Florentin Vesenbeckh
· 22.09.2025
Mit dem Neuron:On AL 9 hat Canyon ein E-Fully im Programm, das trotz Aluminium-Rahmen und zahmer Touren-Auslegung vergleichsweise leichtfüßig daherkommt. Rund 25 Kilogramm stehen auf der Waage – ein guter Wert für ein Bike mit großem 800-Wh-Akku und Bosch Performance CX-Motor. Zumal das teuerste Alu-Neuron mit 5499 Euro preislich völlig im Rahmen bleibt. Wir haben getestet, ob der Allrounder aus Koblenz seinen Preis Wert ist.
Das Canyon Neuron:On AL 9 kombiniert einen modernen Alurahmen mit ausgewogenem Trail-Layout und 145 mm Hinterbau- sowie 150 mm Frontfederweg. Im Unterrohr sitzt ein Bosch PowerTube 800 Wh Akku, der leicht und schnell entnommen werden kann. Für Schub sorgt der bewährte Bosch Performance Line CX Motor, der nach dem neuesten Software-Update bis zu 100 Nm Drehmoment liefert.
Canyon spielt als Direktversender seinen Preisvorteil aus. Beim Fahrwerk, den Laufrädern und den Bremsen greifen die Koblenzer etwas höher ins Regal, als die meisten Konkurrenten in dieser Kategorie und Preisklasse. Besonders bemerkenswert: die elektronische Funk-Schaltung von SRAM, die in dieser Preisklasse eine echte Rarität ist. Dazu kommt dasKiox-400-Display mit Navigationsfunktion, das für Tourenfahrer ein klares Plus darstellt.
Die elektronische SRAM S-1000 Eagle Transmission mit 12 Gängen sticht in der Ausstattungsliste besonders heraus. Die funkschaltung benötigt am Canyon allerdings einen separaten Akku, den man im Auge behalten muss. Auch bei den Bremsen greift Canyon zu Sram: DB8 Stealth Vierkolben-Bremsen mit großen 200-mm-Scheiben vorne wie hinten sorgen für ordentliche Verzögerung.
Beim Fahrwerk setzt Canyon auf eine RockShox Lyrik Base und einen Deluxe Select Dämpfer – eine solide Kombination für Trail- und Toureneinsätze. Abgerundet wird das Paket durch DT Swiss H1900 Laufräder mit Schwalbe Magic Mary und Hans Dampf Reifen. Am Hinterrad liegt hier der Fokus auf guten Rolleigenschaften auf Flachpassagen. Mit Bosch Kiox-400 Display samt Navigationsfunktion und Dropper Post ist das Neuron:On zudem alltags- wie trailtauglich ausgestattet.
Auf dem Neuron sitzt man angenehm aufrecht und komfortabel – perfekt für lange Touren und entspannte Forstwege. Weniger Druck auf den Händen macht sich gerade auf flachen Passagen positiv bemerkbar. In sehr steilen und technischen Uphills verlangt das Neuron allerdings nach mehr aktiver Steuerarbeit, um die Spur zu halten. Denn hier kann das Vorderrad schonmal den Druck verlieren. Dank seiner langen Kettenstreben macht sich das aber erst in wirklich schweren Passagen wirklich negativ bemerkbar. Bis dahin klettert das Neuron:On AL 9 absolut solide und unkompliziert.
In Abfahrten punktet das Bike mit leichtfüßigem, intuitivem Handling. Es flubbert geschmeidig über Hindernisse und bleibt trotz des hohen Gewichts überraschend handlich. An seine Grenzen stößt es bei sehr schnellen, harten Trails: Hier geht dem Hinterbau eher die Luft aus, denn er gibt seinen Hub bereitwillig frei. Große Sprünge oder extreme Schläge liegen nicht im Kern seiner Stärke. Dafür generiert das Heck auch bei langsamer Fahrt viel Traktion und komfort. Das Neuron:On AL ist weder Downhill-Extremo noch ultimativ quirliger Trail-Flitzer. Es trifft mit seinem angenehmen Handling genau die richtige Mischung dazwischen. Dadurch ist es leicht zu beherrschen und für viele Biker ein unkompizierter Begleiter.
Das Canyon Neuron:On AL 9 ist ein komfortorientierter Allrounder, der sowohl Alltagseinsätze als auch Trail-Touren souverän meistert. Seine moderne Ausstattung, das passable Gewicht und die komfortable Sitzposition machen es zu einer attraktiven Wahl für Fahrer, die Vielseitigkeit und Preis-Leistungs-Verhältnis schätzen – auch wenn es im extremen Gelände nicht die dicksten Reserven bietet. - Florentin Vesenbeckh, stv. Chefredakteur BIKE Magazin