Im Kampf um den Titel zum besten E-MTB 2025 hat das Pivot Shuttle AM auf dem Papier einen Nachteil: Im Carbon-Rahmen sitzt nämlich der inzwischen von einem Nachfolger abgelöste Bosch Performance Line CX Gen 4 E-Bike-Motor. Warum das Pivot Shuttle trotzdem ein starkes All Mountain Bike ist, zeigt unser Test.
Pivot ist bekannt für hochwertig verarbeitete Bikes und das neue Shuttle macht da keine Ausnahme. Da darf man sich doch wundern, dass ausgerechnet von Pivot eines der günstigeren Bikes unseres Vergleichstests der High-End-All-Mountains bis 10.000 Euro. Dabei ist der Rahmen dieses Pivot-Testbikes derselbe wie am 12.949 Euro teuren Topmodell des Shuttle AM. Gespart wird dafür an der Ausstattung. Fox-Fahrwerk aus dem Performance-Regal, eher günstige Alu-Laufräder und Schaltung wie Bremsen aus Shimanos SLX- und XT-Riege. Kein Drama, aber in diesem Preisbereich alles andere als glänzend. Hinzu kommt, dass das Shuttle AM noch kein Update auf die neueste Ausbaustufe des Bosch Performance CX bekommen hat, sondern vom Vorgänger angetrieben wird. Ist das noch zeitgemäß, und kann das Konzept mit Mittelklasse-Ausstattung aufgehen? So viel sei verraten: Uns stand eine Überraschung bevor.
Foto: Max FuchsDas ist nicht die aktuellste Version des Bosch Performance Line CX Motors. Ob das dem Pivot Shuttle zum Nachteil gereicht?
Details zum Pivot Shuttle AM Ride SLX/XT
Einsatzgebiet: All Mountain
Federweg: 160 / 146 mm
Laufradgröße: 29”
Rahmenmaterial: Carbon
Gewicht: 22,4 kg (BIKE-Messwert ohne Pedale)
Maximales Systemgewicht: 150 kg
Preis: 8299 Euro
Garantie: 10 Jahre
Besonderheiten: Flipchip, Tool-Mount, Motor der älteren Generation
Foto: Max FuchsÜber den Ladestand informiert der Bosch-Controller im Oberrohr. Der Akku ist fest verbaut und kann nur im Bike geladen werden.Foto: Max FuchsMit Shimano SLX und XT Komponenten versprüht das Pivot Shuttle AM Ride für 8299 Euro wenig Glanz. Die Funktion ist dennoch auf einem hohen Niveau.
Das Pivot Shuttle AM im Praxistest
Tatsächlich treten die Motor-Zweifel schon bald in den Hintergrund, wenn das Shuttle gen Gipfel zieht. Ja, der Nachfolger unterstützt noch etwas feinfühliger, geschmeidiger und auch etwas leiser. Das ist jedoch Jammern auf hohem Niveau, denn wem der Direktvergleich fehlt, der wird ob der starken Fahrleistung des klassischen Bosch CX Gen4 vermutlich nichts vermissen.
Foto: Max FuchsMuss sich trotz “altem” Bosch-Motor nicht hinter der aktuellen Konkurrenz verstecken: Das Pivot Shuttle bereitet auch im Uphill Freude.
Der „alte“ Bosch CX Gen 4 Motor ist definitiv noch keine “olle Kamelle” und kann problemlos noch immer mit den meisten E-Bike-Motoren mithalten. bei Drehmoment und Leistung ist er exakt auf Augenhöhe mit seinem Nachfolger. Leiser und vor allem klapperfrei ist allerdings das neue Modell. Blöd für den Wiederverkauf: Der Wertverlust des Bosch CX Gen 4 dürfte höher ausfallen, als bei Technik der neusten Evolutionsstufe.
Foto: Max FuchsAngesteuert wird der Bosch Motor am Pivot E-Mountainbike von einem klassisch-minimalistischen Lenker-Remote. Die ab Werk verbauten Griffe konnten uns im Test absolut überzeugen.
