Focus Jam² 6.0 im TestEins für alles! E-Bike-Allrounder für Trails & Touren

Florentin Vesenbeckh

 · 28.02.2025

Focus Jam² 6.0 // Bosch Performance CX // 600 Wh // 160/150 mm // 29 Zoll // 24,7 kg // 7999 Euro
Foto: Max Fuchs
Alu statt Carbon, das ist die Prämisse beim neuen Focus Jam². Selbst das Topmodell 6.0 verzichtet auf ein Kohlefaser-Chassis. Dafür will es mit Sorglos-Charakter und Wohlfühl-Handling punkten. Und zwar in nahezu allen Trail-Lagen. Geht das Konzept auf? Der BIKE-Test bringt Klarheit!

Als eines der ganz wenigen E-Mountainbikes der Highend-Liga rollt das neue Focus Jam² mit einem Alu-Rahmen auf die Trails. Für ein E‑MTB der 8000-Euro-Klasse ist das ungewöhnlich. Damit die Erscheinung dennoch wertig ist, verschleift Focus die Schweißnähte im Steuerrohrbereich und an der Schnittstelle zwischen Sitz- und Oberrohr, das sieht schick aus.

Das höhere Gewicht kann dieser Kniff jedoch nicht kaschieren. Mit 24,7 Kilo ist das Jam² für ein E-MTB dieser Kategorie und Preisklasse schwer. Und das, obwohl das Topmodell 6.0 beim Akku auf (Gewichts-)Sparflamme läuft. Obwohl optional auch der Powertube 800 von Bosch ins Unterrohr passen würde, gibt’s das Modell ab Werk nur mit 600er Batterie.

Das Focus Jam² 6.0 ist mit 160/150 mm Federweg gut bestückt, will aber mit gemäßigter Ausrichtung eher Allrounder denn Mini-Enduro sein.Foto: Max FuchsDas Focus Jam² 6.0 ist mit 160/150 mm Federweg gut bestückt, will aber mit gemäßigter Ausrichtung eher Allrounder denn Mini-Enduro sein.

Im Video: BIKE checkt das Focus Jam² 6.0

Die Fakten zum Focus Jam² 6.0

  • Motor: Bosch Performance CX, 85 Nm max. Drehmoment
  • Akku: 600 Wh (entnehmbar)
  • Rahmenmaterial: Aluminium
  • Federweg: 160 / 150 mm
  • Laufradgröße: 29 Zoll
  • Rahmengrößen: S, M, L, XL
  • Preis: 7999 Euro >> hier erhältlich
  • Gewicht: 24,7 kg (Testbike in Größe L, BIKE-Messung)
  • Max. Systemgewicht: 150 kg
  • Garantie: 10 Jahre
Die Schweißnähte sind am Hauptrahmen schick verschliffen. Carbon-Optik am Alu-Chassis.Foto: Max FuchsDie Schweißnähte sind am Hauptrahmen schick verschliffen. Carbon-Optik am Alu-Chassis.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Der E-Bike-Antrieb

Die aktuellste Ausbaustufe des Jam² wurde für 2025 auf den neuen Bosch Performance CX ausgelegt. Auch wenn sich die Kennzahlen mit 85 Newtonmetern kaum verändert haben, konnte Bosch einige entscheidende Schwachpunkte des Klassikers ausmerzen. Somit ist die neueste Ausbaustufe in fast allen Belangen besser geworden. Etwas leichter, leiser, endlich klapperfrei, noch geschmeidiger und mit verringertem Tretwiderstand.

Endlich klapperfrei: Der neue Bosch-Motor ist leiser und klappert nicht mehr. Auf dem Trail fährt das Jam² angenehm auf Flüsterkurs. So leise sind E-MTBs sehr selten.Foto: Max FuchsEndlich klapperfrei: Der neue Bosch-Motor ist leiser und klappert nicht mehr. Auf dem Trail fährt das Jam² angenehm auf Flüsterkurs. So leise sind E-MTBs sehr selten.

Auch bei den Batterien hat Bosch aufgerüstet. Powertube 600 und Powertube 800 heißen die neuen Akkus. Und beide sind leichter als die Vorgänger mit 750 bzw. 625 Wattstunden. Das Focus Jam² 6.0 kommt mit dem 600er-Akku, der 900 Gramm leichter ist als der 800er.

Theoretisch passt jedoch auch der 800er in den Alu-Rahmen. Dafür ist lediglich ein anderes Cover nötig, das das Unterrohr optisch etwas fülliger macht. Egal welche Akku-Variante: Die klassische Klapp-Entnahme, mit Schlüssel gesichert, funktioniert intuitiv und komfortabel.

