Flyer Uproc X 8.70 im TestFahrstarker Allrounder aus der Schweiz

Florentin Vesenbeckh

 · 13.09.2023

Flyer Uproc X 8.70 // Motor: Panasonic GX Ultimate Pro // Federweg: 150 mm // Gewicht: 25 kg // Preis: 7999 Euro
Foto: Josh Welz
Mit dem Uproc X 8.70 will Flyer die Brücke zwischen gemütlicher Tour und wildem Trail schlagen. Mit an Bord ist ein Carbon-Rahmen und ein besonders kräftiger Panasonic-Motor. Wie schlägt sich der Schweizer Bolide im Test der Highend-All Mountain Bikes?

Eins für alles – so heißt das Motto des Flyer Uproc X. Bergauf oder bergab, Tour oder Trail: Der Alleskönner soll sich so ziemlich überall zu Hause fühlen. Damit passt das Bike der Schweizer E-Bike-Pioniere perfekt in unsere Testgruppe der sportlichen All Mountain Bikes. Das Versprechen des Herstellers: Nicht nur Trail-Profis, sondern auch komfortbewusste E-Biker sollen mit dem Rad ihre Freude haben. Basis ist ein hochwertig verarbeiteter und solide wirkender Vollcarbonrahmen. Darin stecken Mullet-Laufräder, also 29 Zoll vorne und 27,5 Zoll hinten - und ein ebenso kraftvoller wie seltener Panasonic-Motor. Das Flyer Uproc X 8.70 kostet 7999 Euro und ist damit die zweitteuerste Ausstattungsvariante der Reihe.



Das Flyer Uproc X 8.70 will für 7999 Euro das Schweizer Taschenmesser unter den E-Mountainbikes sein.Foto: Josh WelzDas Flyer Uproc X 8.70 will für 7999 Euro das Schweizer Taschenmesser unter den E-Mountainbikes sein.

Die Fakten zum Flyer Uproc X 8.70

  • Motor: Panasonic GX Ultimate Pro, 95 Nm max. Drehmoment
  • Akku: 750 Wh (entnehmbar)
  • Rahmenmaterial: Carbon
  • Federweg: 150 mm
  • Laufradgröße: MX, 29” vorne, 27,5” hinten
  • Rahmengrößen: S, M, L, XL
  • Preis: 7999 Euro >> hier erhältlich
  • Gewicht: 24,97 kg (Testbike in Größe L, EMTB-Messung)

Rahmen und Konstruktion

Alle Varianten des Flyer Uproc X setzen auf einen Vollcarbonrahmen. Mit klaren Linien, voluminösen Formen und robusten Lagern wirkt der Rahmen sehr solide, die Verarbeitung und die Details können überzeugen. Der Hinterbau setzt 150 Millimeter Hub frei, das gleiche gilt für die verbaute Fox-Gabel. Schaltzüge und Bremsleitungen laufen klassisch hinter dem Steuerrohr in den Rahmen und werden dort, sicher verstaut, zu ihren Abnehmern geführt.

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Hauptrahmen und Hinterbau sind aus Carbon, die Verarbeitung überzeugt.Foto: Josh WelzHauptrahmen und Hinterbau sind aus Carbon, die Verarbeitung überzeugt.

Der E-Bike-Antrieb des Flyer Uproc X

Sein Antrieb macht das Flyer Uproc X zu einem besonderen Bike. Denn den superkräftigen Panasonic-Motor findet man kaum in anderen E-MTBs. Die maximale Unterstützung des GX Ultimate liegt klar über der Konkurrenz von Shimano und Bosch. In der Praxis wird das umso deutlicher, weil das Kraftpaket im höchsten Modus schon bei geringem Fahrer-Input richtig aufs Gas drückt. Dazu gibt´s, wie bei Flyer üblich, Displays, Remote und Akku von FIT. Der Intube-Akku hat 750 Wattstunden und kann komfortabel zur Seite entnommen werden. Vorteil: Entgegen der Unterseite des Unterrohrs ist die Seite nicht direkt dem Dreckbeschuss ausgesetzt. Nach oder während Geländefahrten geht der Batteriewechsel also sauberer vonstatten. Die Batterie wird nicht mit einem Schloss gesichert. Der benötigte Inbus-Schlüssel ist in der Steckachse immer am Bike. Ebenfalls von FIT: Der Bedienhebel direkt am linken Griff und das Display, das zentral vor dem Vorbau sitzt.