Trotz nach oben gewinkeltem Vorbau erzeugt das Pivot Shuttle AM Ride SLX/XT ein racig-sportliches Sitzgefühl. Der üppige Reach und ein flacher Sitzwinkel spannen den Fahrer großzügig übers Oberrohr und lassen ihn gefühlt weit hinter der Steuerzentrale Platz nehmen. Enge, steile Kurven sind bergauf nicht die Paradedisziplin des Bikes. Über die lange Front geht das Kontrollgefühl schneller verloren als bei der Konkurrenz.
Foto: Max FuchsDas Cockpit des Pivot Shuttle AM baut verhältnismäßig hoch. Für mehr Druck auf der Front müssen Spacer entnommen oder ein Vorbau ohne Winkel verbaut werden.
Auch das propere Laufradgewicht des Pivot Shuttle ist im Uphill deutlich spürbar. Beim Umsetzen und Beschleunigen gibt sich das Pivot im Vergleich zu Propain oder Cube behäbiger. Derweil liegt die Traktion auf hohem Niveau. Komfortabel, plüschig, feinfühlig saugt das Fahrwerk Hindernisse auf, ohne Kontrolle vermissen zu lassen.
Foto: Max FuchsDie einfachen Alu-Laufräder von DT-Swiss kommen am Pivot Shuttle AM Ride SLX/XT schwerer auf Touren, als die Konkurrenz.Foto: BIKE-MagazinDie Sitzposition fällt an Bord des Pivot Shuttle AM gestreckt aus. Schuld sind ein flacher Sitzwinkel und ein langer Reach-Wert.Foto: Max FuchsAls einziges Bike unseres Vergleichstests schaltet das Pivot E-Bike noch mechanisch via Seilzug. Der guten Funktion tut das keinen Abbruch.Foto: BIKE-MagazinReichhöhe des Pivot Shuttle AM, ermittelt bei Messfahrten auf Asphalt mit 12,2 Prozent Steigung. Höchste Unterstützungsstufe, 150 Watt Fahrerleistung, Fahrergewicht 90 kgFoto: Max FuchsGegen den Durst auf Tour lässt sich am E-Bike von Pivot ein Flaschenhalter im Rahmendreieck verbauen.
König der Abfahrt
Auch im Downhill ist der sensible, gleichzeitig definierte Hinterbau das Highlight des Pivot. Souverän flubbert er durchs Steinfeld und beschenkt den Piloten mit Sicherheitsgefühlen. Gegen diese starke Vorstellung fällt die einfache Fox 36 Performance ab. Sie geizt mit Dämpfungskontrolle und geht zu freizügig mit ihrem Hub um. Je schneller Gelände und Fahrstil werden, desto mehr wird das zum Problem. Dann verlangt die Spar-Gabel nach viel Druckstufe, die Sensibilität leidet.
Foto: Max FuchsDer Hinterbau des Pivot Shuttle AM trägt die Handschrift von Fahrwerks-Mastermind Dave Weagle und ist einer der besten im Test.
Ein Segen dagegen ist die stimmige Geometrie. Das Bike trifft einen idealen Kompromiss aus Laufruhe und angenehmem Handling. Die Glanzstunde des Pivot schlägt in steilen Schlüsselstellen. Es integriert seinen Fahrer hervorragend in den langen Hauptrahmen und über den flachen Lenkwinkel stürzt man sich voller Selbstvertrauen in die Falllinie. Die preiswerten Shimano-Parts leisten sich keine Schwächen. In Summe hat uns das Shuttle AM in den Abfahrtsdisziplinen mit am meisten überzeugt, obwohl die Gabel noch einiges an Potenzial liegen lässt.
Foto: Max FuchsMit der günstigen Performance-Kartusche hat die Fox 36 heftigen Downhills zu wenig entgegenzusetzen und taucht im Steilen zu weit ab.Foto: BIKE-MagazinStärken und Schwächen des Pivot Shuttle AM auf einen Blick.