Der Akku kann nach vorne aus dem Unterrohr herausgeklappt werden und ist mit Schloss gesichert.Foto: Max FuchsDer Akku kann nach vorne aus dem Unterrohr herausgeklappt werden und ist mit Schloss gesichert.Für das Kiox-Display hat Focus eine eigene Halterung entwickelt. Der Screen sitzt gut geschützt hinter dem Lenker - allerdings recht nahe am Knie.Foto: Max FuchsFür das Kiox-Display hat Focus eine eigene Halterung entwickelt. Der Screen sitzt gut geschützt hinter dem Lenker - allerdings recht nahe am Knie.Das Jam² kommt nicht mit Mini Remote und Systemcontroller, sondern mit der kabelgebundenen LED-Remote am Lenker.Foto: Max FuchsDas Jam² kommt nicht mit Mini Remote und Systemcontroller, sondern mit der kabelgebundenen LED-Remote am Lenker.Der eigens entwickelte Ladeport liegt flach am Bike an. So ist er nicht im Weg, wenn der optionale Range Extender (250 Wh) angeschlossen ist.Foto: Max FuchsDer eigens entwickelte Ladeport liegt flach am Bike an. So ist er nicht im Weg, wenn der optionale Range Extender (250 Wh) angeschlossen ist.

Die Geometrie

Bei der Geometrie schlägt Focus einen modernen, aber nicht extremen Weg ein. Gerade der Lenkwinkel von gut 65 Grad bleibt moderat. Hier gehen andere Firmen bei Bikes mit 160/150 mm teils deutlich flacher. So will Focus das Jam² zum spaßigen Trail-Flitzer machen, der nicht nur auf der Geraden überzeugt. Auffällig ist der hohe Stack, der im Auslieferungszustand vom hohen Spacer-Turm unter dem Vorbau zusätzlich aufgebockt wird.

BIKE-Messwerte im Überblick (Rahmengröße L)

  • Sitzrohrlänge: 440 mm
  • Radstand: 1265 mm
  • Reach: 474 mm
  • Stack: 654 mm
  • Lenkwinkel: 65,2 Grad
  • Sitzwinkel: 76,5 Grad
  • Kettenstrebenlänge: 452 mm
Will man die Lenkzentrale tiefersetzen, kann man wegen der integrierten Kabelführung und der speziellen Vorbaukonstruktion nicht einfach Spacer nach oben setzen, sondern muss den Gabelschaft kürzen. Auch die Cockpit-Einheit aus Carbon raubt Flexibilität beim Feintuning auf die persönlichen Vorlieben.Foto: Max FuchsWill man die Lenkzentrale tiefersetzen, kann man wegen der integrierten Kabelführung und der speziellen Vorbaukonstruktion nicht einfach Spacer nach oben setzen, sondern muss den Gabelschaft kürzen. Auch die Cockpit-Einheit aus Carbon raubt Flexibilität beim Feintuning auf die persönlichen Vorlieben.

Die Ausstattung des Focus Jam² 6.0

Auch beim Fahrwerk zielt Focus nicht auf die Enduro-Kategorie, sondern verbaut die klassischen All-Mountain-Produkte von Rockshox. Die Lyrik-Gabel stammt aus der hochwertigen Ultimate-Reihe und arbeitet sehr souverän. Auch bei Schaltung und Bremsen setzt Focus auf Produkte aus dem Sram-Portfolio. Geschaltet wird per Funk mit der GX Eagle Transmission und für die nötige Bremspower sollen Code SLV sorgen - inklusive robuster Bremsscheiben mit 200 mm Durchmesser.

Die Rockshox Lyrik stammt aus der hochwertigen Ultimate-Baureihe.Foto: Max FuchsDie Rockshox Lyrik stammt aus der hochwertigen Ultimate-Baureihe.Der Schwalbe Albert Trail basiert auf der neuen Radial-Karkasse des Reifenriesen. So soll er mehr Traktion und Komfort liefern, da sich das Profil besser an den Untergrund anschmiegt.Foto: Max FuchsDer Schwalbe Albert Trail basiert auf der neuen Radial-Karkasse des Reifenriesen. So soll er mehr Traktion und Komfort liefern, da sich das Profil besser an den Untergrund anschmiegt.
  • Gabel / Dämpfer: Rockshox Lyrik Ultimate / Superdeluxe Select+
  • Schaltung: Sram GX Eagle Transm.
  • Bremsen: Sram Code SLV / 200/200 mm
  • Laufräder: DT Swiss HX 1700
  • Reifen: Schwalbe Albert Trail Pro TLR Radial Addix Super Soft/Soft, 29 x 2,40
  • Sattelstütze / Hub: One Up V3 / 180 mm
  • Besonderheiten: Werkzeugtasche
Im Rahmendreieck steckt eine kleine Tasche, die Platz für einen Schlauch und etwas Werkzeug bietet.Foto: Max FuchsIm Rahmendreieck steckt eine kleine Tasche, die Platz für einen Schlauch und etwas Werkzeug bietet.Das Heck hält ein Rockshox Superdeluxe Select+ im Zaum.Foto: Max FuchsDas Heck hält ein Rockshox Superdeluxe Select+ im Zaum.

