E-Bikes sind nur Einheitsbrei? Von wegen. Zwar gelten bei der Konstruktion von Bikes mit Batterie strengere Normen als bei Bikes ohne Motor und das hemmt den Wildwuchs. Ungewöhnliche E-Bikes kleinerer und unbekannterer Marken und unkonventionelle Ideen gibt es aber trotzdem zuhauf. Wir haben die spannendsten Kandidaten gesammelt und zeigen in diesem Artikel ganz verschiedene Bikes, die doch Eines eint: Sie sind alle richtig eigenständig. Wir sollen diese oder andere Bikes mal testen? Dann macht unten bei unserer Umfrage mit!
Als einer der ersten Hersteller traute sich ausgerechnet Berria mit dem neuen Polini-Motor E-P3+ aus der Deckung. Die spanische Marke ist in deutschsprachigen Raum ziemlich unbekannt und bislang höchstens Rennradfahrern und Cross-Country-Bikern ein Begriff. Mit dem Mako Hybrid GT will Berria nun auch im E-MTB-Segment Gas geben. Die wichtigsten Eckpunkte: Laufräder in 29 Zoll, 150 Millimeter Federweg im Heck und ein klassisch entnehmbarer Akku. Die Batterie selbst kommt von Samsung und bietet 720 Wattstunden, der Polini-Motor gehört mit 90 Newtonmetern zu den kräftigeren E-Antrieben. Das Chassis des Mako ist bei allen Modellen aus Carbon und soll richtig leicht sein, mit einem Einstiegspreis ab 6899 Euro ist das Bike aber nicht gerade ein Schnäppchen.
Schon vor einigen Jahren sorgte Bianchi mit dem E-SUV für einen echten Hingucker. Das E-Vertic der italienischen Traditionsmarke wirkt dagegen fast zahm, setzt aber doch ganz eigene Akzente. Vor allem die stark geschwungene Form des Rahmens ist mindestens ungewöhnlich. Die Geometrie ist eher oldschool, Tourenfahrer könnten aber genau deswegen gefallen an Bianchis E-Vertic finden. In Sachen Antrieb setzt Bianchi mit Bosch übrigens auf bewährte Technik. Nur das Topmodell FX Type Pro hat 160 Millimeter Federweg, die normalen E-Vertic FX Type Modelle müssen mit 140 Millimetern Hub auskommen.
Wenn die thüringische Bike-Schmiede Crossworx etwas anpackt, dann wird’s etwas ganz besonderes. Das gilt auch für das erste E-Bike von Crossworx. Wobei das Trip 290 diesen Titel noch nicht beanspruchen kann: Denn bislang ist das handgeschweißte Alu-E-Bike, das auf der Eurobike zu sehen war, nur ein Konzept. Dafür ein richtig Spannendes. Mit Boschs Light-Motor SX setzt das Crossworx auf moderate Power zugunsten von Gewicht und Handling. Der Alu-Rahmen allein ist schon eher eine Seltenheit unter Light-E-MTBs. Zahnriemen und eine Zweigang-Nabe von Classified als einzige Schaltung sind dann richtig speziell. Wir sind schon gespannt, wie viele dieser Ideen es am Ende in das Serienrad schaffen werden.
Mit der neuen MGU von Pinion schlug das Konzept von Motor und Getriebeschaltung in einer Einheit richtig Wellen. Allerdings ist Pinion nicht der erste Anbieter mit dieser Idee am Markt. Der französische Hersteller Valeo bietet schon länger so ein Antriebssystem an, das wegen Größe und Gewicht nur bislang wenig Abnehmer fand. Einer davon ist die Kleinserien-Marke Ateliers HeritageBike, die Valeos 7-Gang Motor mit satten 130 Newtonmetern in ihrem E-MTB Altitude verbauen. Wo immer möglich setzen die Franzosen außerdem auf Teile aus französischer Produktion, selbst der Carbon-Rahmen stammt aus Frankreich. Das Styling ist übrigens - nicht zu übersehen - von klassischen Motorrädern inspiriert. Mit 11990 Euro ist der Preis für das einzige Modell exklusiv, die Ausstattung mit exotischem BOS-Fahrwerk und Getriebe-Motor passt aber gut dazu.
Erst kürzlich sorgte der slowenische Hersteller Kellys mit dem neuen Theos für Aufsehen: Das Bike soll das mit Shimanos EP801 Motor und 825 Wattstunden bei 20,6 Kilogramm das leichteste E-MTB seiner Klasse sein. Nicht minder exotisch ist aber das ganz neue Modell von Kellys: Das Theos R kommt mit dem kräftigen Panasonic-Motor GX Ultimate (95 Nm), den sonst vor allem Flyer verbaut. Anders als das exklusive Theos mit Shiamno-Motor und Carbon-Rahmen kommt das Theos R mit einem bezahlbareren Alu-Chassis, das von Robotern in der EU hergestellt wird. Die Kinematik mit zwei Wippen im Hinterbau und am Sitzrohr vorbei geführtem Dämpfer ist aber ebenso extravagant wie beim teuren Carbon-Bruder. Los geht’s schon ab 4599 Euro.
