Flyer Uproc X 2.10 im TestSportliches Schweizer E-Bike mit Trail-Drang

Florentin Vesenbeckh

 · 18.07.2024

Flyer Uproc X 2.10 // Bosch Performance CX // 625 Wh // 150 mm // 29/27,5 Zoll // 24,3 kg // 5999 Euro
Foto: Max Fuchs
Das neue Flyer Uproc X will mit einem schicken Vollcarbon-Rahmen, einer super modernen Trail-Geometrie und dem starken Bosch Performance CX die Trails der Alpen erobern. Wie schlägt sich das Bike in der günstigsten Ausstattungsvariante für 5999 Euro?

In den letzten Jahren hat sich Flyer von seinem ursprünglich eher gediegenen Image verabschiedet. Die E-MTBs der Schweizer werden immer moderner, trail-lastiger und abfahrtsstärker. Im neuen Uproc X mit Bosch-Antrieb scheint diese Entwicklung einen (vorläufigen?) Höhepunkt zu finden. Wir haben uns das Einstiegsmodell Flyer Uproc X 2.10 für 5999 Euro zum Test vorgenommen und seine Allround-Qualität untersucht.

Flyer Uproc X 2.10 - Test: Wie gut ist das Einstiegsmodell?

Das neue Flyer Uproc X kommt mit einem sehr progressiv gezeichneten Chassis. Die Geometrie könnte glatt zu einem E-Enduro passen. Hier haben wir aber ein Bike der Kategorie All Mountain mit “nur” 150 Millimetern Hub und Mullet-Laufrädern vor uns. Das lässt Erinnerungen an das ebenfalls sehr progressiv ausgelegte Light-E-MTB der Schweizer aufkommen: Das Uproc SL:X mit Bosch Performance SX.

Flyer Uproc X 2.10 // Bosch Performance CX // 625 Wh // 150 mm // 29/27,5 Zoll // 24,3 kg // 5999 EuroFoto: Max FuchsFlyer Uproc X 2.10 // Bosch Performance CX // 625 Wh // 150 mm // 29/27,5 Zoll // 24,3 kg // 5999 Euro

Andere Parameter bleiben beim neuen Uproc X mit Boschs Performance CX typisch Flyer: Der Carbon-Rahmen ist durchdacht und hochwertig. An der Front kann unkompliziert ein Licht angeklipst werden, das direkt vom Haupt-Akku mit Strom versorgt wird. Das klappt über die magnetische Monkey-Link-Kupplung mit verschiedenen Frontleuchten.

Nicht nur der Hauptrahmen, auch Hinterbau und Umlenkhebel sind am neuen Uproc X aus Carbon. Der Rahmen ist wertig verarbeitet und robust ausgelegt.Foto: Georg GrieshaberNicht nur der Hauptrahmen, auch Hinterbau und Umlenkhebel sind am neuen Uproc X aus Carbon. Der Rahmen ist wertig verarbeitet und robust ausgelegt.

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Unter dem Vorbau sitzt eine Monkey-Link-Schnittstelle. Hier kann ein Frontlicht magnetisch angeklickt werden, das den Strom direkt aus dem Haupt-Akku bezieht.Foto: Georg GrieshaberUnter dem Vorbau sitzt eine Monkey-Link-Schnittstelle. Hier kann ein Frontlicht magnetisch angeklickt werden, das den Strom direkt aus dem Haupt-Akku bezieht.

Wiederum eher untypisch für Flyer: dass es für 6000 Euro überhaupt schon ein E-Fully mit Vollcarbon-Rahmen gibt. Für günstige Preise sind die Schweizer weniger bekannt. Logisch, dass man beim Einstiegsmodell 2.10 Abstriche bei der Ausstattung machen muss. Die ist eher auf Einstiegsniveau und kann nicht ganz mit den Konkurrenten der Testgruppe mithalten. Weder die Suntour-Gabel noch der günstige Rockshox-Dämpfer oder die gruppenlosen Shimano-Stopper mit unergonomischen Hebeln rufen Begeisterung hervor. Erfreulich, dass das Flyer Uproc X 2.10 trotz dieser Dämpfer eine starke Performance im Gelände hinlegt.

