Adrian Kaether
· 12.07.2024
Bei Bikes ohne Motor war klar: Wer gerne fies bergab fuhr, kaufte ein All Mountain. Alle anderen waren mit den kletterstärkeren und oft spürbar leichteren Trail-Tourern besser bedient. Beim E-MTB schwindet der Gewichtsanteil der gemäßigten Bikes allerdings auf ein Minimum zusammen. Warum die Kategorie Tour trotzdem auch beim E-MTB weiterhin ihre Berechtigung hat? In einem Wort: Komfort!
All-Mountain-Bikes haben oft aggressivere Geometrien und weniger Alltagsnutzen. Und wer das mehr an Federweg sowieso nicht braucht, ist mit einem gemäßigteren Bike also oft besser bedient. Dass Tourer auch mit Motor sportlich sein können, zeigt der diesjährige Sieger in der Leserwahl: Das Canyon Neuron:On ist ein richtig komfortables Bike und bietet doch ein superpräzises Handling auf dem Trail. Ein verdienter Sieger und unser E-MTB Of The Year 2024 in der Kategorie Tour.
Mit dem neuen Neuron:On CF wagt Versender Canyon einen radikalen Schritt: Statt Alu gibt’s das neue Bike nur mit Carbon-Rahmen, statt Shimano und klassischer Akku-Entnahme gibt es einen Bosch-Antrieb und eine fest verbaute Batterie.
Zwar verprellen die Koblenzer mit der neuen Strategie vermutlich Teile ihrer Kundschaft. Das Bike selbst ist jedoch absolut gelungen: Schon die günstigsten Modelle sind mit einem Gewicht von 23 Kilogramm leicht für Bikes mit Boschs Smart System und 750er-Akku, die Fahreigenschaften sind toll ausbalanciert.
Auf flacheren Trails wirkt das Neuron:On agil und spritzig, bietet gemessen an den 140 Millimetern Federweg aber auch noch gute Reserven für schweres Gelände und begeistert mit seinem unkomplizierten Charakter sogar auf leichten Touren. Vier Ausstattungsvarianten stehen zur Wahl, die Preise liegen zwischen 4800 und 7000 Euro.
Canyon stellt mit dem Neuron:On CF ein ausgewogenes Bike mit moderner Geometrie, starken Fahrleistungen und wertiger Verarbeitung. Typisch Versender ist die wertige Ausstattung und das gute Preis-Leistungsverhältnis. Mit seinem definiert arbeitenden Fahrwerk richtet sich das Canyon eher an sportliche Trailbiker, eignet sich dank ausgewogenen Fahrleistungen und angenehmer Sitzposition aber auch exzellent für lange Touren. - Josh Welz, Chefredakteur EMTB Magazin
150 Millimeter Federweg, gemäßigte Geometrie, wartungsarme Pinion MGU (Einheit aus Motor und Getriebe) mit Riemen und sogar eine Freigabe für Kinderanhänger: Mit dem Vuca Evo AM wagt Bulls einen spannenden Spagat.
Das Bike will sowohl praktischer Alltagsbegleiter mit Rücklicht und Monkey-Link-Schnittstelle sein, als auch performantes All Mountain Bike. Für letzteres spricht auch der moderne Carbon-Rahmen mit aufwändiger Heckfederung und - wie das Bulls Vuca Evo AM 2 in unserem Test zeigte - auch sehr performanter Heckfederung.
Die bis zu 960 Wattstunden große Batterie und die funktionale Ausstattung zahlen ebenfalls auf das Haben-Konto des Allrounders ein. Besonders interessant ist das Top-Modell Evo AM 2 mit Fox Factory Fahrwerk und XT-Bremsen. Günstiger geht’s mit dem Evo AM 1, das ab 7499 Euro das bislang günstigste E-MTB-Fully mit Pinion MGU am Markt ist.
Mit Pinion-Antrieb und vielen durchdachten Alltags-Features ist das Vuca prädestiniert für vielseitigen Einsatz. Auch im Gelände gibt es eine gute Figur ab. Ein spritziger Trail-Spezialist ist das schwere Bike trotz top Fahrwerk und Ausstattung aber nicht. - Florentin Vesenbeckh, stellv. Chefredakteur & Testleiter EMTB Magazin
Mit dem Macina Scarp SX läutet der größte Fahrradhersteller Österreichs eine neue Ära ein. Waren die bisherigen E-MTBs aus Mattighofen eher gemütlich und auch etwas schwer, geht das Scarp SX den ganz anderen Weg.
Das fängt bei Boschs neuem und sportlich ausgelegtem Light Motor Performance SX an und hört erst bei der Sitzposition wieder auf. Optisch unverkennbar: Das Scarp SX orientiert sich an KTMs Racefully-Baureihe, bietet mit 140 Millimetern Federweg aber etwas mehr Komfort und Reserven bergab.
Das Gewicht ist mit 17,4 Kilogramm für die mittlere Ausstattung SX Prime sehr anständig. Erst recht, da der Akku ganz bequem nach oben aus dem Unterrohr entnommen werden kann. Wer mehr als dessen 400 Wattstunden will, kann auf den Range Extender Bosch Powermore mit weiteren 250 Wattstunden zurückgreifen. Das Macina Scarp SX gibt’s in drei Modellen, die UVPs liegen bei 6299, 8399 und 11.099 Euro.
Das KTM Macina Scarp SX ist ein cleverer Hybrid aus Racebike und Touren-Fully. Tolles, fluffiges Fahrwerk, gute, sportliche Geo und Sitzposition. Warum mit weniger Federweg fahren? Stimmig, spaßig und leicht. Ein starker Allrounder mit sehr gutem Motor und praktisch entnehmbarem Akku. - Florentin Vesenbeckh, stellv. Chefredakteur & Testleiter EMTB Magazin