Die drei Bikes halten selbst dem zweiten und sogar dritten Blick stand und geben sich rein äußerlich absolut identisch. Es ist unmöglich, einen Unterschied auszumachen und doch sind sie grundverschieden. Bei den Drillingen handelt es sich um das nagelneue 301 Carbolite, das neue Trail-Flagschiff von Liteville.
Doch warum in dreifacher Ausführung? Um herauszufinden, wie hoch die Rahmensteifigkeit wirklich sein muss und wie sich diese auf das Fahrverhalten auswirkt, baute Liteville drei von der Form her identische Carbon-Rahmen, allerdings mit einer komplett anderen Faserbelegung am Hauptrahmen. Der Einfluss von nur wenigen Gramm Carbonfasern an den richtigen Stellen ist gewaltig. Gerade einmal 50 Gramm Carbon machen, richtig platziert, bereits 25 Prozent der Steifigkeit aus. So groß ist der Unterschied zwischen dem softesten und dem steifsten Hauptrahmen der Protoypen. Das mittlere Pendant liegt zwischendrin, mit zehn Prozent höherer Steifigkeit aber näher am weichsten Rahmen. Doch woher weiß man als Konstrukteur, an welchen Stellen der Rahmen am effektivsten verstärkt werden muss? Um zu überprüfen, wo sich der Rahmen unter Last verwindet, nutzt Liteville einen 3-D-Scanner. Über zahlreiche auf dem Rahmen aufgeklebte Messpunkte entsteht nach dem Scannen ein 3-D-Modell. Wird der Rahmen nun auf dem Prüfstand belastet und erneut eingescannt, lässt sich exakt die tatsächliche Verformung und Auslenkung des Rahmens erkennen (siehe Bild). Für eine höhere Steifigkeit kann er im Anschluss gezielt an den entsprechenden Stellen verstärkt werden.
Da die Messwerte aber nur ein Teil der Medaille sind, baute Liteville gleich drei Versionen, um die Steifigkeitsunterschiede beim Fahren zu erspüren. Der Ansatz schlägt exakt in die gleiche Kerbe wie unser Blindtest zur Rahmensteifigkeit, weshalb wir die drei 301 CL gleich mit in unser Testprozedere integrierten. Um es vorwegzunehmen: Selbst erfahrenen Testern fällt es schwer, Abweichungen von maximal 25 Prozent beim Hauptrahmen zu erfühlen. Streckenwahl und Fahrsituation sind entscheidend, um die vorhandenen Unterschiede auszumachen. Erst im unmittelbaren Vergleich und durch häufiges Wechseln der Bikes werden die Kontraste klarer. Beim Hinterbau hingegen sind 25 Prozent deutlicher zu erkennen.
Farbig dargestellt sind in dem Scan die Verformung des Rahmens in Millimeter. Die Darstellung ähnelt nur optisch einer FEM-Simulation. Es wird der reale Weg, also die Verformung bei der Belastung des Rahmens am Prüfstand dargestellt. Dazu wird der Rahmen unbelastet gescannt und dann nochmals mit der Belastung von 10 Kilo an der ein Meter langen Stange durch das Steuerrohr.
Heute reicht es nicht mehr, ein Fahrrad zu entwickeln und zu bauen, man muss die besten Werkstoffe mit technischem Know-how und leidenschaftlicher Begeisterung richtig kombinieren, dann entstehen fahrbare Traumbikes. - Mike Hiendlmayer, Geschäftsführer Syntace