Die Fakten zum Flyer Uproc X 2.10

  • Motor: Bosch Perf. CX, 85 Nm max. Drehmoment
  • Akku: 625 Wh (entnehmbar)
  • Rahmenmaterial: Carbon
  • Federweg: 150 / 150 mm
  • Laufradgröße: 29 / 27,5 Zoll
  • Rahmengrößen: S, M, L, XL
  • Preis: 5999 Euro
  • Gewicht: 140 kg (Testbike in Größe L, EMTB-Messung)
  • Zulässiges Gesamtgewicht: 140 kg (Herstellerangabe)

Der E-Bike-Antrieb

Im Einstiegsmodell 2.10 verbaut Flyer den Powertube-Akku mit 625 Wh, doch es passt auch der größere 750er, wie er in den teureren Modellen ab Werk steckt. Bosch-typisch liefert aber auch der 625er-Powertube schon eine sehr gute Reichweite. Die Batterie ist mit einem Bolzen gesichert und wird nach unten aus dem geschlossenen Unterrohr gezogen. Das klappt ohne Werkzeug und recht geschmeidig - auch wenn diese Form der Integration den Akku-Wechsel etwas umständlicher gestaltet, als klassische Klapp-Lösungen.

Der aktuelle Bosch Performance CX spielt in schwierigen Ansteigen seine Stärke voll aus, denn er ist kräftig, top modulierbar und beschleunigt spritzig. Um seine volle Leistung zu entfalten, braucht es allerdings einen etwas stärkeren Tritt vom Fahrer als bei manch anderem E-Motor, etwa dem Shimano EP801.

Spritzig, stark, geschmeidig: Der Bosch Performance CX ist ein Uphill-Künstler. Schade: Es klappert bergab.Foto: Georg GrieshaberSpritzig, stark, geschmeidig: Der Bosch Performance CX ist ein Uphill-Künstler. Schade: Es klappert bergab.Der Powertube-Akku wird nach unten aus dem Unterrohr gezogen. Das funktioniert geschmeidig, ist jedoch umständlicher als klassische Klapp-Lösungen.Foto: Georg GrieshaberDer Powertube-Akku wird nach unten aus dem Unterrohr gezogen. Das funktioniert geschmeidig, ist jedoch umständlicher als klassische Klapp-Lösungen.

All in geht Flyer bei den Bosch-Accessoires. Das Uproc X 2.10 kommt mit kabelloser Mini-Remote, dem Systemcontroller im Oberrohr und obendrein einem Kiox 300 Display. Das ist alles andere als Sparprogramm. Wer ein minimalistisches Cockpit bevorzugt, kann das Kiox-Display unkompliziert abstecken. Dann zeigen die LEDs im Controller den Akku-Ladestand und die gewählte Unterstützungsstufe an.

Volles Infotainment: Zusätzlich zum Systemcontroller im Oberrohr und der kabellosen Mini-Remote prangt ein Kiox 300 über dem Vorbau.Foto: Georg GrieshaberVolles Infotainment: Zusätzlich zum Systemcontroller im Oberrohr und der kabellosen Mini-Remote prangt ein Kiox 300 über dem Vorbau.

Die Geometrie

Flyer zeichnet das neue Uproc X besonders sportlich und modern. Flacher Lenkwinkel, sehr langer Reach, tiefes Tretlager und ein super steiler Sitzwinkel. Auffällig ist auch der lange Radstand. Werte, die auch einem Enduro-Bike gut zu Gesicht stehen würden. Damit ist das Bike gewappnet für schwere Abfahrten. Durch das kurze Sitzrohr kann die Größe nach dem Reach - passend zu persönlichen Vorlieben - gewählt werden. In der Dämpferaufnahme gibt es zudem einen Flipchip, über den die Geometrie etwas angepasst werden kann.

EMTB-Messwerte im Überblick (Rahmengröße L)

  • Sitzrohrlänge: 433 mm
  • Radstand: 1285 mm
  • Reach: 493 mm
  • Stack: 644 mm
  • Lenkwinkel: 64 Grad
  • Sitzwinkel: 77,5 Grad
  • Kettenstrebenlänge: 448 mm

Die Ausstattung des Flyer Uproc X 2.10

  • Gabel / Dämpfer: SR Suntour Aion 36 / Rockshox Deluxe Select
  • Schaltung: Shimano Cues 11-fach, 34; 11–50 Zähne
  • Bremsen: Shimano MT420, 203/203 mm
  • Laufräder: Flyer-Naben, DT Swiss H552-Felgen
  • Reifen: Onza Porcupine TRC, 29 x 2,4'' / GRC 27,5 x 2,6''
  • Besonderheiten: Monkey-Link-Halterung für Frontlicht, haltbare Linkglide Kette und Kassette
Unter dem Vorbau sitzt eine Monkey-Link-Schnittstelle. Hier kann ein Frontlicht magnetisch angeklickt werden, das den Strom direkt aus dem Haupt-Akku bezieht.
Foto: Georg Grieshaber

