Canyon Spectral CF7 im TestMehr All Mountain Bike für weniger Geld

Jan Timmermann

 · 21.10.2024

Der Preis fürs Canyon Spectral CF7 ist heiß. Im Test zeigt sich, ob auch die Fahrleistung überzeugen kann.
Foto: Max Fuchs
Seit vielen Jahren ist das Canyon Spectral ein Dauergast bei diversen BIKE-Tests. Das All Mountain Fully wird so stark nachgefragt, wie kaum ein zweites. Wir wollten herausfinden, was das neuste Modell so erfolgreich macht und fühlten dem Canyon Spectral CF7 gehörig auf den Zahn.

Das Canyon Spectral verkauft sich, wie Klopapier zu Corona-Zeiten. Vor allem die Ausstattungsvariante CF7 steht hoch im Kurs. In unserer Test-Serie zu aktuellen Topseller-Bikes nehmen wir die Erfolgsstrategie von auffallend stark nachgefragten Modellen auseinander. Auf die neuste Ausbaustufe des All Mountain Klassikers Spectral waren wir besonders gespannt. Viel kann man mit einem so bewährten Rad, wie dem Spectral mit Shimano-SLX-Ausstattung, eigentlich nicht verkehrt machen. Das denken sich scheinbar viele All-Mountain-Biker und drücken dutzendfach auf den Kauf-Button.

Das Canyon Spectral CF7 erweckt nicht den Eindruck, als würde es nur 3399 Euro kosten.Foto: Max FuchsDas Canyon Spectral CF7 erweckt nicht den Eindruck, als würde es nur 3399 Euro kosten.

>> Einen Überblick über die 4 Topseller-MTB im Test bekommt ihr hier: Cube, Canyon, Santa Cruz & Scott: Topseller-MTBs im Test


Dank Direktversender-Konzept prangt zudem ein attraktives Preisschild von 3399 Euro unter dem Canyon Spectral CF7 - und das trotz zahlreicher Features. Carbonrahmen, Unterrohr-Staufach und längenverstellbare Dropper-Post sind erst der Anfang. Ein Flip-Chip passt die Geometrie an, ein zweiter lässt die Wahl zwischen Mullet-Bereifung oder Full-Twentynine. Dazu gibt's das exklusive K.I.S.-System zur Stabilisierung der Lenkung. Zwei in den Rahmen integrierte Federn zentrieren die Steuerzentrale nach jeder Lenkbewegung. Die Stärke ist einstellbar. Beim Verhältnis von Technologie zu Preis macht dem Spectral so schnell Niemand etwas vor. Ob sich das auch positiv auf die Fahreigenschaften auswirkt?

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Über diesen Schieberegler am Oberrohr lässt sich die Stärke des K.I.S.-Systems einstellen. In unserem Test konnten wir vor allem bergab Vorteile ausmachen. Bergauf wirkt das Helferlein ungewohnt.Foto: Max FuchsÜber diesen Schieberegler am Oberrohr lässt sich die Stärke des K.I.S.-Systems einstellen. In unserem Test konnten wir vor allem bergab Vorteile ausmachen. Bergauf wirkt das Helferlein ungewohnt.Das Canyon Spectral kommt aus einer altbewährten Modellfamilie. Die Ausstattungsvariante CF7 kommt mit Vollcarbonrahmen.Foto: Max FuchsDas Canyon Spectral kommt aus einer altbewährten Modellfamilie. Die Ausstattungsvariante CF7 kommt mit Vollcarbonrahmen.

Details zum Canyon Spectral CF7

  • Einsatzbereich: All Mountain
  • Federweg: 150 / 140 mm
  • Laufradgröße: 29 / 27,5” (Mullet)
  • Rahmenmaterial: Carbon
  • Gewicht: 15,1 kg
  • Preis: 3399 Euro
  • Vertriebsweg: Direktversand
  • Garantie: 6 Jahre
  • Maximales Systemgewicht: 120 Kilo
  • Besonderheiten: K.I.S.-Lenkstabilisator, zwei Flip Chips, Staufach
Variabel zum ersten: Über den Flip-Chip am Hinterbau lässt sich das Canyon Spectral entweder Mullet oder mit 29 Zoll Hinterrad fahren.Foto: Max FuchsVariabel zum ersten: Über den Flip-Chip am Hinterbau lässt sich das Canyon Spectral entweder Mullet oder mit 29 Zoll Hinterrad fahren.Variabel zum zweiten: Ein weiterer Flip-Chip erlaubt Feintuning bei der Geometrie.Foto: Max FuchsVariabel zum zweiten: Ein weiterer Flip-Chip erlaubt Feintuning bei der Geometrie.

