Bike-Ableger richtig Gas. Für Aufsehen sorgte vor allem das Race-Enduro ECC, mit dem ein motiviertes Team im E-Enduro-Worldcup auf Sekundenjagd ging. Das MXC, das wir hier getestet haben, ist die „kleine“ All-Mountain-Plattform des Stahlfeder-Enduros Gasgas ECC (hier im Test). Die beiden Bikes haben das wertige Carbon-Chassis und den Sram-Antrieb Powertrain gemein. Der Unterschied liegt in erster Linie im Federweg und der Ausstattung.

Die DVO-Gabel hat eine spezielle WP-Dämpfungstechnologie an Bord, die aus dem Motorradbereich kommt. Das ist einzigartig im Mountainbike-Bereich. Und das ist auf dem Trail spürbar!Foto: Max FuchsDie DVO-Gabel hat eine spezielle WP-Dämpfungstechnologie an Bord, die aus dem Motorradbereich kommt. Das ist einzigartig im Mountainbike-Bereich. Und das ist auf dem Trail spürbar!

Mit 160/140 Millimetern Hub soll das MXC der ideale Allrounder für Touren und Trails sein. Die Optik mit feurigem Rot und wuchtigen Rahmenabdeckungen im MX-Style polarisiert. Doch neben seinem Look hält das Bike auch technisch einige Besonderheiten parat. Allen voran das WP-Fahrwerk, das auf eine besondere Dämpfungstechnologie (Cone Valve) setzt, die man sonst im Mountainbike-Bereich nirgends findet.

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Das Gasgas MXC setzt nicht nur optisch Akzente, sondern auch mit dem speziellen DVO/WP-Fahrwerk, das auf eine ganz eigene Dämpfungstechnologie setzt.Foto: Max FuchsDas Gasgas MXC setzt nicht nur optisch Akzente, sondern auch mit dem speziellen DVO/WP-Fahrwerk, das auf eine ganz eigene Dämpfungstechnologie setzt.

Die Fakten zum Gasgas MXC 6

  • Motor: Sram Eagle Powertrain, 90 Nm max. Drehmoment
  • Akku: 630 Wh (entnehmbar)
  • Rahmenmaterial: Carbon
  • Federweg: 160/140 mm
  • Laufradgröße: 29/27,5 Zoll
  • Rahmengrößen: S, M, L
  • Preis: 9999 Euro
  • Gewicht: 23,7 kg (Testbike in Größe L, EMTB-Messung)
  • Max. Systemgewicht: 130 kg
  • Garantie: 2 Jahre
Die auffällige Kunststoffabdeckung ist einfach abnehmbar und soll an MotoX-Maschinen erinnern. Die Optik polarisiert!Foto: Max FuchsDie auffällige Kunststoffabdeckung ist einfach abnehmbar und soll an MotoX-Maschinen erinnern. Die Optik polarisiert!

Der E-Bike-Antrieb

Es gibt nicht viele Bikes mit dem E-Antrieb von Sram. Gasgas war einer der Launch-Partner beim Einstieg der Amerikaner und setzt bei all seinen Highend-E-Mountainbikes auf das Sram System. Hardwareseitig ist der Motor mit dem drehmomentstarken Brose Drive SMag identisch. Doch zu etwas besonderem wird der Powertrain durch die Vernetzung mit Srams Transmission-Schaltung. Der Motor ist mit der Schaltung gekoppelt und so werden auf Wunsch vollautomatische Gangwechsel möglich. Außerdem kann man mit dem Powertrain im Rollen auch Schalten, ohne zu treten.

Srams Eagle Powertrain vertraut beim Motor auf den kräftigen Brose Drive SMag.Foto: Max FuchsSrams Eagle Powertrain vertraut beim Motor auf den kräftigen Brose Drive SMag.Komplett wird Srams Eagle Powertrain erst mit der Transmission-Schaltung. Denn die Kombi ermöglicht vollautomatische Gangwechsel und das Schalten im Rollen.Foto: Max FuchsKomplett wird Srams Eagle Powertrain erst mit der Transmission-Schaltung. Denn die Kombi ermöglicht vollautomatische Gangwechsel und das Schalten im Rollen.

Die Bedienung des Sram-Antriebs ist bewusst simpel gehalten und klappt intuitiv. Ob die geringe Informationstiefe des Displays und die Beschränkung auf nur zwei Unterstützungsstufen eher Fluch oder Segen sind, bleibt Geschmacksache. Das gilt auch für das sonore Brummen des Antriebs. Denn so leise, wie Broses SMag einst noch war, ist der Sram Powertrain mit identischer Hardware nicht mehr. Im Test viel die Geräuschkulisse aber als eher angenehm und unauffällig auf.

Srams Powertrain wird kabellos über die Pods bedient. Oben wird die AXS-Sattelstütze angesteuert, unten kann zwischen den zwei Motor-Modi gewechselt werden. Simpel und schlicht!Foto: Max FuchsSrams Powertrain wird kabellos über die Pods bedient. Oben wird die AXS-Sattelstütze angesteuert, unten kann zwischen den zwei Motor-Modi gewechselt werden. Simpel und schlicht!

