Florentin Vesenbeckh
· 30.07.2024
Das Cannondale Moterra ist ein Klassiker unter den E-Mountainbikes mit Bosch-Motor. In der aktuellsten Ausbaustufe gibt es das Bike mit Carbon-Rahmen und wahlweise als All Mountain (hier im Test) oder hubstarkes Enduro (hier im Test). Unter 6000 Euro bietet Cannondale das Moterra mit Alu-Rahmen an. Die Eckdaten des Bikes: 150 Millimeter Federweg und 29er-Laufräder. Damit ist der Silberpfeil ein klassisches Allrounder für Tour, Trail und Alltag. Durch das Alu-Chassis sparen die Amerikaner Budget. So bleibt selbst in der Preisklasse unter 6000 Euro Geld für den großen 750er-Bosch-Akku übrig, der das Moterra 3 zu einer überragenden Reichweite schiebt. Das Moterra sichert sich damit den Bestwert in unserem Vergleichstest, lange Touren können kommen. Manch anderer Hersteller verbaut in dieser Preisklasse nur den kleineren Powertube 625.
Doch Alu-Chassis und Riesen-Akku drücken aufs Gewicht. Mit 25,5 Kilo ist das Cannondale Moterra schwerer als die Konkurrenz in dieser Preisklasse. Und das trotz gemäßigter Ausstattung. RockShox’ Yari-Gabel, ein zahm profilierter Rekon-Reifen mit dünner Karkasse und mäßigem Pannenschutz – hier stehen die Zeichen eher auf Touren im leichten Gelände. Leider ist auch die Wertigkeit der Komponenten gemessen am Preis eher unterdurchschnittlich.
Die etwas gemäßigtere Auslegung des Moterra 3 ergibt aber durchaus Sinn. Denn für sportlichen Trail-Einsatz hat Cannondale das superleichte und auf Trails und Abfahrten spezialisierte Moterra SL mit Shimano EP801 im Einsatz. Mit unter 20 Kilo gehört dieses Bike zu den aller leichtesten Full-Power-E-Bikes am Markt. Das klassische Moterra bedient dagegen eher das günstige Segment und passt gut zu einem tourenorientierten Einsatz.
Durchdachte Details wie der Ladeport und das wertige Akku-Cover auf, das klapperfrei und sauber am Unterrohr sitzt, fallen entsprechend positiv auf. Außerdem gibt es viele Anschraubpunkte für Zubehör bis hin zu Seitenständer, Gepäckträger und Schutzblechen und auch einen zweiten Flaschenhalter. Der externe Geschwindigkeitssensor mit Speichenmagnet wirkt hingegen altbacken.
Der dynamische Bosch Performance Line CX sitzt etwas gedreht im Moterra, damit die lange Batterie auch in den kleinen Größen davor passt. Der 750er-Powertube ist mit einem Schloss gesichert und kann zur Entnahme unkompliziert nach vorne herausgeklappt werden. Dazu gibt’s ein Kiox-Display und die LED Remote zur Bedienung.
Die Kombi aus Bosch-Motor und Powertube 750 erzielt in unseren standardisierten Reichweitentests regelmäßig Bestwerte. Nur Bikes mit riesigen 900er-Akkus wie Canyons Spectral:On können die Werte der großen Bosch-Kombi noch deutlich toppen.
Die Geometrie des Moterra ist auf gutmütiges Fahren getrimmt. Der Reach ist modern lang, die Kettenstreben sind mit 454 mm eher ausladend. Das resultiert in einem langen Radstand – trotz eher steilem Lenkwinkel. Die Sitzposition ist ausgewogen und funktioniert im Flachen ebenso wie in steilen Anstiegen gut.
Lange Touren sind eher das Metier des Cannondale als schwere Trail-Runden. Das machen schon allein die Reifen klar. Der seicht profilierte Maxxis Rekon am Hinterrad besticht mit guten Rolleigenschaften, hat aber nur mäßig Grip und Pannenschutz. Die Sitzposition ist ideal für lange Ausfahrten. Die Last ist ausgewogen über die Kontaktpunkte verteilt, so schlafen auch auf langen Flachstücken nicht die Hände ein. In Kombination mit dem dickem Bosch-Akku geht Bike und Biker also nicht so schnell die Puste aus.
An steilen Stichen kann man bequem im Sattel sitzen bleiben, denn das Vorderrad behält unproblematisch Bodenkontakt. Nur für sehr technische Klettereien würde man gerne zentraler sitzen. Ähnliche Charakterzüge zeigt das Moterra auch bergab. Bei gemäßigter Fahrweise gibt es eine gute Portion Fahrsicherheit, um auch schwere Trails locker anzugehen. Und das eher straffe und definierte Fahrwerk macht auch eine härtere Gangart gut mit und hält Reserven für grobe Schläge bereit. Doch allzu sehr will man dem Moterra dennoch nicht die Sporen geben. Das liegt zum einen an Reifen und Bremsen, zum anderen an der wenig im Bike integrierten Fahrposition.
Mit massig Reichweite, gutmütigem Handling und angenehmer Sitzposition ist das Moterra 3 ein kompetenter Tourenpartner. Anbaumöglichkeiten für Schutzbleche, Ständer und Gepäckträger punkten auch im Alltagseinsatz. Die Ausstattung ist mäßig und im harten Gelände gibt es stärkere E-Mountainbikes. - Josh Welz, Chefredakteur EMTB Magazin