Undercover! Ein Panasonic-Logo sucht man vergeblich am kräftigen Antrieb. Der GX Ultimate Pro liefert 95 Nm.
Foto: Josh Welz

Die Geometrie

Die Geometrie des Uproc X ist auf Fahrstärke ausgelegt und vermeidet extreme Werte. Lang sind die Kettenstreben (460 mm), das verleiht ein unkompliziertes Handling, denn auch ohne aktive Fahrposition bekommt das Vorderrad ausreichend Druck. Eher gemäßigt ist der Lenkwinkel von 65,5°. Auch das bringt ein neutrales Handling Handling. Der steile Sitzwinkel ist der extremste Wert der Uproc-Geometrie. Er positioniert den Fahrer weit vorne auf dem E-Bike, was in steilen Anstiegen für hervorragende Kletterfähigkeiten sorgt.

EMTB-Messwerte im Überblick (Rahmengröße L)

  • Sitzrohrlänge: 443 mm
  • Radstand: 1262 mm
  • Reach: 470 mm
  • Stack: 633 mm
  • Lenkwinkel: 65,5 Grad
  • Sitzwinkel: 77,5 Grad
  • Kettenstrebenlänge: 460 mm

Die Ausstattung des Flyer Uproc X 8.70

Für 7999 Euro ist die Ausstattung solide, mehr aber auch nicht. Highend-Parts gibt´s beim Uproc X erst bei den teureren Modellen. Dafür sind einige Extras mit an Bord. Im Alltagseinsatz kann die Monkey-Link-Schnittstelle punkten: Unter dem Vorbau kann ein Frontlicht magnetisch angeklipst werden, dass dann direkt aus dem Haupt-Akku mit Strom versorgt wird. Im Vorbau steckt ein Multitool mit den wichtigsten Werkzeugen. Grund solide sind die sonstigen Komponenten: Schaltung und Bremsen stammen aus Shimanos XT-Regal und sind funktional absolut top. Das Fox-Performance-Fahrwerk arbeitet ebenfalls auf gutem Niveau, auch wenn manch andere Hersteller für 8000 Euro schon höherwertigere Federelemente verbauen. Wer mehr möchte, muss zum Topmodell Flyer Uproc X 9.50 für 11.299 Euro greifen. Die Kindshock-Teleskopstütze bietet mit 175 Millimetern viel Verstellweg. Weniger gewöhnlich sind die Reifen von Onza. Die Porcupine-Pneus gliederten sich in diesem Test recht unauffällig in die beliebte Konkurrenz von Maxxis und Schwalbe ein.

Fox 36 Performance – an einem Bike für 8000 Euro würden wir uns eine Güteklasse höher im Fox-Portfolio wünschen.
Foto: Josh Welz

Praxistest: So fährt sich das Flyer Uproc X 8.70

Auf Tour

Hier macht dem Schweizer Carbon-Boliden so schnell keiner etwas vor. Die Sitzposition ist eher aufrecht und bequem. Auch das sensible Fahrwerk bringt Komfort. Besonders auffällig ist das neutrale und unkomplizierte Handling - damit kommen E-Biker schnell zurecht. Weiteres Plus ist die leichte Akku-Entnahme. Der seitliche Mechanismus kann vor allem punkten, wenn man die Batterie unterwegs herausnehmen will. Ein Schloss gibt´s für die Batterie allerdings nicht. Im Alltag ebenfalls super: Die praktischen Features wie das integrierte Mini-Werkzeug und der magnetische Anschluss für ein Frontlicht (Monkey Link) inklusive Stromversorgung. Einzig das Gewicht von fast 25 Kilogramm könnte im Alltag etwas stören, ist aber leider nicht unüblich für diese Bike- und Akkuklasse.