Ausstattung

  • Gabel: Fox Float 36 Rhythm
  • Dämpfer: Fox Float X
  • Schaltung / Bandbreite: Shimano SLX / 510 %
  • Bremsen: Shimano SLX / 203/203 mm
  • Laufräder: DT Swiss M1900
  • Reifen: Maxxis Minion DHR II 3C Maxxterra Exo/Exo+ TR, 29/27,5 x 2,40
  • Sattelstütze / Hub: Canyon G5 / 200 mm
Ein vollwertiger Shimano SLX Antrieb sorgt für zuverlässige, mechanische Gangwechsel.Foto: Max FuchsEin vollwertiger Shimano SLX Antrieb sorgt für zuverlässige, mechanische Gangwechsel.Eine kleine Kettenführung hält den Antriebsstrang am Canyon Fully in Position.Foto: Max FuchsEine kleine Kettenführung hält den Antriebsstrang am Canyon Fully in Position.

Das Canyon Spectral CF7 im Praxis-Test

Durch den langen Hauptrahmen spannt das Canyon Spectral seinen Piloten in eine sportliche Sitzposition. Etwas entschärft wird die Länge durch die kurze, hohe Front. In sehr steilen Kletterpassagen gibt es souveränere Bikes als das Spectral mit seinem kompakten Heck. Hier zeigen sich dann auch die Schattenseiten des K.I.S.-Systems. Bei ohnehin geringem Druck auf dem Vorderrad widersetzt sich der Stabilisator den intuitiven Micro-Adjustments am Lenker und sorgt für ein ungewohntes Handling, mit dem sich nicht alle Tester anfreunden konnten. Auch, wenn der Spectral-Hinterbau sich mit hoher Antriebsneutralität und Traktion keine Blöße gibt: Wer größere Touren-Ambitionen hat, sollte sich das weniger extreme Canyon Neuron anschauen.

Solange es bergab geht, ist das 15,1 Kilo schwere Canyon Spectral CF7 in seinem Element. Gemäßigte Touren gehören nicht zu seinen Stärken.Foto: Max FuchsSolange es bergab geht, ist das 15,1 Kilo schwere Canyon Spectral CF7 in seinem Element. Gemäßigte Touren gehören nicht zu seinen Stärken.Canyon spezifiziert den preiswerten Alu-Laufradsatz DT Swiss M1900. Vorne gibt’s ein 29 Zoll Laufrad, hinten ist ein Rad mit 27,5 Zoll Durchmesser verbaut.Foto: Max FuchsCanyon spezifiziert den preiswerten Alu-Laufradsatz DT Swiss M1900. Vorne gibt’s ein 29 Zoll Laufrad, hinten ist ein Rad mit 27,5 Zoll Durchmesser verbaut.

Im Talschuss wird der Fahrer sehr gut ins Chassis des Canyon Spectral CF7 integriert, steht souverän hinter der erhöhten Kommandozentrale und profitiert von den hohen Sicherheitsreserven des radikalen Geo-Konzeptes. Dank langem Vario-Hub bleibt auch in Steilpassagen viel Bewegungsfreiheit über dem Bike. K.I.S. unterstützt vor allem in offenen Kurven bei mittleren bis hohen Geschwindigkeiten unauffällig die Linientreue. In der mittleren Einstellung bleibt der spürbare Effekt aber im Hintergrund.