Das BIKE-Spinnendiagramm zeigt die Stärken und Schwächen des Pivot Shuttle AM in der Kategorie E-All-Mountain. Uphill, Spieltrieb und Downhill bezieht sich auf das Fahrverhalten. Je größer der Ausschlag, desto besser die Eignung. Ausstattung: setzt sich aus unterschiedlichen Punkten wie Qualität/Verarbeitung, Usability, Flaschenhaltervolumen, Sattelversenkbarkeit zusammen. Reichweite: gemessen im standardisierten Feldtest.
Foto: Max FuchsEine Dropper-Post mit 180 Millimetern Verstellbereich schafft am Pivot Shuttle den Sattel aus dem Weg. Der Sitzwinkel fällt flach aus.Foto: Max FuchsIn der MaxxTerra-Gummimischung stellt der Maxxis-Vorderreifen am Pivot E-Bike weniger Grip bereit, als die weichen Gummis der Kontrahenten.
Daten aus dem BIKE-Testlabor
Gesamtgewicht: 22,42 kg BIKE-Messung ohne Pedale)
Akkugewicht: fest verbaut
Gewicht Laufräder: 5811 g (pro Satz mit Reifen, Kassette, Bremsscheiben)
Foto: Max FuchsDer SAG-Indikator erleichtert am Pivot das Hinterbau-Setup.Foto: Max FuchsDer Kettenstrebenschutz am Carbon-Rahmen des Pivot verhindert Antriebsgeräusche. Der alte Bosch Motor klappert leider etwas.Foto: BIKE-MagazinVon BIKE ermittelte Geometrie des Pivot Shuttle AM Ride SLX/XT in Rahmengröße L.Foto: Max FuchsDie Shimano SLX Vierkolben-Bremsen mögen an einem E-Bike für über 8000 Euro deplatziert wirken, liefern aber eine gute Portion Bremspower.Foto: Max FuchsMit 148 Millimetern Federweg im Heck fällt das Pivot Shuttle AM Ride SLX/XT in die All-Mountain-Kategorie.Foto: BIKE-MagazinBei der BIKE-Bewertung der Servicefreundlichkeit landet das Pivot Shuttle im unteren Mittelfeld.Foto: Max Fuchs203 Millimeter große Bremsscheiben leiten die Wärme auch in langen Downhills ordentlich ab.Foto: Max FuchsSchrauber freuen sich über die saubere Zugverlegung am Pivot E-Bike. Die Leitungen laufen durch verschraubte Einlässe hinter dem Steuerrohr in den Carbon-Rahmen.
Fazit von BIKE-Redakteur Jan Timmermann
Das Pivot Shuttle AM SLX/XT hat ganz klar mehr Stärken als Schwächen. Gleichzeitig sicher und verspielt macht sich das Handling bergab viele Freunde. Zudem liefert der Hinterbau eine erstklassige Vorstellung ab. Dass der Motor eine Evolutionsstufe hinterherhinkt, ist kein Ausschlusskriterium. Durch seine starke Fahrleistung verdient sich das Pivot Shuttle den Trail-Tipp im Vergleichstest der High-End-All-Mountains. Unerfüllt bleibt der Wunsch nach einem steileren Sitzwinkel und einem Wechsel-Akku. - Jan Timmermann, BIKE-Redakteur
Pro
feinfühliger, traktionsstarker Hinterbau
souveränes Handling
leicht
Contra
flacher Sitzwinkel
Gabel ist Hinterbau unterlegen
Motorklappern
Akku fest verbaut
BIKE-Note: 1,9*
Fahrverhalten: 1,9
Motor: 1,8
Labor: 1,8
Ausstattung: 2,5
*Die BIKE-Note setzt sich aus Praxiseindrücken der Testfahrer und Labormesswerten zusammen. Die Note ist preisunabhängig. Notenspektrum: 0,5–5,5, analog zum Schulnotensystem.
Foto: Georg GrieshaberBIKE-Redakteur Jan Timmermann