Lastenräder sind groß und sperrig? Muli zeigt, dass das nicht sein muss. Markenzeichen der Kölner ist der faltbare Korb in der Front des klassischen Long-John-Designs. Er wird einfach mit einem Sperrriegel ge- und entsichert. Über den Griff kann man den Korb auch mit einem klassischen Bügelschloss absperren. Zusammengefaltet braucht das Muli mit seinen kleinen Rädern kaum mehr Platz zum Abstellen, als ein normales Fahrrad. Kräftige Fahrer können mit dem Muli unbeladen auch mal ein paar Stufen überwinden.
Unser Testbike Muli Motor EU ist besonders fein mit nahezu ausschließlich europäischen Teilen ausgestattet. Der Rahmen ist made in Köln, vollständig aus recyceltem Stahl. Ungewöhnlich für ein Lastenrad ist neben der kompakten Form die hohe Bandbreite der Getriebenabe von 3x3 von der Schwäbischen Alb. Sie lässt sich über den E-Trigger intuitiv bedienen und schaltet im Stand in einen praktischen Anfahrgang. Unter Last knallt sie aber etwas. Das machen andere E-Getriebeschaltungen teils schöner. Das brandneue Bosch-System mit leisem Motor und Kiox-Display ist top, der Akku mit 545 Wattstunden reicht für das leichte Muli in der Stadt gut aus.
Lenker- und Sattelhöhe sind mit Schnellspannern anpassbar, das Muli fällt aber eher kompakt aus. Passend zum kurzen Radstand fährt sich das Muli sehr quirlig und ohne Beladung fast etwas nervös. Mit einem Wocheneinkauf im Frachtraum rollt das Rad spürbar satter. Auch eine Eurobox im 60 x 40 Standardformat passt in den Korb, der bis höchstens 70 Kilo beladen werden darf. Praktisch ist der optionale Gepäckträger (130 Euro) für zusätzliche Packtaschen. Zum Kindertransport, gegen Regen oder für Hunde gibt es weiteres Zubehör. Das Chassis des Muli ist starr, die Federstütze bringt dem Fahrer aber etwas Komfort. Passagiere und Ladung werden hingegen beim Transport etwas durchgeschüttelt.
Das Muli macht als besonders kompaktes und leichtes Lastenrad eine super Figur. Systembedingt nicht maximal hubstark oder komfortabel, dafür vielseitig einsetzbar, platzsparend beim Abstellen und insgesamt sehr durchdacht. Die edle Ausstattung des limitierten Europa-Modells braucht vielleicht nicht jeder, der kräftige, neue Bosch-Motor ist hingegen ein klares Argument. - Barbara Merz-Weigandt, Chefredakteurin MYBIKE