Die Shimano SLX Scheibenbremse mit vier Kolben besitzt eine anständige Bremskraft. Die Ice-Tech-Bremsbeläge neigen aber zum Klappern.Foto: Max FuchsDie Shimano SLX Scheibenbremse mit vier Kolben besitzt eine anständige Bremskraft. Die Ice-Tech-Bremsbeläge neigen aber zum Klappern.Die Leitungen laufen am Canyon Spectral klassisch durchs Steuerrohr ins Rahmeninnere.Foto: Max FuchsDie Leitungen laufen am Canyon Spectral klassisch durchs Steuerrohr ins Rahmeninnere.

Deutlich präsenter ist da der ausladende Reach-Wert. Das Canyon verträgt eine Menge Speed, wirkt dank kurzer Kettenstreben in Engstellen trotzdem nicht träge und glänzt insgesamt mit einem sehr stimmigen Handling. Dazu verwöhnt das Heck mit Grip und Gegenhalt. Gefällig lässt sich der Hinterbau an Sprüngen abdrücken und durch Kurven pushen ohne wegzusacken. Gegenüber dazu fällt die einfache Fox Rhythm deutlich ab. Ihr undefiniertes Ansprechverhalten können die rudimentären Einstelloptionen nicht kompensieren. Bei der Gabel liegt das gewichtigste Argument eine Modellvariante höher zu shoppen.

In der günstigen Rhythm-Ausführung konnte uns die Fox 36 nicht überzeugen und bildet die Schwachstelle in der Ausstattungsliste des Canyon Spectral CF7.Foto: Max FuchsIn der günstigen Rhythm-Ausführung konnte uns die Fox 36 nicht überzeugen und bildet die Schwachstelle in der Ausstattungsliste des Canyon Spectral CF7.Die Front des Canyon Fullys baut hoch. In steilen Abfahrten bringt das viel Sicherheit. Sportliche Fahrer sollten die Spacer umbauen.Foto: Max FuchsDie Front des Canyon Fullys baut hoch. In steilen Abfahrten bringt das viel Sicherheit. Sportliche Fahrer sollten die Spacer umbauen.Die Sitzposition des Canyon Spectral kommt ohne Extreme aus.Foto: BIKE-MagazinDie Sitzposition des Canyon Spectral kommt ohne Extreme aus.Das BIKE-Spinnendiagramm macht deutlich: Das Canyon Spectral CF7 bietet viel Bike fürs Geld. Bei über 15 Kilo gibt es allerdings spritzigere All Mountain Bikes.Foto: BIKE-MagazinDas BIKE-Spinnendiagramm macht deutlich: Das Canyon Spectral CF7 bietet viel Bike fürs Geld. Bei über 15 Kilo gibt es allerdings spritzigere All Mountain Bikes.

Das neue BIKE-Spinnendiagramm gibt einen Überblick über die Stärken und Schwächen des Canyon Spectral CF7. Uphill, Spieltrieb, Downhill bezieht sich auf das Fahrverhalten: Je größer der Ausschlag, desto besser die Eignung. Ausstattung: setzt sich aus unterschiedlichen Punkten, wie Qualität/Verarbeitung, Usability, Flaschenhaltervolumen, Sattelversenkbarkeit, zusammen. Vortrieb: Einfluss vom Gesamtgewicht und Laufradträgheit.

Vorbildlich: Die hauseigene Canyon Dropper-Post bietet bis zu 230 Millimeter Vario-Hub. Der Verstellweg lässt sich werkzeuglos reduzieren.Foto: Max FuchsVorbildlich: Die hauseigene Canyon Dropper-Post bietet bis zu 230 Millimeter Vario-Hub. Der Verstellweg lässt sich werkzeuglos reduzieren.Im Handumdrehen ist der Verstellbereich der Variostütze am Canyon Spectral auf die gewünschte Länge gebracht.Foto: Max FuchsIm Handumdrehen ist der Verstellbereich der Variostütze am Canyon Spectral auf die gewünschte Länge gebracht.

Aus dem Testlabor

BIKE betreibt einen beispiellosen Aufwand zur Vermessung von Mountainbikes. Im Testlabor nehmen wir nicht nur unsere eigene Geometrie-Vermessung vor, sondern ermitteln auch die Seitensteifigkeit des Rahmens getrennt für das vordere Rahmendreieck inklusive der verbauten Gabel (vorne) und dem Hinterbau (hinten). Das Gesamtgewicht versteht sich ohne Pedale, das Laufradgewicht pro Satz mit Reifen, Kassette und Bremsscheiben. Für den Messwert der Laufradträgheit gilt: je niedriger, desto leichter zu beschleunigen.