Saft bekommt der Sram-Antrieb im Gasgas MXC von einer Batterie mit 630 Wattstunden. Der Akku kann simpel und schnell entnommen werden und fällt obendrein angenehm leicht aus. Der Befestigungsmechanismus kann nicht gerade als Schnellverschluss bezeichnet werden, doch durch den Schraubmechanismus sitzt die Batterie sicher, fest und klapperfrei im Rahmen.

Der Akku sitzt klassisch im Unterrohr unter einem Cover, das werkzeuglos entnommen werden kann.Foto: Max FuchsDer Akku sitzt klassisch im Unterrohr unter einem Cover, das werkzeuglos entnommen werden kann.
Die Batterie mit 630 Wattstunden wird mit einer Schraube klapperfrei in der Halterung fixiert. Ein Schloss gibt es nicht.Foto: Max FuchsDie Batterie mit 630 Wattstunden wird mit einer Schraube klapperfrei in der Halterung fixiert. Ein Schloss gibt es nicht.

Die Geometrie des Gasgas MXC

Bei der Größenwahl des Gasgas MXC ist etwas Vorsicht geboten. Denn L ist die größte von drei Größen und fällt eher wie ein klassisches XL aus. Somit ist unser Testbike länger und größer als die meisten anderen Bikes dieser Rahmengröße. Zudem gönnt sich Gasgas den Luxus von mitwachsenden Kettenstreben. Bei unserem Testbike in Größe L summiert sich das auf einen üppigen Radstand von 1295 Millimetern. Und das, obwohl der Lenkwinkel mit 65 Grad eher moderat ausfällt. Ebenfalls auffällig und passend zum langen Reach: der hohe Stack. Doch dank eher flachem Lenker und flachem Steuersatzabschluss sitzt die Lenkzentrale nicht unangenehm hoch.

Flacher Steuersatzabschluss ohne Kabelintegration und ein Lenker mit nur mäßig Rise: Das hält die hoch angelegte Front im Zaum.Foto: Max FuchsFlacher Steuersatzabschluss ohne Kabelintegration und ein Lenker mit nur mäßig Rise: Das hält die hoch angelegte Front im Zaum.

BIKE-Messwerte im Überblick (Rahmengröße L)

  • Sitzrohrlänge: 460 mm
  • Radstand: 1295 mm
  • Reach: 496 mm
  • Stack: 672 mm
  • Lenkwinkel: 65 Grad
  • Sitzwinkel: 78 Grad
  • Kettenstrebenlänge: 450 mm

Die Ausstattung des Gasgas MXC 6

Für 10.000 Euro greift Gasgas in den meisten Fällen ganz oben ins Regal. Srams X0-Funkschaltung, Code RSC-Bremsen, eine kabellose Teleskopstütze von Rockshox und hochwertige Alu-Laufräder von Newmen - hier gibt´s nichts zu meckern.

Die Rockshox AXS Reverb funktioniert kabellos und liefert 170 Millimeter Verstellweg.Foto: Max FuchsDie Rockshox AXS Reverb funktioniert kabellos und liefert 170 Millimeter Verstellweg.
  • Gabel / Dämpfer: DVO Onyx D1CV SL Air / DVO Topaz Air CV
  • Schaltung: Sram X0 Eagle Transmission
  • Bremsen: Sram Code RSC / 220/200 mm
  • Laufräder: Newmen Evolution SL E.G.
  • Reifen: Maxxis Assegai Exo+ Maxx­Grip, 29 x 2,50 / DHR II Exo+, 27,5 x 2,40
  • Sattelstütze, Hub: Rockshox Reverb AXS, 170 mm
  • Besonderheiten: Schaltautomatik
An der Front bringt Maxxis’ Assegai mit superweichem Maxxgrip-Gummi einen zusätzlichen Sicherheitsboost im Gelände.Foto: Max FuchsAn der Front bringt Maxxis’ Assegai mit superweichem Maxxgrip-Gummi einen zusätzlichen Sicherheitsboost im Gelände.Die Sram Code RSC entstammen nicht der aktuellsten (Stealth)-Modellinie. Auf die superkräftigen Maven-Stopper von Sram verzichtet Gasgas.Foto: Max FuchsDie Sram Code RSC entstammen nicht der aktuellsten (Stealth)-Modellinie. Auf die superkräftigen Maven-Stopper von Sram verzichtet Gasgas.Die zwei Druckstufenrädchen an der Gabel sind sehr fein gerastert. Unendliche Einstelloptionen, die etwas Geduld und Interesse erfordern. Gut: Gasgas hat eine ausführliche Setup-Beschreibung mit Vorschlägen zu Luftdruck und Dämpfung parat.Foto: Max FuchsDie zwei Druckstufenrädchen an der Gabel sind sehr fein gerastert. Unendliche Einstelloptionen, die etwas Geduld und Interesse erfordern. Gut: Gasgas hat eine ausführliche Setup-Beschreibung mit Vorschlägen zu Luftdruck und Dämpfung parat.Auch am Dämpfer kommt spezielle Technik zum Einsatz. Neben der Luftkammer muss auch der “Bladder” mit dem passenden Luftdruck gefüllt werden.Foto: Max FuchsAuch am Dämpfer kommt spezielle Technik zum Einsatz. Neben der Luftkammer muss auch der “Bladder” mit dem passenden Luftdruck gefüllt werden.

