Im breit aufgestellten E-Bike-Portfolio von Focus ist das Jam² (hier in der Neuheitenvorstellung) der Trail-Allrounder. Egal ob Touren im Gelände oder der Spaß auf klassischen Trail im Zentrum stehen - hier soll das All Mountain die richtige Wahl sein. Dafür kombinieren die Stuttgarter Entwickler 160/150 Millimeter Federweg mit 29er-Laufrädern und einem soliden Alu-Chassis. Der Antrieb kommt von Bosch. Soweit ganz klassische Eckdaten für ein Allround-E-MTB. Mit 4699 Euro gehört das Einstiegsmodell Focus Jam² 6.7 zur absoluten Einstiegsklasse der geländegängigen E-Fullys. Günstigere Bikes gibt’s in dieser Kategorie eher in Ausnahmefällen und vor allem bei Discountern wie Decathlon oder Direktversendern wie Radon oder Canyon.
Beim Antrieb setzt Focus auf Boschs bewährten Performance CX-Motor mit 100 Nm Drehmoment – ein echtes Highlight in dieser Preisklasse. In Kombination mit dem 600-Wh-Akku liefert der Antrieb kräftigen Vortrieb und viel Kletterfreude. Optional lässt sich ein 800-Wh-Akku verbauen, der die Reichweite spürbar erweitert - aber auch knapp ein Kilo schwerer ist.
Hier punktet das Focus deutlich: Sauber verschliffene Schweißnähte im Steuerrohrbereich, durchdachte Rahmendetails, wirksamer Rahmenschutz und ein gummiertes Akku-Cover vermitteln Qualität. Mit 150 Kilogramm zulässigem Systemgewicht hat das Bike zudem eine hohe Tragkraft – ein Pluspunkt für kräftigere Fahrer oder Gepäckfreunde, der Vertrauen ins Bike und das Chassis gibt.
Kompromisse gibt’s bei der Ausstattung des Einstiegsmodells: Die Shimano-Cues-Schaltung (hier im Test) bietet nur zehn Gänge und eine eingeschränkte Bandbreite, die Alu-Laufräder sind schwer und die Maxxis-Reifen wenig pannensicher. Auch die RockShox-Federelemente gehören nicht zur Top-Liga, funktionieren aber solide. Die Sram-DB8-Bremsen erledigen ihren Job ordentlich, ohne zu glänzen.
Auf dem Trail zeigt sich das Jam² 6.7 als echter Allrounder mit Spaßfaktor. Die moderne, nicht zu extreme Geometrie vermittelt Sicherheit, die hohe Front gibt Vertrauen bergab. So kann man auch schwere Passagen und kniffelige Abfahrten angehen. Das Bike bleibt im flachen Terrain lebhaft, ohne auf ruppigen Trails Fahrsicherheit vermissen zu lassen. Das reicht aber natürlich nur bis zu einem gewissen Niveau. Bei ruppiger Gangart stößt die günstige Gabel an ihre Grenzen, die Dämpfungskontrolle könnte besser sein. Die Heckfederung arbeitet spürbar souveräner. Und auch die Reifen mit der dünnen Exo-Karkasse sind kein Garant für unbeschwertes Gasgeben auf dem Trail.
Beim Thema Handlichkeit setzt das recht hohe Gewicht und vor allem die schweren Laufräder klare Grenzen. Doch in Summe bringen Fahrwerk und Geometrie ein richtig gelungenes Handling.Auch in technischen Anstiegen bleibt das Bike gut kontrollierbar, das Fahrwerk liefert gute Traktion. Mit der hohen Lenkzentrale klebt das Vorderrad zwar nicht fest am Boden, doch durch die zentrale Sitzposition, mittig im Bike, kann man leicht durch Gewichtsverlagerung entgegenwirken.
Insgesamt trifft Focus einen sehr gelungenen Sweetspot zwischen Komfort, Fahrstabilität und Wendigkeit – ideal für Tourenfahrer mit Lust auf gelegentliche Trail-Ausflüge. Und auch Trail-Fans mit einem beschränkten Budget bekommen hier ein gutes Paket.
Komfort trifft Kontrolle – das Focus Jam² 6.7 ist ein gelungener Kompromiss für alle, die ein robustes, vielseitiges E-MTB suchen, das auch im Gelände Spaß macht. Wer Wert auf solide Verarbeitung, aufrechte Sitzposition und souveränes Handling legt, findet hier ein E-MTB mit hohem Spaßfaktor – auch wenn es nicht das leichteste ist. - Florentin Vesenbeckh, stv. Chefredakteur BIKE Magazin