  • Gesamtgewicht: 15,10 kg ohne Pedale
  • Gewicht Laufräder: 5335 g
  • Laufradträgheit: 3967 kg x cm²
Mit Exo+-Karkasse bietet der Maxxis Minion DHR II am Hinterrad einen angemessenen Pannenschutz.Foto: Max FuchsMit Exo+-Karkasse bietet der Maxxis Minion DHR II am Hinterrad einen angemessenen Pannenschutz.Nicht nur die Power, sondern auch die Ergonomie der Shimano SLX Bremsen überzeugen.Foto: Max FuchsNicht nur die Power, sondern auch die Ergonomie der Shimano SLX Bremsen überzeugen.Schön zu sehen: Das neue Canyon Spectral bietet einen Haufen Features und eine hohe Servicefreundlichkeit.Foto: BIKE-MagazinSchön zu sehen: Das neue Canyon Spectral bietet einen Haufen Features und eine hohe Servicefreundlichkeit.Canyon verbaut am All Mountain Fully G5-Komponenten aus eigenem Haus, wie diesen kurzen Toploader-Vorbau.Foto: Max FuchsCanyon verbaut am All Mountain Fully G5-Komponenten aus eigenem Haus, wie diesen kurzen Toploader-Vorbau.Ein dicker Kettenstrebenschutz bewahrt den Carbonrahmen vor Beschädigungen.Foto: Max FuchsEin dicker Kettenstrebenschutz bewahrt den Carbonrahmen vor Beschädigungen.Das Canyon Fully besitzt laut BIKE-Messungen eine sehr ausgewogene Rahmensteifigkeit.Foto: BIKE-MagazinDas Canyon Fully besitzt laut BIKE-Messungen eine sehr ausgewogene Rahmensteifigkeit.Die Handhabung des Plastik-Verschlusses fürs Staufach ist etwas fummelig, die Öffnung klein. Das bekommen andere Hersteller besser hin.Foto: Max FuchsDie Handhabung des Plastik-Verschlusses fürs Staufach ist etwas fummelig, die Öffnung klein. Das bekommen andere Hersteller besser hin.Eine 600-Milliliter-Trinkflasche passt in den Canyon-Rahmen.Foto: Max FuchsEine 600-Milliliter-Trinkflasche passt in den Canyon-Rahmen.BIKE-Messung der Geometrie am Canyon Spectral CF7.Foto: BIKE-MagazinBIKE-Messung der Geometrie am Canyon Spectral CF7.Vor Dreck wird der Drehpunkt durch diese doppellagige Flappe geschützt.Foto: Max FuchsVor Dreck wird der Drehpunkt durch diese doppellagige Flappe geschützt.Unter dem Oberrohr findet sich ein Montagepunkt für einen Ersatzschlauch oder zusätzliches Werkzeug.Foto: Max FuchsUnter dem Oberrohr findet sich ein Montagepunkt für einen Ersatzschlauch oder zusätzliches Werkzeug.

Fazit zum Canyon Spectral CF7

In dieser Variante präsentiert sich das Canyon Spectral eher als spaßiges Mini-Enduro statt als Alleskönner-All-Mountain. K.I.S. ist ein zweischneidiges Schwert. Von Handling und Hinterbau können sich auch teurere Bikes eine Scheibe abschneiden. Einziger echter Dealbreaker: die sumpfige Federgabel.- Jan Timmermann, BIKE-Testredakteur

Pro

  • detailreicher Carbonrahmen
  • sicheres Handling bergab mit dezenter Unterstützung durch K.I.S.
  • gut funktionierender Hinterbau

Contra

  • schwache Federgabel
  • K.I.S. wirkt bei kleinen Lenkbewegungen bergauf wenig intuitiv
BIKE-Testredakteur Jan TimmermannFoto: Miha MatavzBIKE-Testredakteur Jan Timmermann

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