Praxistest: So fährt sich das Flyer Uproc X 2.10

Schon beim ersten Aufsitzen spürt man die progressive Geometrie des neuen Uproc X. Der steile Sitzwinkel positioniert den Fahrer weit vorne im Bike, das gilt auch bei großem Stützenauszug. In der Ebene lastet recht viel Druck auf den Handgelenken, doch in steilen Anstiegen spielt die Position ihre Vorteile aus. Super kontrolliert klettert das Flyer technische Passagen empor. Motor, Traktion, Position – hier stimmt alles, im Uphill zeigt sich das Flyer sehr souverän.

Super kontrolliert klettert das Flyer technische Passagen empor. Motor, Traktion, Position – hier stimmt alles. Kein anderes Bike im Test ist im Uphill so souverän.Foto: Max FuchsSuper kontrolliert klettert das Flyer technische Passagen empor. Motor, Traktion, Position – hier stimmt alles. Kein anderes Bike im Test ist im Uphill so souverän.

Auch wenn sich der Trail ins Tal neigt, kann das Uproc X überzeugen. Der sehr lange Reach gibt viel Bewegungsspielraum und spannt den Fahrer sportlich übers Bike. Dank seines langen Radstands nimmt das Bike ruppige Geraden wie auf Schienen. Die Heckfederung arbeitet unauffällig, aber in jeder Situation souverän. Und das trotz des günstigen Dämpfers.

Die Stärken des Flyer Uproc X liegen klar bei Nehmerqualität und Laufruhe. Doch unhandlich fährt sich das Flyer nicht. Es lässt sich sogar recht lässig aufs Hinterrad oder in die Luft ziehen.Foto: Max FuchsDie Stärken des Flyer Uproc X liegen klar bei Nehmerqualität und Laufruhe. Doch unhandlich fährt sich das Flyer nicht. Es lässt sich sogar recht lässig aufs Hinterrad oder in die Luft ziehen.

Die Suntour-Gabel kann dem Hinterbau zwar nicht ganz folgen, macht ihre Sache aber solide. Nur bei schnellen Schlägen fehlt Komfort, das wird auf längeren Abfahrten schnell anstrengend. Dafür taucht die Gabel kontrolliert durch den Hub. Bei anderen Forken im günstigen Preissegment funktioniert das häufig weniger gut und bringt dann Unruhe in die Fahrt.

Und wenn Gabel und Bremsen die Downhill-Qualitäten auch leicht dämpfen: Die Stärken des Bikes liegen klar bei Nehmerqualität und Laufruhe. Unhandlich fährt sich das Flyer trotzdem nicht. Es lässt sich sogar recht lässig aufs Hinterrad oder in die Luft ziehen.

EMTB-Bewertung des Flyer Uproc X 2.10

Stärken

  • Sehr souveräne Klettereigenschaften
  • Hochwertiges und top-modernes Chassis
  • Sportliches Trail-Handling mit viel Laufruhe

Schwächen

  • Ausstattungsqualität nur mäßig
  • Motor klappert
Bergauf setzt das Bike die Bestmarke, auch im Downhill spielt es ganz vorne mit. Echte Schwächen sucht man vergebens, doch die Stärken liegen im Gelände, nicht auf seichten Touren.Foto: EMTB MagazinBergauf setzt das Bike die Bestmarke, auch im Downhill spielt es ganz vorne mit. Echte Schwächen sucht man vergebens, doch die Stärken liegen im Gelände, nicht auf seichten Touren.

Das EMTB Fazit

Das neue Flyer Uproc X ist ein fahrstarkes und sportliches All Mountain mit hoher Geländekompetenz. Überragend bergauf, super sicher bergab. Sportliche Trail-Biker sind hier richtig. Die günstige Ausstattung des Einstiegsmodells 2.10 beschneidet das Potenzial allerdings etwas. - Florentin Vesenbeckh, Ressortleiter Test und Technik beim EMTB Magazin
Florentin Vesenbeckh, Ressortleiter Test und Technik beim EMTB MagazinFoto: Max FuchsFlorentin Vesenbeckh, Ressortleiter Test und Technik beim EMTB Magazin

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