In nur drei Jahren von ersten Schweißversuchen im eigenen Kellerabteil zu einer etablierten Manufaktur im Gravity-Sektor – das bringt die Erfolgsgeschichte der beiden Crossworx-Gründer Chris Reichling und Kevin Dewinski auf den Punkt. Doch wie konnten sich die Newcomer aus Thüringen derart schnell auf dem hart umkämpften Markt etablieren? Sieht man sich unser Dash 290 genauer an, fällt die Antwort leicht: Unser Testbike strotzt vor individuellen Lösungen.
Das fängt an beim abgestützten Eingelenker-Hinterbau. Die Anlenkung platzieren die Entwickler unterhalb des Dämpfers, was einen sehr tiefen Schwerpunkt ermöglicht. Doch die eigenständige Kinematik ist nicht das einzige Charaktermerkmal, mit dem sich das Crossworx Dash vom Großteil anderer Mountainbikes abhebt. Auch das Qualitätssiegel „Made in Germany“ können sich nur wenige Hersteller ans Revers heften. Zudem legt das Team bei der Herstellung großen Wert auf Nachhaltigkeit. So werden nicht nur die Alu-Rohre in Rudolstadt zusammengebrutzelt, auch die Frästeile stammen aus der Region.
Gleiches gilt für die Zulieferer: Auch hier sind kurze Lieferketten das oberste Gebot. Magura, Newmen, Bike Yoke – ein Blick auf die Ausstattungsliste zeigt, dass die Komponenten des Dash zum Großteil von deutschen Firmen stammen. Doch damit nicht genug. Ein geschultes Auge erkennt schon beim ersten Blickkontakt die außergewöhnliche Geometrie des Dash 290. So gehören die knapp 79 Grad des Sitzwinkels zu den steilsten Werten, die wir in unserem Labor je erfasst haben. In einer Zeit, in der lange und flache Geometrien den Markt dominieren, sticht auch der vergleichsweise steile Lenkwinkel hervor.
Crossworx bewirbt das Dash 290 als Enduro. Die 36er-Fox-Federgabel mit 160 Millimeter Federweg, der Float-X-Dämpfer sowie die leichte Maxxis-Reifen-Kombi sprechen aber eher die Sprache eines All Mountains. Wie kommt’s? Jeder Kunde kann bei den Thüringern selbst entscheiden, ob er das Dash als All Mountain oder als Enduro spezifizieren möchte. Der Online-Konfigurator macht’s möglich. Und für diesen Traum-Bike-Test wurde uns die Light-Variante zur Verfügung gestellt. Zum Glück, denn die etwas zahmere Ausstattung betont den quirligen Charakter des Bikes.
Den Grundstein für das gelungene Handling legt Crossworx mit der Geometrie. Aus dem Zusammenspiel von hoher Front, tiefem Tretlager und kurzem Reach ergibt sich ein sehr tiefer und zentraler Schwerpunkt – die perfekte Ausgangslage, um das Bike locker aus der Hüfte zu fahren. Der eher steile Lenkwinkel tut sein Übriges und verwandelt jedes Zucken am Lenker in präzise Richtungswechsel auf dem Trail.
Erstaunlich: Durch die hohen Anti-Rise-Werte des Hinterbaus zieht sich das Heck unter Bremseinflüssen in den Federweg, anstatt auszufedern. So bleibt die Geometrie auch beim Verzögern erhalten und das Dash somit selbst auf steilen Trails super zu handeln. Mit einem sicheren Händchen an der Lenkung carvt das Crossworx wie auf Slalom-Ski gen Tal. Das Fahrwerk leistet dabei ganze Arbeit: super Traktion, gute Nehmerqualitäten und eine ordentliche Portion Gegenhalt gegen Ende des Federwegs. Besonders viel Lob erntet aber auch die Geräuschkulisse am Dash. Egal wie hart die Schläge einprasseln, das Bike macht keinen Mucks.
Davon abgesehen punktet das Crossworx aber auch im Uphill. Der extrem steile Sitzwinkel platziert den Fahrer sehr kurz und ungewöhnlich weit vorn im Bike. Gepaart mit den langen Kettenstreben und dem steilen Lenkwinkel klettert es selbst technische Trails sicher empor. In der Ebene lastet durch die Maße allerdings sehr viel Druck auf den Handflächen. Nichts für lange Tretpassagen. Auch das üppige Gesamtgewicht macht nur bedingt Lust auf lange Touren.
Das Crossworx Dash 290 gehört in diesem Light-Spec zwar nicht zu den schnellsten Enduros, dafür aber zu den spaßigsten. Der außergewöhnliche Geometrieansatz und das gelungene Fahrwerk verwandeln jeden Trail in eine Spielwiese. Die Verarbeitung überzeugt ebenfalls auf ganzer Linie.