Eines ist das Cago sicher nicht: ein kleines Rad. Das durchgestylte Long-John der Koblenzer macht keinen Hehl daraus, dass es mit Technologie nur so vollgestopft ist. Üppige 2,7 Meter Gesamtlänge, fast 60 Kilo fahrfertig. Der Frachtraum ist Crash-Test geprüfte Fahrgastzelle statt klassischer Cargo-Box. Optional gibt's das Cago sogar mit GPS-Tracker (hier im Test) und Integral-Bremssystem.
Da fragt man sich unwillkürlich: Kann man damit überhaupt noch normal Fahrrad fahren? Man kann! Denn einmal in Bewegung, fährt sich das gut ausbalancierte Lastenrad überraschend dynamisch, lenkt flink auch um enge Ecken, wenn man das grundsätzliche Steuern mit dem Long-John einmal raus hat. Dabei hilft neben dem älteren, aber immer noch kräftigen Bosch-Motor und der Enviolo-Automatik-Schaltung auch der tiefe Schwerpunkt. So liegen zum Beispiel bis zu zwei Akkus in einem abschließbaren Fach unterhalb der Cargo-Box. Die Lenkung erfolgt elegant über Seilzug. Durch sein hohes Gewicht und den langen Radstand bietet das Cago einen guten Geradeauslauf.
Auch durch große Zuladung lässt sich das Rad nicht aus der Ruhe bringen. Die 225 Kilogramm traut man ihm locker zu. Der extrem breite Hinterreifen (70 mm!), Federstütze und Federgabel bringen guten Komfort. Bei einer Vollbremsung verwindet sich die Front aber sichtbar. Wir hatten kein Problem damit, fragen uns aber, ob die filigrane Gabel das auf Dauer mitmacht. Angesichts der durchgängig hochwertigen Ausstattung mit Supernova-Beleuchtung, Enviolo, Magura-Bremsen und Riemen stellt sich die Frage, ob das Cago nicht auch mit Vollfederung eine Zielgruppe hätte.
Der größte Nachteil ist das etwas schwerfällige Handling beim Rangieren. Auch auf den Hauptständer ziehen kleinere Menschen das große Rad nur mit viel Kraft. Ein Rahmenschloss fehlte unserem Testbike noch. Die neuen Modelle bekommen aber eins ab Werk.
Das Cago ist schwer und etwas sperrig, fährt sich aber gut und steckt voller Features und hochwertiger Technik. Beim Thema Sicherheit machen den Koblenzern nur wenige etwas vor. Trotzdem ist das Rad nicht übermäßig teuer. Gute Option auch für schwere Lasten, wenn die Abstellfläche nicht knapp bemessen ist. - Barbara Merz-Weigandt, Chefredakteurin MYBIKE