Wie auch Berria (s. o.) hat der spanische Hersteller Megamo eine lange Historie im Cross-Country-Sport, fasste im deutschsprachigen Raum aber nie so richtig Fuß. Mit ihren E-Bikes könnte sich das aber ändern. Denn Megamo bringt gleich zwei spannende Modelle: Das Full-Power E-MTB Crave mit Shimano-Antrieb und das superleichte Native, ein Trailbike mit TQ-Motor. Der leichte Vollcarbon-Rahmen und der fest verbaute Akku versprechen ein geringes Gewicht, TQs HPR 50 ein Fahrgefühl nah am unmotorisierten Bike und eine angenehme Geräuschkulisse. Die Linienführung des Native ist klar und modern, die Geometrie lässt mit einem Lenkwinkel von 65,5 Grad auf ein verspieltes Handling und Tourenqualitäten schließen. Für schnelle Abfahrten kann man das Bike aber per Flipchip etwas abflachen. Das Native gibt’s in gleich fünf Modellen von Mittelklasse bis High-End, los geht’s bei 6649 Euro.
Starker Motor, kurze Kettenstreben, leichter Carbon-Rahmen, ordentlich Akkupower: Der italienische Hersteller Olympia hat in Deutschland ganz klar Exoten-Status, das E-Hammer könnte auf der Wunschliste vieler Biker aber einige Punkte sammeln. Exotisch ist übrigens nicht nur die Marke selbst, auch der 90 Newtonmeter starke E-Motor von Oli mit 900 Wattstunden Akku ist eine echte Spezial-Lösung, die so nur Olympia verbaut. Das Bike hat 170 Millimeter Federweg und kommt mit 29 Zoll vorne und 27,5 Zoll hinten, Preise beginnen um 7500 Euro.
Es gibt solche Marken, die im eigenen Land Kult sind, darüber hinaus aber kaum Relevanz haben. Orange ist genau so eine Marke. Statt Carbon gibt’s hier Alu mit auffälligen Schweißnähten, statt komplexer Hinterbau-Systeme kommen die Bikes von Orange ausnahmslos immer mit einem vermeintlich simplen Eingelenker. Mit dem Patriot belebt die Marke nun einen der kultigsten Namen der Firmengeschichte wieder. Ursprünglich war das Patriot das Downhill-Bike des Rennteams. Das neue Patriot EPO bietet jetzt üppige 170 Millimeter Federweg und kommt mit Mullet-Laufradmix und bewährtem Bosch CX Antriebssystem. Die einzige Ausstattungsvariante kostet in Deutschland sportliche 9500 Euro.
Schon das Voima von Pole hat uns im Test richtig umgehauen. Aus dem Vollen gefräst zog es im Bikepark die Blicke auf sich und lieferte mit brachialem Federweg und extremer Geometrie eine Bergab-Performance, die wir so von einem E-MTB noch nicht kannten. Das neue Sonni setzt da nochmal einen Drauf: Auf Wunsch noch mehr Federweg, noch krassere Geo. Die logische Konsequenz kann nur sein: Noch mehr Bergab-Potenz als beim Voima. Wer den Mumm dazu hat, braucht hier vermutlich auch auf den härtesten Downhill-Strecken der Welt nur noch vor der Kurve die Bremse.
Schon die ersten Bikes, die Unno-Gründer und Fahrwerks-Papst Cesar Rojo vor vielen Jahren gebaut hat, waren echte Kunstwerke. Aufwändig gewebtes Sichtcarbon, garniert mit exotischen Öhlins-Teilen und einer limitierten Stückzahl. Fast zu schade für den Geländeeinsatz. Seiner Linie bleibt Downhill-Konstrukteur Rojo auch bei den neuesten Bikes von Unno treu. Das exklusivste Modell aus Barcelona ist das E-Bike Mith. Der hohe Sitzdom und das Hinterbau-Design mit der scheinbar einteiligen Schwinge sind typisch und wie bei den Unno-Bikes ohne Motor. Das Bosch-System mit CX Race und 750 Wattstunden ist bewährte Technik und sollte das Mith schnell auf den Berg bringen. 160 Millimeter Federweg im Heck und eine aggressive Geometrie garantieren Fahrspaß bergab. Kostenpunkt: In Anbetracht der Exklusivität erstaunlich faire 9195 Euro. Das Topmodell kostet mit 14895 Euro etwa so viel wie die Top-Modelle bei Specialized, Santa Cruz, Trek und Co..