Es wäre so einfach und würde nebenbei auch noch richtig viel Zeit, Know-how und letztendlich Geld einsparen. Doch auch nach 35 Jahren BIKE-Tests gehen oder besser fahren wir noch immer den steinigen Weg. Anstatt einfach nur Herstellerangaben zu übernehmen, machen wir uns lieber selbst ein Bild. Zerlegen, Messen, Begutachten und schließlich Bewerten zählen daher zu unseren Kernkompetenzen. Auch in Zukunft halten wir daher am eigenen Testlabor fest.
Neben BIKE gibt es weltweit kein weiteres Magazin und auch keine Website, die sich so umfassend auf tatsächliche Werte stützt, anstatt die Angaben der Hersteller zu vergleichen und zu veröffentlichen. Echte Gewichte, gemessene Rahmensteifigkeiten und Laufradträgheiten sowie exakte Geometriedaten: Das alles gibt es nur bei BIKE.
Doch warum der ganze Aufwand? Ganz einfach: Wunsch und Realität driften oft weiter auseinander, als man denkt. Lenkwinkelabweichung von über zwei Grad, ein bis zu 25 Millimeter kürzerer Reach und mehr als ein halbes Kilo Abweichung vom Wunschgewicht sind keine Seltenheit im Testalltag. Statt beim Testen im Dunkeln zu tappen und sich ausschließlich auf das Bauchgefühl eines Einzelnen zu verlassen, halten wir an aufwendigen Labormessungen fest, modernisieren und entwickeln sogar neu. Ein immenser Aufwand, um Bikes noch besser bewerten zu können, mit der Entwicklung Schritt zu halten und neue Impulse zu setzen. Um der Frage nachzugehen, wie viel Steifigkeit im Gesamtsystem Mountainbike überhaupt nötig ist, haben wir einen beispiellosen Aufwand betrieben. Mit insgesamt sieben speziell präparierten Bikes und zwei unterschiedlichen Laufrädern sind wir dem Thema in einem gigantischen Blindtest auf den Grund gegangen. Die Erkenntnisse sind direkt in unseren brandneuen Steifigkeitsprüfstand eingeflossen, der ab sofort wichtige Daten zu den Fahreigenschaften liefert.
Was nützt das plakativste Testurteil oder das blumigste Fazit, wenn man nicht nachvollziehen kann, wo die Note überhaupt herkommt? Wir setzen daher nach wie vor auf Transparenz und geben klare Auskunft über die Stärken und Schwächen eines Bikes oder auch anderer Testprodukte. Weder die Zusammensetzung des Testurteils noch die Gewichtung der einzelnen Kriterien bleibt bei uns im Verborgenen. Um künftig noch leichter eine Einordnung des Testprodukts zu erhalten, gehen wir ab sofort zu einem Schulnotensystem, analog zu Stiftung Warentest oder auch zu unserem Schwestermagazin TOUR über. So lassen sich Produkte auch ohne die Kenntnis des speziellen Notenschlüssels leichter einordnen. Künftig wird es also keine maximal 250 möglichen Punkte mehr für ein Komplettbike geben. Auch das Testurteil „Super“ verschwindet aus unserem Ranking. Unser neues Notenspektrum bewegt sich bei allen Tests von „sehr gut“ bis „mangelhaft“. Die Note „sehr gut“ wird demnach nur noch für wirklich herausragende Produkte vergeben.
Auch die Gliederung der einzelnen Testkriterien hat sich geändert. Gab es bislang die Unterteilung in bergauf, bergab und Sonstiges, so arbeiten wir künftig mit den drei Hauptkriterien: Fahrverhalten, Labor und Ausstattung. Für diese gibt es jeweils eine separate Einzelnote. Das Fahrverhalten, das von mindestens drei erfahrenen Testern im Praxistest ermittelt wird, macht den Löwenanteil der Gesamtnote aus. Über alle Fully-Kategorien hinweg fließt das Fahrverhalten, das sich in Uphill- und Downhill-Performance aufgliedert, zu 65 Prozent in die Endnote ein. Entsprechend der Kategorie gibt es mehr Punkte für Up- oder Downhill zu holen. Weitere zehn Prozent kommen aus dem Labor und nochmals 25 Prozent stecken in der Ausstattung. Aufgrund der zusätzlichen Ermittlung des Sitzkomforts bei Hardtails (Bild 4) fällt der Einfluss der Labornote bei diesen Bikes größer aus.
Garantie, Servicefreundlichkeit und auch die Rahmensteifigkeit geben weitere kaufentscheidende Hilfen, gehen aber nicht die Endnote mit ein.
1 Fahrverhalten: Der wichtigste Punkt im neuen Bewertungssystem macht bei Fullys 65 Prozent der Endnote aus. Wir unterscheiden weiterhin, wie gut sich ein Bike bergauf und bergab fahren lässt und wie das Fahrwerk entsprechend arbeitet.
2 Laborwerte: Bei den Fully-Kategorien werden Gesamtgewicht und Laufradträgheit ermittelt, was insgesamt zehn Prozent der Note ausmacht. Bei den Hardtails erhöht sich der Prozentanteil, weil mit der Sitzkomfortmessung ein weiterer Laborwert hinzukommt.
3 Ausstattung: Mit insgesamt 25 Prozent verbergen sich fünf unterschiedliche Punkte im Bereich Ausstattung. Neben der Qualität der Komponenten und Anbauteile bewerten wir zusätzlich Dinge, die für den Fahrer einen Mehrwert schaffen. Das kann beispielsweise ein integriertes Tool oder ein Lenkanschlagsbegrenzer sein. Zusätzlich honorieren wir die Möglichkeit, eine Trinkflasche im Rahmendreieck befestigen zu können. Auch die Versenkbarkeit des Sattels und letztendlich die Qualität und Verarbeitung des Rahmens werden ganz genau untersucht und objektiv bewertet.
4 Garantie, Servicefreundlichkeit, Rahmensteifigkeit: Auch die Garantieleistung in Jahren, die Servicefreundlichkeit des Bikes und die Rahmensteifigkeit werden bei BIKE akribisch ermittelt. Allesamt wichtige Kriterien, die beim Kauf einen relevanten Ausschlag geben können.
5 Gesamtnote: Die drei Einzelnoten aus Fahrverhalten, Labor und Ausstattung ergeben zusammen die Endnote.