Praxistest: So fährt sich das Gasgas MXC 6

Damit brilliert das Gasgas MXC 6 im Downhill, wo es sich satt und sicher seinen Weg bahnt. Neben der Länge hat daran auch das Fahrwerk großen Anteil. Die Gabel nimmt kleine wie große Schläge erstaunlich souverän heraus. So kommt kaum etwas vom Untergrund beim Fahrer an, selbst wenn die Abfahrt ruppig ausfällt. Die tief integrierte Fahrposition hinter der hohen Front verstärkt das Sicherheitsgefühl. Gerade auf anspruchsvollen, langen Abfahrten überzeugt der unaufgeregte und kraftsparende Charakter.

Das Gasgas MXC 6 überzeugt mit viel Fahrsicherheit auf anspruchsvollen Abfahrten.Foto: Max FuchsDas Gasgas MXC 6 überzeugt mit viel Fahrsicherheit auf anspruchsvollen Abfahrten.

Dass das Heck nominell zwei Zentimeter weniger Hub hat, fällt dabei nicht negativ auf. Eher kritisierten die Tester ein etwas undefiniertes Gefühl oder mangelnden Gegenhalt im Fahrwerk. Hier gilt es, allein an der Gabel die insgesamt 46 Einstellpositionen der High- und Lowspeed-Druckstufe exakt anzupassen. Das erfordert etwas mehr Aufwand und Erfahrung als bei den meisten anderen Fahrwerken. Wirklich flink und handlich mag das Gasgas aber auch nach einer Extrarunde beim Setup nicht über die Trails wieseln. Es priorisiert Laufruhe und Fahrsicherheit. Und das macht es richtig gut. Für ein All Mountain landet das MXC schon recht nahe an der Enduro-Kategorie. Angenehm leise ist es obendrein. Doch die Reifen dürften bei so viel Abfahrtsstärke gerne noch robuster ausfallen.

BIKE Testleiter Peter Nilges überzeugt sich von den guten Klettereigenschaften des Gasgas MXC 6.Foto: Max FuchsBIKE Testleiter Peter Nilges überzeugt sich von den guten Klettereigenschaften des Gasgas MXC 6.

Auch bergauf ist das Bike sehr souverän unterwegs. Der Motor schiebt stoisch und mit ordentlichem Drehmoment, während der Fahrer gestreckt überm Bike Platz nimmt und die Heckfederung auch feine Schläge herausfiltert. Dank steilem Sitzwinkel und eher langen Kettenstreben braucht man sich über ein steigendes Vorderrad oder mangelnde Führung kaum Gedanken machen.

BIKE-Bewertung des Gasgas MXC 6

Stärken

  • schluckfreudiges Fahrwerk
  • fahrsichere Geometrie
  • Option auf Schaltautomatik

Schwächen

  • nur zwei Motor-Modi
  • Garantie und Gewichtsfreigabe
  • komplexe Fahrwerksabstimmung
Stark im Downhill, stark bergauf: Das Gasgas MXC 6 ist ein fahrstarkes und sicheres All Mountain E-Bike.Foto: BIKE MagazinStark im Downhill, stark bergauf: Das Gasgas MXC 6 ist ein fahrstarkes und sicheres All Mountain E-Bike.Das Gasgas MXC 6 erhält im BIKE Test die Note 2,0Foto: BIKE MagazinDas Gasgas MXC 6 erhält im BIKE Test die Note 2,0

Das BIKE-Fazit

Das MXC von Gasgas ist die Überraschung in unserem großen Vergleichstest. Auf dem Trail kann es mit einer schlafwandlerischen Sicherheit und massig Traktion überzeugen. Neben der langen Geometrie punktet dabei vor allem das besondere Fahrwerk. Der Preis ist happig, doch aktuell gibt es drastische Rabatte auf die Gasgas-Flotte. - Florentin Vesenbeckh, Testredakteur BIKE Magazin
Hat gut Lachen: BIKE Redakteur Florentin Vesenbeckh beim Praxistest. Thema: Die spannendsten Highend E-MTBs der All- Mountain-Klasse.Foto: Max FuchsHat gut Lachen: BIKE Redakteur Florentin Vesenbeckh beim Praxistest. Thema: Die spannendsten Highend E-MTBs der All- Mountain-Klasse.

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