Magnetlicht anklicken - und fertig. Die Monkey-Link-Schnittstelle ist mit dem Haupt-Akku verbunden und bietet echten Mehrwert.Foto: Josh WelzMagnetlicht anklicken - und fertig. Die Monkey-Link-Schnittstelle ist mit dem Haupt-Akku verbunden und bietet echten Mehrwert.

Bergauf

Der Uphill ist die zweite große Stärke des Uproc X. Allem voran drückt hier der kräftige Panasonic-Motor der Fahrt seinen Stempel auf. Das hohe Drehmoment von nominell 95 Newtonmetern ist deutlich spürbar. So erklettert man mühelos auch steilste Anstiege. Da auch die Geometrie des edlen Vollcarbonrahmens anspruchsvolle Kraxeleien sehr erleichtert, gehört das Flyer in Summe zu den besten Kletterern im Test. Der steile Sitzwinkel positioniert den Fahrer vorne im Bike, das bringt viel Kontrolle. Obendrein halten die langen Kettenstreben und die tiefe Front das Vorderrad am Boden. In technischen Passagen kann die Modulation und Spritzigkeit des Motors allerdings nicht mit dem hervorragenden Bosch CX mithalten. Der Schub ist eher gleichförmig, bei schnellen Antritten beschleunigt der GX Ultimate nicht so direkt.

Ein hochwertiger Sattel und eine Teleskopstütze mit 175 mm Verstellweg rüsten das Bike für lange Touren und anspruchsvolles Gelände.Foto: Josh WelzEin hochwertiger Sattel und eine Teleskopstütze mit 175 mm Verstellweg rüsten das Bike für lange Touren und anspruchsvolles Gelände.

Bergab

Auf dem Trail sind vor allem zwei Merkmale charakterbildend: die fahrstabile Geometrie und das recht hohe Gewicht des Bikes. Mit knapp 25 Kilo ist das Flyer Uproc X das schwerste Bike im Test, zudem sind die Kettenstreben lang – das schiebt den Regler klar in Richtung Laufruhe. Quirliges Trail-Handling und Spieltrieb sind nicht die Stärken des Schweizer Boliden. Dafür können schnelle Geraden und ruppige Passagen dem All Mountain nur wenig anhaben. Das Fahrwerk glättet kleine und große Schläge souverän, das Handling ist angenehm direkt und präzise, die Geometrie sorgt für eine ausgewogene Radlastverteilung, dank des eher konservativen Lenkwinkels bleibt man auch bei passiver Fahrweise immer Herr der Lage. Obendrein auffällig: Bergab gehört das Flyer zu den leisesten Bikes des Tests. Zwar ist der Panasonic-Motor nicht komplett klapperfrei, im Vergleich zu den Bosch- und Shimano-Bikes fällt das dezente Rappeln aber kaum auf. In Summe ist das Uproc X bergab ein zuverlässiger und unkomplizierter Begleiter, mit dem man auch ruppige Downhills zügig meistern kann. Aktive Fahrer, die maximalen Fahrspaß auf Trails suchen, finden aber geeignetere Kandidaten unter den Highend-E-Mountainbikes.