Praxistest: So fährt sich das Focus Jam² 6.0

Ein kleiner Akku und eine gemäßigte Geometrie, um das Bike handlich zu gestalten - geht das auf? Wir sagen: Ja. Denn tatsächlich bietet das Jam² ein superausgewogenes und spaßiges Trail-Handling. Trotz eher langer Kettenstreben lässt sich das Bike gut in die Luft oder aufs Hinterrad bewegen.

Ultimativ leichtfüßig wieselt das Alu-Bike aber nicht über den Trail und bei schnellen Kurvenwechseln hemmt das höhere Gewicht die Handlichkeit. Doch der tiefe Schwerpunkt und die gute Integration ins Bike geben viel Sicherheit und Vertrauen.

Trotz hohem Gewicht liefert das Focus Jam² viel Fahrspaß. Der Schlüssel: Ein ausgewogenes Handling und ein gutes Fahrwerk.Foto: Max FuchsTrotz hohem Gewicht liefert das Focus Jam² viel Fahrspaß. Der Schlüssel: Ein ausgewogenes Handling und ein gutes Fahrwerk.

Geht es wilder bergab, fallen die traktionsstarken Schwalbe-Reifen positiv auf. Der Albert Trail bietet allerdings nicht ganz die Präzision der Gravity-Variante und muss gegebenenfalls mit etwas höherem Luftdruck bedacht werden.

Stark arbeitet auch das Fahrwerk im Downhill. Sowohl der Hinterbau als auch die hochwertige Lyrik Ultimate treffen einen guten Kompromiss aus fluffigem Ansprechen und souveräner Kontrolle.

Superleicht und schlank im Design, das sind die Vorteile von One-Piece-Cockpits. Doch die Einstellbarkeit leidet.Foto: Max FuchsSuperleicht und schlank im Design, das sind die Vorteile von One-Piece-Cockpits. Doch die Einstellbarkeit leidet.

Etwas ungewöhnlich ist die auffällig gekröpfte Lenker-Vorbau-Einheit, bei der die Griffe deutlich vor dem Steuerrohr landen. Das wirkt, als wäre ein längerer Vorbau montiert. So liegt der Schwerpunkt des Fahrers etwas weiter vorne als gewohnt. Top: Bergab ist das Jam² superleise. In diesem Punkt kann kaum ein anderes Rad in unserem großen Vergleich von acht Highend-E-MTBs mithalten.

Der Bosch-Motor ist auch bergauf deutlich leiser geworden und tönt im Vergleich mit der Konkurrenz etwas angenehmer. Seine Stärken sind aber die gelungene Kraftentfaltung und exzellente Dosierbarkeit. Die helfen dem Focus auch in schwierigen Anstiegen, wo sich das Bike unkompliziert steuern lässt.

Auch im gemäßigten Terrain sitzt man sehr komfortabel auf dem neuen Jam², woran die hohe Front einen großen Anteil hat. Etwas schade: Will man die Lenkzentrale tiefersetzen, kann man wegen der integrierten Kabelführung und der speziellen Vorbaukonstruktion nicht einfach Spacer von unten nach oben setzen, sondern muss den Gabelschaft kürzen. Auch die Cockpit-Einheit aus Carbon raubt Flexibilität beim Feintuning auf die persönlichen Vorlieben.

BIKE-Bewertung des Focus Jam² 6.0

Stärken

  • vielseitig und ausgewogen
  • sehr leise auf dem Trail
  • hohe Gewichtsfreigabe

Schwächen

  • schwer, trotz kleinem 600er Akku
  • Cockpit-Einheit schränkt Flexibilität bei der Einstellung ein
Die Stärken und Schwächen des Focus Jam² 6.0: Ausgewogen in allen Belangen, der 600er-Akku beschränkt die Reichweite.Foto: BIKE MagazinDie Stärken und Schwächen des Focus Jam² 6.0: Ausgewogen in allen Belangen, der 600er-Akku beschränkt die Reichweite.

Das BIKE Fazit

Der Begriff Trail-Allrounder passt zum Focus Jam² ziemlich ideal. Spaßig, intuitiv und ausgewogen nimmt man mit dem neuen Focus Gelände jeglicher Couleur in Angriff. Auch auf Tour ist es ein komfortabler Begleiter. Durch den Alu-Rahmen fällt das Jam² schwer aus und der kleine Akku beschränkt die Reichweite. - Peter Nilges, Testleiter BIKE Magazin
Peter Nilges ist Testleiter beim BIKE MagazinFoto: Georg GrieshaberPeter Nilges ist Testleiter beim BIKE Magazin

Meistgelesen in der Rubrik Fahrräder