Viele Features sollen es sein? In dieser Disziplin ist das neue Sonic AM von Bulls kaum zu überbieten. Denn hier ist wirklich alles dran, was man auf dem Trail und im Alltag braucht. Integrierte Rücklichter sichern den Heimweg bei Dunkelheit ab, der im Steuerrohr versteckte Frontscheinwerfer dreht sich mit der Lenkrichtung mit. Zwar ist er nicht übermäßig hell, aber für Feldwege ohne Straßenlaternen reicht’s allemal. Wer mehr Leuchtkraft braucht, klipst einfach eine stärkere Lampe an die Monkey-Link-Schnittstelle vor dem Lenker an. Per SP-Connect-Standard kann sonst hier ein Handy transportiert und sogar induktiv geladen werden. Unter dem Oberrohr ist ein minimalistisches Tool immer greifbar, Ausstattungs-Highlight ist das Trail-ABS von Bosch.
Im Bulls arbeitet der neue Bosch Performance Line CX (hier im Test) der aktuell bis zu 85 Newtonmeter und 600 Watt leistet. Bosch hat aber schon ein Firmware Update angekündigt, dass die Leistung bis auf 750 Watt und 100 Newtonmeter anheben könnte. Eine Menge für ein E-MTB! Da ist es passend, dass Bulls auf den ausdauernden 800er Akku setzt. Das Sonic AM ist rund um die Monkey Link Schnittstelle vor dem Vorbau konzipiert - hier kann ein Handy per SP-Connect-Standard eingeklickt und mit der richtigen Hülle sogar induktiv geladen werden. Ein klassisches Display gibt’s daher nicht, nur die minimalistische Kombination aus Mini-Remote und System-Controller.
Mit seinen vielen SUV-Features ist das Sonic schon umfangreich ausgerüstet. Das heißt aber auch: Für klassische Teile wie Fahrwerk und Schaltung bleibt etwas weniger Geld. Immerhin: Die Suntour Zeron Gabel mit Bulls Label funktionierte in unserem Test weitgehend anständig (s. u.). Die Shimanos Cues Schaltung ist auf Haltbarkeit gepolt und damit speziell am E-MTB eine gute Wahl. Die Reifen kommen in der günstigen Performance-Version, die Tele-Stütze bietet nur 145 mm Hub.
Puristen könnten angesichts der umfangreichen Ausstattung die Nase rümpften. Bei vielen E-Mountainbikern dürfte Bulls damit aber ins Schwarze treffen. Zumal die praktischen Parts auch auf dem Trail keine Nachteile mit sich bringen.
Der Fahrer sitzt leicht gestreckt auf dem Sonic AM, der tiefe Lenker gibt dem Rad eine sportliche Note. Das bringt in steilen Uphills viel Druck auf die Front. Lange Kettenstreben drücken das Vorderrad zusätzlich auf den Boden. Die für E-Bikes optimierte Cues-Schaltung ist nicht so knackig wie eine klassische Deore, schaltet dafür gut auch unter Last und verspricht eine bessere Haltbarkeit.
Der fantastische Bosch-Motor ist exzellent dosierbar, für die rein mechanische Traktion bergauf gibt’s aber etwas Abzug. Bei widrigen Bedingungen geizt das Gummi der günstigen Schwalbe-Reifen mit Grip. Die Suntour-Gabel mit Bulls-Label reagiert spürbar auf kalte Temperaturen und wirkt dann etwas überdämpft.
Reifen und Gabel kosten das Bulls auch bergab etwas Punkte. Bei guten Bedingungen erlebten wir das Sonic AM hingegen als fahrstarken Tourer, auch wenn die Kettenstreben etwas lang sind und die Front spätestens bergab etwas tief ausfällt. Heißt: Weniger Vertrauen im steilen Gelände und explizit handlich und aktiv fährt sich das Sonic AM mit dem langen Heck auch nicht. Dank des tiefen Tretlagers liegt das Bike aber stabil in der Kurve.
Die Gabel arbeitet tendenziell sportlich straff, bleibt aber auf Augenhöhe mit der Konkurrenz. Die hintere Federung fiel uns sogar positiv auf. Und das ABS? Das bringt vielen Bikern einen guten Mehrwert. Fahrfehler wie Schreck-Bremser auf nassen Wurzeln führen weniger leicht zu Stürzen. Allerdings sollte man die Front aktiv belasten. Steht man zu weit hinten, fehlt es dem Vorderrad schnell an Grip und das ABS regelt zu früh. Boschs sportlicher abgestimmtes Trail-Pro-ABS (hier im Test) gelingt hier aus unserer Sicht der bessere Kompromiss. Die Basisbremse von TRP liefert eine gute Bremsleistung und Ergonomie. Leider war an unserem Testbike einer der Kolben undicht und sorgte für ständigen Öl- und Druckpunktverlust.
Das Bulls punktet mit hoher Alltagstauglichkeit. Die Fahrleistungen auf dem Trail bewegen sich im oberen Mittelfeld. Tuning-Tipp: Höhere Front und griffigere Reifen. Ansonsten ein guter Allrounder für Trails und Touren, wenn auch etwas schwer und nicht sehr handlich. - Florentin Vesenbeckh, stv. Chefredakteur bei BIKE
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