Das EMTB Fazit

Fahrstarkes All Mountain Bike mit kräftigem Motor und Sorglos-Handling. Hoher Komfort auf Tour, doch auch im Gelände kann das Flyer Uproc X punkten. Hochwertiger Rahmen, aber leider recht schwer. Mit dem kräftigen Panasonic-Motor hat das edle E-Bike aus der Schweiz ein Alleinstellungsmerkmal.
Florentin Vesenbeckh, Testleiter EMTB MagazinFoto: Max FuchsFlorentin Vesenbeckh, Testleiter EMTB Magazin

Pro

  • Sehr kräftiger Motor
  • Top Klettereigenschaften
  • Auf dem Trail recht leise
  • Gutmütiges Handling

Contra

  • Recht schwer
  • Etwas träge und behäbig

Technische Daten und Noten Flyer Uproc X 8.70

Herstellerangaben

  • Preis: 7999 Euro >> hier erhältlich
  • Größen (Sitzrohr) / Rahmenmaterial: S, M, L (getestete Größe 44,5 cm), XL / Carbon

Messwerte²

  • Gewicht²: 24,97 kg
  • Reichhöhe¹: 1760 (+0)hm
  • Durchschnittsgeschwindigkeit: 14,9 km/h
  • Schwerpunkthöhe: 524 mm
  • Federweg vorne/hinten: 150/150 mm
  • Lenkerbreite: 810 mm
  • Kurbellänge / Q-Faktor: 165 mm / 184 mm
  • Bodenfreiheit⁴: 468 mm

Ausstattung

  • Motor: Panasonic GX Ultimate Pro
  • Max. Drehmoment³: 95 Nm
  • Akku³ / -Gewicht²/ Preis Ersatz-Akku: Flyer FIB-750 FIT / 4789 g / 1079 Euro
  • Schaltung: Shimano XT
  • Übersetzung (v. / h.): 34; 10–51
  • Display: FIT Compact DSP1-M
  • Zul. Gesamtgewicht³: 140 kg
  • Gabel / Dämpfer: Fox 36 Float Performance E / Fox Float X Performance
  • Teleskopstütze: KS Lev Integra, 175 mm
  • Bremse / Disc Ø (vorne / hinten): Shimano XT / 203 mm / 203 mm
  • Laufräder: DT Swiss H 1900 Spline Hybrid
  • Reifen: Onza Porcupine TRC/60 29 x 2,4; Onza Porcupine GRC/50 27,5 x 2,6

EMTB-Testurteil⁵: 8,5 Punkte - sehr gut

Flyer Uproc X 8.70 - GeometriedatenFoto: EMTB-TestabteilungFlyer Uproc X 8.70 - GeometriedatenFlyer Uproc X 8.70 - CharakteristikFoto: EMTB-TestabteilungFlyer Uproc X 8.70 - CharakteristikFlyer Uproc X 8.70 - TestdiagrammFoto: EMTB-TestabteilungFlyer Uproc X 8.70 - Testdiagramm

¹Die Reichhöhe wurde bei standardisierten Messfahrten an einem Asphaltanstieg mit 12,2 Prozent Steigung ermittelt. Höchste Unterstützungsstufe, 150 Watt Tretleistung des Fahrers, Fahrergewicht inkl. Ausrüstung 89 kg. In Klammern die Höhenmeter im deutlich gedrosselten Notlauf-Modus. Die Durchschnittsgeschwindigkeit bezieht sich auf die Fahrt bei voller Unterstützung.

²Ermittelt auf den Prüfständen im EMTB-Testlabor, Gewicht ohne Pedale. Akku-Gewicht ggf. inkl. verschraubtem Cover.

³Herstellerangabe

⁴Stufentest, gemessen mit 36 Zentimeter erhöhtem Hinterrad

⁵Das EMTB-Urteil gibt den subjektiven Eindruck der Tester und die Ergebnisse der Reichhöhenmessung und der Labortests wieder. Das EMTB-Urteil ist preisunabhängig. EMTB-Urteile: super (ab 9,0), sehr gut (ab 8,0), gut (ab 7,0), befriedigend (ab 6,0), mit Schwächen (ab 5,0), darunter ungenügend.

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